Der Leichtathletik-Weltverband IAAF soll die Veröffentlichung einer vor der Weltmeisterschaft 2011 durchgeführten anonymen Athletenbefragung blockiert haben. Das berichten die britische "Sunday Times" sowie der Fernsehsender ARD. In der Studie hatten knapp ein Drittel der 1.800 Teilnehmer angegeben, in den zwölf Monaten vor der WM im südkoreanischen Daegu gedopt zu haben. Die Studienautoren der Universität Tübingen mussten nach eigenen Angaben ein Verschwiegenheitsabkommen unterzeichnen.
IAAF machte vom Vetorecht Gebrauch
"Dass die IAAF die Veröffentlichung der Ergebnisse so lange ohne guten Grund zurückhält, ist ein ernsthafter Eingriff", teilte die Universität Tübingen den Medien eine Woche vor dem Start der Leichtathletik-WM in Peking (22. bis 30. August) mit.
Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hatte die Studie in Auftrag gegeben, um unter dem Schutz der anonymen Befragung Aufschlüsse darüber zu erhalten, in welchem Umfang Doping betrieben wird. 29 Prozent der Teilnehmer räumten daraufhin Doping in der Vorbereitung auf die Titelkämpfe im südkoreanischen Daegu ein. Wie die WADA der englischen Zeitung nun bestätigte, habe die IAAF im Vorfeld ein Vetorecht in Bezug auf die Veröffentlichung erhalten.
Die IAAF blockiere die Studie, sagte Mitherausgeber Rolf Ulrich der "Sunday Times": "Gemeinsam mit der WADA sind sie die Teilhaber, und sie halten es zurück." Die "New York Times" hatte 2013 die wichtigsten Zahlen veröffentlicht, schon damals sah sich die IAAF mit den Vorwürfen der Vertuschung konfrontiert. Die IAAF dementierte diese Darstellung vehement. Weder habe es ein Vetorecht gegeben noch habe man jemals die Veröffentlichung der Studie verhindert. Man habe vielmehr seriöse Zweifel an der Auslegung der Ergebnisse durch die Tübinger Wissenschaftler. Deshalb habe man die Studie zur Überprüfung an andere hochrangige Experten weitergegeben.
Russen sollen aufklären
Zuletzt hatte die ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping, im Schattenreich der Leichtathletik" für Aufsehen gesorgt. Wie die "Sportschau" berichtet, reagierte der Weltleichtathletikverband IAAF auf die Recherchen. Der russische Leichtathletikverband wurde aufgefordert, Stellung zu Dopingvorwürfen gegen acht Spitzenathleten und Funktionäre zu nehmen, die entweder Doping-Mittel verteilt oder genommen haben sollen. Kann der russische Verband die in Video- und Audioaufnahmen festgehaltenen Vorgänge nicht entkräften, soll er die Betroffenen nach den IAAF-Statuten zügig sperren. Dabei droht vier Athleten wie der Olympiasiegerin Maria Savinova eine vierjährige weltweite Wettkampf-Sperre, vier weiteren wie Chefmediziner Sergej Portugalov sogar eine lebenslange. Zudem dürften den Athleten etliche Titel und Medaillen aberkannt werden.
(fwa/tzi)