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Leichter Anstieg der Ökostrom-Umlage im Jahr 2012

Den Umstieg der Stromversorgung auf erneuerbare Energiequellen finanzieren die Verbraucher in Deutschland durch eine Umlage mit. Sie ist in den vergangenen Jahren um fast das Dreifache gestiegen. Ein Fass ohne Boden? In diesem Jahr steigt die Umlage nicht mehr so schnell.

Von Dieter Nürnberger | 13.10.2011
    Für 2012 wird die Steigerung in der Tat moderat ausfallen. Die vier Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland werden zwar erst morgen ihre Zahlen offiziell bekannt geben, aber zumindest die wichtigste Ziffer ist schon veröffentlicht.

    Demnach wird die Umlage, die ja über den Strompreis von den Verbrauchern bezahlt wird, im nächsten Jahr von 3,53 auf 3,59, also grob gesagt, auf 3,6 Cent steigen. Das liegt somit unter dem, was einige Experten prognostiziert oder auch befürchtet hatten. Für einen Durchschnittshaushalt, Jahresverbrauch rund 3500 Kilowattstunden, wird dies eine Erhöhung von rund drei Euro pro Jahr bedeuten. Zum Vergleich: Der Kilowattstundenpreis für Haushalte liegt derzeit bei etwa 23 Cent, eine Jahresstromrechnung eines Durchschnittshaushalts bei rund 700 Euro.

    Insgesamt also eine kleine, eine moderate Steigerung ab dem kommenden Jahr. Und das bedeutet natürlich auch eine Entwarnung oder Beruhigung für die Branche der erneuerbaren Energien. Denn man hatte befürchtet, dass bei einer stärkeren Erhöhung auch wieder die Diskussion um Sinn oder Unsinn der Förderung dieser Energieformen losgehen könnte.

    Doch ein Blick in die Details der EEG-Umlage offenbart auch einige Kritik- oder Streitpunkte. Björn Klusmann ist Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energien, er kritisiert, dass zwar alle Normalverbraucher zahlen müssten, doch immer mehr Ausnahmen für die Industrie gelten würden.

    "Große Teile des Industriestromverbrauchs sind von der Umlage befreit. Für die sehr energieintensiven Unternehmen ist dies sicherlich auch sinnvoll. Aber durch die EEG-Novelle wurde nun diese besondere Ausgleichsregelung noch einmal ausgeweitet. Somit profitieren auch mehr Unternehmen davon. Es ist derzeit auch nicht klar, wie viele es eigentlich sind. Das ist ein wichtiger Faktor - immer weniger Schultern tragen die Kosten."

    Wäre dem nicht so, so Klusmann, dann müsste für 2012 die Umlage auch nicht erhöht werden. Diese Meinung wird von vielen Beteiligten oder Experten geteilt. In einer ersten Stellungnahme fordert deshalb die grüne Bundestagsfraktion, dass diese Ausnahmeregelungen für die Industrie beschnitten werden sollten. Auch beim Bundesverband der Verbraucherzentralen zeigte man sich heute Vormittag etwas überrascht, über den Anstieg der EEG-Umlage für 2012, denn eigentlich hätte diese aufgrund der Ausbauzahlen der Anlagen eher sinken müssen.

    Allerdings wird hier auch der hohe Kostenanteil der Solarenergie bei der Förderung kritisiert. Frauke Rogalla, die Energieexpertin des vzbv:

    "Das Grundproblem ist die hohe Förderung der Solarenergie. Das macht noch immer über 50 Prozent der Umlage aus, allerdings bei einer Stromausbeute von lediglich drei Prozent. Das macht diese hohe Umlage also insgesamt aus. Deshalb zahlen wir 3,5 und im nächsten Jahr dann 3,6 Cent pro Kilowattstunde. Diese hohe Umlage führt dann auch dazu, dass sich andere Akteure sozusagen herausstehlen. Insofern bleibt die Kritik - für die Solarenergie sollte eine andere Systematik gefunden werden."

    Das zumindest will der Bundesverband Erneuerbare Energien so nicht stehen lassen. Einzelne Energieformen sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden, sagt Geschäftsführer Björn Klusmann.

    "Von den fünf erneuerbaren Energien ist derzeit die Photovoltaik tatsächlich noch die mit den höchsten Vergütungssätzen. Allerdings aufgrund der starken Degression - des jährlichen Absenkens der Vergütung - endet sich dies möglicherweise schon recht bald. Wir werden in wenigen Jahren neue Photovoltaik-Anlagen am Netz haben, die dann sogar günstiger sein werden als beispielsweise die Offshore-Windenergie."

    Offshore bedeutet bei der Windenergie die Nutzung von Windrädern auf dem offenen Meer. Hierin sehen Experten mitunter das größte Potenzial in Deutschland.

    Fazit: Für viele Beteiligte dürfte somit die moderate Steigerung der EEG-Umlage für 2012 eine gute Nachricht sein. Auch für die Politik, die ja in diesem Jahr die Energiewende für Deutschland beschlossen hat.