Die Probleme zeigten sich bereits wenige Tage vor der WM. Da ließ der amerikanische Leichtathletikverband seinen besten Mann über 800 Meter zuhause. Nicht wegen schwacher Form. Sondern weil sich der Vize-Weltmeister von Moskau, Nick Symmonds, weigerte, eine Erklärung zu unterschreiben, in der es um das Tragen der Trainingskleidung ging.
Da passte es irgendwie, dass Jennifer Simpson, vor vier Jahren Weltmeisterin über 1500 Meter, im Finale in Peking auf halber Strecke den Schuh verlor und natürlich auch anschließend das Rennen. Jeff Henderson, einer der Favoriten im Weitsprung, landete auf Platz neun.
"Die Amerikaner haben bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften Mühe", lautete die Überschrift in der Los Angeles Times angesichts all der Ansprüche, mit denen die USA bei Großveranstaltungen antreten. Und was sie davon einlösen. Sie waren in vielen Disziplinen mit vorne dabei. Aber sie belegten überwiegend Platz zwei und drei.
Das Echo auf all das wird allerdings zuhause rasch wieder verklingen. Was der Fernsehsender NBC aus der extrem fernen Zeitzone überträgt, versickert in einem Verhau von hunderten von Kabelkanälen. Immer weniger Zeitungsredaktionen schicken noch Reporter zu den Veranstaltungen. Leichtathletik ist eine Randsportart.
Die glänzt medial nur noch alle vier Jahre – bei den Olympischen Spielen, die in den Vereinigten Staaten gerne als letzte große Heldenfabrik des Sports inszeniert werden. Und für die sich amerikanische Millionen-Metropolen immer wieder bewerben. Zur Zeit peilt Los Angeles die Austragung im Jahr 2024 an, nachdem sich Boston vor ein paar Wochen selbst aus dem Rennen genommen hatte. Allerdings fehlt das Votum des Stadtrats, der in diesen Tagen abstimmen wird.
Das abflachende Interesse kompensiert der Fernsehsender NBC übrigens mit einer gut gemachten Online-Berichterstattung mit Live-Streams und Interviews. Es wird dies wohl das Format der Zukunft sein. Für ein Leben in der Nische.