Großbritanniens Sportfunktionäre lieben keine Dopingenthüllungen. Nachdem das ARD-Fernsehen und die Sunday Times vor den Weltmeisterschaften in Peking über Doping in der Leichtathletik berichteten, sprach Weltverbands-Präsident Sebastian Coe "vom Krieg gegen seinen Sport".
"Wir tun alles, was wir können"
Jetzt hat die Sunday Times enthüllt, dass die oberste Dopingjägerin des Königreiches diese Vorwürfe ebenfalls unter den Tisch kehren möchte. "Wir tun alles, was wir können, um den Fokus auf die positiven Nachrichten zu richten. Das Letzte was wir wollen, ist eine Story, die den Countdown für die Sommerspiele in Rio beeinträchtigt", zitiert die Sunday Times aus einer Mail von Nicola Sapstead, der Chefin der britischen Anti-Doping-Agentur, an Bill Sweeney, den Boss des britischen Nationalen Olympischen Komitees.
Diese Mail wurde am Tag der Dopingenthüllungen in der Leichtathletik von Sunday Times und ARD verschickt. Auf Anfrage der Sunday Times verteidigte Sapstead ihr Vorgehen mit einer für eine Anti-Doping-Kämpferin eigentümlichen Aussage: Niemand wolle, dass eine schöne Geschichte von etwas überschattet werde, was negativ für den Sport sei.
Doping-Bekämpferin muss sich nun rechtfertigen
Das Timing sei unglücklich gewesen. Sprich: Olympia oder Weltmeisterschaften bitte nicht mit Dopingmeldungen stören. In den Mails, die der ARD-Dopingredaktion vorliegen, wird Sapstead auch intern kritisiert. Justin Turner, Vorstandsmitglied der britischen Anti-Doping-Agentur, wirft UK Anti Doping unter der Führung Sapsteads mangelnde Effektivität vor. Es fehle das notwenige Know-How. Die Geschäftsführerin muss sich nun bei der nächsten Vorstandssitzung in diesem Monat rechtfertigen.