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Leichtathletik-EM
Viele Pleiten, kaum Triumphe

92 Starter, 20 Medaillenkandidaten - am Ende nur acht Plaketten. Die deutschen Leichtathleten haben bei der EM in Zürich ein historisches Debakel erlebt. Auch die starken Werfer konnten die Bilanz nicht retten. Für Überraschungen sorgten die Läufer.

    Antje Möldner-Schmidt läuft zu ihrem größten Erfolg: Sie wurde erste deutsche Europameisterin überhaupt im Hindernislauf.
    Antje Möldner-Schmidt läuft zu ihrem größten Erfolg: Sie wurde erste deutsche Europameisterin überhaupt im Hindernislauf. (AFP / Olivier Morin)
    Erst am letzten Tag der Leichtathletik-EM drehten die deutschen Sportler auf. Doppel-Gold durch Kugelstoßerin Christina Schwanitz und Hindernisläuferin Antje Möldner-Schmidt und Silber durch die Sprintstaffel der Männer schönten die Bilanz am Abschlusstag noch etwas. Doch am Ende schnitt das 92-köpfige Team mit insgesamt acht Medaillen - 4x Gold, 1x Silber, 3x Bronze - in 47 Entscheidungen sogar noch schlechter ab als beim Tiefpunkt vor acht Jahren in Göteborg. Dennoch landeten die Deutschen im Medaillenspiegel auf einem respektablen dritten Rang - hinter den überragenden Briten und den überraschend starken Franzosen.
    Auf die starken Männer und Frauen war wieder einmal Verlass: Fünf Tage nach dem Auftaktsieg von Kugelstoßer David Storl vergoldete auch Kollegin Christina Schwanitz ihre Kugel. "Das war kein Kinderspiel, es war richtig Sport", erklärte die 28-Jährige vom LV 90 Erzgebirge. "Der Rucksack wächst jetzt. Jeder wird sagen, du bist Vizeweltmeisterin geworden und Europameisterin, da wirst du doch in Rio mal ordentlich Gas geben." Im brasilianischen Rio de Janeiro finden 2016 die Olympischen Spiele statt. Gold holte auch Diskuswerfer Robert Harting.
    Gold nach Krebserkrankung
    Antje Möldner-Schmidt sorgte im 3000-Meter-Hindernisrennen für eine Überraschung. Die 30-Jährige aus Cottbus wurde dank eines kraftvollen Endspurts erste deutsche Europameisterin auf dieser Strecke. Vor vier Jahren schien ihre Leichtathletik-Karriere schon beendet: Lymphzellenerkrankung, Tumor in der rechten Schulter, Chemotherapie. "Die größten Erfolge meiner Karriere waren nach der schweren Zeit", sagte Möldner-Schmidt. "Früher habe ich vor dem letzten Wassergraben immer ein wenig abgebremst. Aber diesmal bin ich aggressiv rangegangen."
    Nach Ansicht von Verbandspräsident Clemens Prokop hat die junge Mannschaft ihre Pflicht erfüllt. "Bei der Kür sind aber nicht alle Hoffnungen aufgegangen", resümierte er. Sechsmal verpassten die deutschen Sportler als Vierte das Podest nur knapp. "Die Perspektive ist auf die Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro ausgerichtet", sagte Prokop. "Und eine ganze Reihe von jungen Athleten haben hier Ausrufezeichen gesetzt."
    (sdö/nin)