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Leichtathletin Klosterhalfen in den USA
„Es ist die Chance ihres Lebens“

Die deutsche Läuferin Konstanze Klosterhalfen trainiert seit einem Dreivierteljahr in den USA im Rahmen des umstrittenen "Oregon Project". Clemens Prokop, Mitglied im Präsidium des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV), hat keine Sorge, dass seinem Verband in Zukunft die Talente abhandenkommen.

Clemens Prokop im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Muller Athletics Grand Prix Birmingham Konstanze Klosterhalfen breaks the German National record in a time of 4.21.11 during the 1 mile at the Muller Athletics Grand Prix at Alexander Stadium, Birmingham PUBLICATIONxNOTxINxUKxCHN Copyright: xNigelxBramleyx FIL-13535-0046
Läuferin Konstanze Klosterhalfen beim Leichtathletik-Meeting in Birmingham. (Imago)
Nach deutschen Rekorden peilt die Mittel- und Langstreckenläuferin jetzt den Europarekord an. Konstanze Klosterhalfen trainiert dafür in den USA. Clemens Prokop, Jurist und Mitglied im Präsidium des DLV, hat dafür Verständnis: "Es ist die Chance ihres Lebens. Ihre Leistungssteigerungen sind ja unglaublich. Sie kann sich im neuen Umfeld deutlich steigern."
Auch für den Verband sei die Entwicklung "eine tolle Sache", so Prokop: "Es kann eine Athletin präsentiert werden, die international in der Lage ist, im Langstreckenbereich mitzulaufen." Prokop bedauert allerdings, dass man etwas Vergleichbares in Deutschland oder Europa nicht bieten könne.
Bei dem Projekt in den USA sei das Besondere, dass der gesamte Tagesablauf auf die Steigerung der sportlichen Leistung ausgerichtet sei. Prokop: "Es sind nur Athleten, die sich auf höchstem internationalem Niveau bewegen. Dadurch sind in der Trainingsgruppe ganz andere Dinge möglich, als das hier in Deutschland aktuell möglich wäre."
Dopingkontrollen seien vergleichbar mit denen in Deutschland
Der DLV-Vertreter hat keine Sorge, dass im Umkehrschluss der Deutschen Leichtathletik die Talente weglaufen. Denn der Sponsor beschränke das Projekt auf wenige Athleten mit internationaler Topqualität.
Leichtathletik Berlin 29.04.2018 Noch 100 Tage bis zur Leichtathletik Europameisterschaft in Berlin 2018 Berlin 2018 Leichtathletik-EM Vorstellung des offiziellen Maskottchens Berlino im Berliner Zoo Dr. Clemens Prokop, Aufsichtsratsvorsitzender Berlin 2018 *** Athletics Berlin 29 04 2018 100 days until the European Athletics Championships in Berlin 2018 Berlin 2018 European Athletics Championships Presentation of the official mascot Berlino in the Berlin Zoo Dr Clemens Prokop Chairman of the Supervisory Board Berlin 2018
Clemens Prokop ist Mitglied im Präsidium des Deutschen Leichtathletikverbandes. (Imago)
Die Leistungssprünge von Klosterhalfen sind beachtlich. Gerade erst hat sie den deutschen Rekord über 5.000 Meter pulverisiert. Gegen den Leiter des "Oregon-Project" gibt es Untersuchungen der US Anti-Doping-Behörde. Doch die Dopingkontrollen in den USA seien vergleichbar mit denen in Deutschland, so Prokop: "In den USA unterliegen die Athleten den gleichen Kontrollstrukturen wie in Deutschland. So dass sie dadurch keinen Vorteil haben, gegenüber einem Training in Deutschland." Das gelte auch für die Dokumentation der Kontrollen.
Die NADA kontrolliert Sportler, die im Ausland trainieren
Wie aktiv die Nationale Anti Doping-Agentur (NADA) im Fall Klosterhalfen ist, weiß Prokop nicht. Er stellt aber klar: "Wir wissen aus der Vergangenheit, dass Athleten, gerade im Langstreckenbereich, die im Ausland trainieren, in der Vergangenheit sehr, sehr intensiv kontrolliert worden sind."
Bei den Kontrollen spiele es keine Rolle, ob sie in Deutschland oder im Ausland trainieren. "Ich gehen davon, weil es sich bei Klosterhalfen um eine Ausnahmeathletin handelt, dass die Nada hier intensiv diese Möglichkeiten ausschöpfen wird."
Dass die Top-Athletin in den USA trainiert, hält er für eine Chance: "Eine Sportart braucht immer Idole, die motivieren und anderen zeigen, was möglich ist. Wichtig dabei ist, dass diese Leistungen auf einem ethischen Niveau stattfinden, für das der DLV steht. Ich habe keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass das bei Klosterhalfen nicht der Fall ist."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.