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Leichtathletik-WM 2019
"Als Europäer denkt man sich: Warum muss das in Katar sein?"

Die Leichtathletik-WM 2019 wird in Katar stattfinden - aufgrund der Hitze im Herbst und nicht wie üblich im Sommer. Der 5.000- und 10.000-Meter-Läufer Richard Ringer sagte im Dlf, dass er leere Zuschauerränge befürchte. Und er kritisierte den Umgang mit Gastarbeitnehmern in Katar.

Richard Ringer im Gespräch mit Bastian Rudde |
    Richard Ringer, IAAF World Indoor Championships am 02.03.18 in der Arena Birmingham (Großbritannien). Dahinter Youssouf Hiss Bachir (DJI) und Yassin Bouih (ITA).
    Der deutsche Läufer Richard Ringer ist angesichts der Leichtathletik-WM in Katar "eher negativ eingestellt" (imago sportfotodienst)
    Ringer hinterfragte, ob der Leichtathletik-Weltverband IAAF mit der Vergabe in den Wüstenstaat Katar wirklich das Land unterstütze und wieso neuer Hauptsponsor des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF ausgerechnet eine Bank aus Katar sein müsse. Geld spiele immer eine Rolle, so der beste deutsche Läufer über die 5.000 und 10.000 Meter. Ringers Vorschlag: die Weltmeisterschaft als Zyklus jedes Mal in einem anderen Kontinent stattfinden zu lassen. Damit wäre die WM jedes zehnte Jahr auf dem eigenen Kontinent. Dort könnten dann interne Ausschreibungen stattfinden - oder man könnte ein Stadion pro Kontinent festlegen - wie Berlin in Europa und Los Angeles in Amerika.
    Ringer bezweifelte, dass interessierte Zuschauer aus Europa für die WM nach Doha reisen. Das sei eine weite Reise, die viel Geld koste. Er sei gespannt, wer da zuschaue und ob Gruppen nach bestimmten Vorgaben jubeln müssen. Ob es ein Fehler gewesen sei, die WM nach Katar zu vergeben, könne man erst sagen, wenn sie stattgefunden habe. Organisatorisch würden die Wettkämpfe vermutlich gut, so Ringer, aber: "Wenn man mitbekommen hat, wie die Arbeitsbedingungen beim Stadionbau waren, dass einige ihr Leben lassen mussten, ist das heftig." Da sei man "eher negativ eingestellt". Irgendwann müsse man es aber akzeptieren und sich auf sein Training konzentrieren.
    Was die Hitze in Katar betrifft, hätten die Afrikaner vermutlich einen Vorteil. Andererseits habe es bei Hitze schon viele Überraschungen gegeben. Bei hohen Temperaturen liefen alle langsamer. Zudem sei das Stadion klimatisiert, davon hätten sich die Bundestrainer bereits überzeugt.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.