Die Krankenstation von Priluzje – 25 Kilometer südlich von Kosovska Mitrovica. Ein Vater hat sein weinendes Kind gebracht. Im Wartezimmer – vor dem Raum mit den Papierakten bis zur Decke herrscht Betrieb. Jelica Djordjevic leitet die Station. Die resolute Frau mit den knallrot gefärbten Haaren zeigt auf leere Regale in einem Zimmer mit der Aufschrift "Apteka" – Apotheke.
"Wir haben keine Medikamente, sagt sie. Gar keine. Schauen Sie, alles ist leer."
Einzige Ausnahme: Für Notfälle gebe es noch ein paar Ampullen, sagt die Augenärztin, die aus der Gegend stammt. Doch nicht nur die Medikamente sind seit Anfang des Jahres knapp. Auch der Sprit für die drei Krankenwagen vor der Tür – er geht zur Neige.
"Wir haben hier Patienten, die wir täglich zur Dialyse nach Kosovska Mitrovica fahren, erzählt die Ärztin. Ihr Leben hängt quasi von uns ab. Die Treibstoffreserven der Tankstellen, die wir nutzen dürfen, gehen zur Neige. Ich bin besorgt. Wird es Sprit geben? Werden wir diese Transporte sichern können?"
Das ist Absurdistan: Die Gesundheitsstation soll nur mit serbischer Medizin und serbischem Sprit funktionieren? Warum kauft sie nicht einfach Medikamente in einer kosovo-albanischen Apotheke? Und warum tanken die Fahrer nicht einfach an einer der zahlreichen Tankstellen, die die Straße in Richtung Pristina säumen? Die Medizinerin erklärt.
"Ich bin von der serbischen Regierung angestellt. Unsere Löhne werden vom serbischen Staat bezahlt, alle Dienstleistungen laufen über Serbien. Wie soll ich rechtfertigen, wenn ich mit einer Rechnung aus einer kosovo-albanischen Apotheke käme? Das würde eine Menge Papierkram bedeuten. Die Bürokratie bringt uns um."
Mehr als 3000 Serben leben in der heruntergekommenen, staubigen Siedlung an der Straße nach Pristina. Priluzje ist eine serbische Insel in einem Meer von Kosovo-Albanern. Und der aktuelle Grenzstreit, er ist ein Streit darum, ob Serben oder Kosovo-Albaner hier das Sagen haben.
Über der Gesundheitsstation zieht ein KFOR-Hubschrauber seine Kreise. Normal in diesen Tagen. Miroslav Stankovic ist einer der Krankenwagen-Fahrer. Er berichtet von alltäglichen Schikanen durch die Kosovo-Polizei.
"Es gibt Probleme mit den Autokennzeichen. Zurzeit werden unsere Krankenwagen regelmäßig angehalten und kontrolliert. Das Verhalten der Kosovo-Polizei ist schlimm. Was haben sie in unseren Autos gefunden, dass sie so rigoros sind? Wir haben nie gegen etwas verstoßen, nie haben sie etwas in unseren Krankenwagen gefunden."
Etwa Schmuggelware – denn der Norden des Kosovo ist ein Schmugglerparadies. Und für alle Lebenslagen hat die Krankenstation das passende Auto-Kennzeichen: das alte serbische, das neue kosovarische – oder schlicht: gar keins. So machen es viele Serben hier, um sich Ärger zu ersparen – und um ein Zeichen gegen den jungen Staat Kosovo zu setzen, den Serbien nicht anerkennt.
Krankenwagen ohne Sprit. Eine Ärztin ohne Medikamente – drei Mal flogen Handgranaten in ihr Wohnhaus, erzählt sie, einmal ist es niedergebrannt worden. Warum vergeht der jungen Serbin nicht das Lachen? Warum bleibt sie hier?
"Meine Vorfahren, meine Großväter, mein Vater - alle stammen von hier, sagt sie. Kosovo ist in meinem Herzen. Und ich will meinem Volk helfen. Deshalb bin ich hier."
"Wir haben keine Medikamente, sagt sie. Gar keine. Schauen Sie, alles ist leer."
Einzige Ausnahme: Für Notfälle gebe es noch ein paar Ampullen, sagt die Augenärztin, die aus der Gegend stammt. Doch nicht nur die Medikamente sind seit Anfang des Jahres knapp. Auch der Sprit für die drei Krankenwagen vor der Tür – er geht zur Neige.
"Wir haben hier Patienten, die wir täglich zur Dialyse nach Kosovska Mitrovica fahren, erzählt die Ärztin. Ihr Leben hängt quasi von uns ab. Die Treibstoffreserven der Tankstellen, die wir nutzen dürfen, gehen zur Neige. Ich bin besorgt. Wird es Sprit geben? Werden wir diese Transporte sichern können?"
Das ist Absurdistan: Die Gesundheitsstation soll nur mit serbischer Medizin und serbischem Sprit funktionieren? Warum kauft sie nicht einfach Medikamente in einer kosovo-albanischen Apotheke? Und warum tanken die Fahrer nicht einfach an einer der zahlreichen Tankstellen, die die Straße in Richtung Pristina säumen? Die Medizinerin erklärt.
"Ich bin von der serbischen Regierung angestellt. Unsere Löhne werden vom serbischen Staat bezahlt, alle Dienstleistungen laufen über Serbien. Wie soll ich rechtfertigen, wenn ich mit einer Rechnung aus einer kosovo-albanischen Apotheke käme? Das würde eine Menge Papierkram bedeuten. Die Bürokratie bringt uns um."
Mehr als 3000 Serben leben in der heruntergekommenen, staubigen Siedlung an der Straße nach Pristina. Priluzje ist eine serbische Insel in einem Meer von Kosovo-Albanern. Und der aktuelle Grenzstreit, er ist ein Streit darum, ob Serben oder Kosovo-Albaner hier das Sagen haben.
Über der Gesundheitsstation zieht ein KFOR-Hubschrauber seine Kreise. Normal in diesen Tagen. Miroslav Stankovic ist einer der Krankenwagen-Fahrer. Er berichtet von alltäglichen Schikanen durch die Kosovo-Polizei.
"Es gibt Probleme mit den Autokennzeichen. Zurzeit werden unsere Krankenwagen regelmäßig angehalten und kontrolliert. Das Verhalten der Kosovo-Polizei ist schlimm. Was haben sie in unseren Autos gefunden, dass sie so rigoros sind? Wir haben nie gegen etwas verstoßen, nie haben sie etwas in unseren Krankenwagen gefunden."
Etwa Schmuggelware – denn der Norden des Kosovo ist ein Schmugglerparadies. Und für alle Lebenslagen hat die Krankenstation das passende Auto-Kennzeichen: das alte serbische, das neue kosovarische – oder schlicht: gar keins. So machen es viele Serben hier, um sich Ärger zu ersparen – und um ein Zeichen gegen den jungen Staat Kosovo zu setzen, den Serbien nicht anerkennt.
Krankenwagen ohne Sprit. Eine Ärztin ohne Medikamente – drei Mal flogen Handgranaten in ihr Wohnhaus, erzählt sie, einmal ist es niedergebrannt worden. Warum vergeht der jungen Serbin nicht das Lachen? Warum bleibt sie hier?
"Meine Vorfahren, meine Großväter, mein Vater - alle stammen von hier, sagt sie. Kosovo ist in meinem Herzen. Und ich will meinem Volk helfen. Deshalb bin ich hier."