Schnell war Mariam Farid schon immer - und irgendwie ständig in Bewegung, erzählt sie:
"Bereits als Kind war ich sehr aktiv. Bei jeder Gelegenheit bin ich rennen gegangen. Oder ich habe mit den Jungs Fußball gespielt. Schon als Kind habe ich viel Sport gemacht."
Das fiel auf - vor allem ihrem Vater, der erkannte, welches Talent in seiner Tochter schlummerte. Er ermunterte sie, eine Karriere als Leichtathletin zu versuchen.
"Er unterstützt mich sehr. Bei meinem ersten internationalen Event, dem Westasien-Wettbewerb in Jordanien, ist er sogar mitgekommen, um mich anzufeuern. Er ist sehr dafür, dass ich mit dem Sport weitermache und meinen Traum verwirkliche."
Mariam Farid ist 21. Am Ableger der amerikanischen Northwestern University in Doha studiert sie Kommunikationswissenschaften. Nach der Uni kommt jeden Tag das Training, etwa zweieinhalb Stunden lang, unter den Augen einer ehemaligen Spitzensportlerin aus Tunesien.
"Ich breche Klischees"
Die Golf-Monarchien sind sehr konservative Gesellschaften. Dass Frauen in aller Öffentlichkeit Sport treiben, ist noch nicht für alle Menschen dort selbstverständlich. Mariam wehrt sich aber auch gegen Vorurteile aus dem Westen.
"Ich breche Klischees und das Bild, das Leute von Frauen im Nahen Osten haben. Nein, wir werden nicht unterdrückt, wir sind frei, und (auch) wir dürfen Sachen machen."
Auch beim Sport trägt Mariam ein Kopftuch, und sie hat dann Leggins an - weil sie es so will. Dass sie häufig darauf angesprochen wird, ist sie gewohnt.
"Selbst bei uns sagen Leute: Ist dir beim Training denn nicht heiß? Nein, das ist Teil meiner Identität, so lebe ich, und es gehört zu dem, worum meine Religion mich bittet. Deshalb befolge und respektiere ich es. Und ich glaube, wenn du das machst, was Gott von dir will, dann lässt er dich auch nicht hängen."
Kleine Fortschritte
Ob sich Mariams Gottvertrauen auch bei der Leichtathletik-WM auszahlt, wird sich zeigen. Die junge Sportlerin ist realistisch: Für einen Platz auf dem Podest dürfte es wohl noch nicht reichen. Aber während vergangener Wettbewerbe sei sie immer besser geworden, sagt Mariam:
"Es gibt Fortschritte. Gott sei Dank werden meine Zeiten von Mal zu Mal immer besser. Und solange ich diese Fortschritte mache, bin ich zufrieden. Bei der WM werde ich hoffentlich einen neuen Rekord aufstellen oder eine persönliche Bestzeit schaffen."
Vor allem hofft Mariam jetzt auf gute Nerven. Zuhause fürs eigene Land an den Start gehen - das sei etwas ganz Besonderes.
"Normalerweise mache ich mir vor Wettkämpfen keinen Stress - ich habe genug Selbstvertrauen und zieh's durch; denn auch wenn ich kein Gold holen werde, nehme ich zumindest teil und gebe mein Bestes. Aber die WM bedeutet eine sehr große Verantwortung - weil es hier in Katar ist und alle zuschauen werden!