Archiv

Leipziger Buchmesse
Belletristikpreis für Lyriker Jan Wagner

Erstmals hat die Jury in Leipzig einen Gedichtband mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Jan Wagner erhält die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung für "Regentonnenvariationen". Philipp Ther gewann den Preis für das beste Sachbuch.

    Der deutsche Schriftsteller Jan Wagner (M) gewinnt den Belletristik-Preis der Leipziger Buchmesse am 12.03.2015 in Leipzig (Sachsen).
    Der deutsche Schriftsteller Jan Wagner (M) gewinnt den Belletristik-Preis der Leipziger Buchmesse. (picture alliance / dpa / Jan Woitas)
    Zum Abschluss des ersten Ausstellertages in Leipzig verlieh die Jury am Donnerstag den Leipziger Buchpreis in drei Kategorien. Die Jury sorgte dabei mit der Auszeichnung von Jan Wagner für eine echte Überraschung: Erstmals war mit ihm ein Lyriker nominiert worden und errang nun auch sofort den Preis. Wagner wendet sich in seinem Werk "Regentonnenvariationen" einmal mehr der Welt der kleinen Dinge zu. Die schönsten Zeilen in seinem neuen "Regentonnenvariationen" widmet er drei sizilianischen Eseln.
    Der österreichische Autor Philipp Ther bei der Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse 2015
    Der österreichische Autor Philipp Ther bei der Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse 2015 (picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt)
    An Philipp Ther geht der Preis im Sachbuchsegment für sein Werk über die ökonomische Neuordnung Europas nach 1989. Ther analysiert in "Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent" die bis heute andauernden Veränderungen - von der neoliberalen Schocktherapie in Polen bis zu Angela Merkels Plädoyer für eine marktkonforme Demokratie.

    Den Preis im Bereich "Übersetzung" bekommt Mirjam Pressler für ihre Übertragung von "Amos Oz: Judas" aus dem Hebräischen ins Deutsche. Der Preis ist mit 45.000 Euro dotiert.
    Belletristik
    Im Bereich der Belletristik hatte die Vorauswahljury neben Jan Wagner vier weitere Autorinnen und Autoren mit ihren Werken auf die Shortlist gesetzt.
    Ursula Ackrills Roman "Zeiden, im Januar" gehört zu den Überraschungen in diesem Bücherfrühling. Zeiden ist ein Städtchen in Siebenbürgen. Unweit davon wurde die Autorin 1974 in einer Familie geboren, die zur Minderheit der Deutsch sprechenden Sachsen in Rumänien gehörte. Dort spielt nun auch ihr erster Roman, der einige Tage im Januar 1941 beleuchtet, als viele Siebenbürger vom nationalsozialistischen Taumel gepackt wurden.
    Vögel sind nicht die erste Assoziation, die man zu Afghanistan hat. Vielleicht hat den in der Eifel lebende Schriftsteller Norbert Scheuer gerade dieser ungewöhnliche Zugang gereizt. Inspiriert zu seinem Roman "Die Sprache der Vögel" hatte ihn das Gespräch mit einem jungen Mann mit Schildkröte in einem Café. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein in Afghanistan eingesetzter Sanitäter der Bundeswehr. Schon sein Ururgroßvater hatte das Land auf der Suche nach der Universalsprache der Vögel bereist.
    "Das Lächeln der Allegatoren" von Michael Wildenhain ist ein Roman über radikale Liebe und die Abgründe des Politischen.
    Außerdem war die in Wien lebende Schriftstellerin Teresa Präauer mit ihrem zweiten Roman "Johnny und Jean" in der Kategorie Belletristik nominiert. Darin erzählt sie die Geschichte von zwei jungen Männern, die das Leben zur Kunst und die Kunst zum Leben machen wollen.
    Alle 15 Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse im Überblick
    Sachbuch
    Für den Bereich "Sachbuch" standen neben Philipp Ther vier weitere Autoren mit ihren aktuellen Werken auf der Shortlist:

    Wie kann man die geistige Physiognomie, das mentale Gerüst einer ganzen Generation anhand der Geschichte eines Verlages erzählen? Der Berliner Historiker Philipp Felsch gelingt das brillant anhand des kleinen Berliner Merve Verlages in seinem Buch "Der lange Sommer der Theorie – Geschichte einer Revolte – 1960 bis 1990" .
    Das Reden ist nicht ganz aus der Mode gekommen, findet der Kölner Germanist Karl-Heinz Göttert. Auftritte von US-Präsident Barack Obama in seinem ersten Präsidentschaftswahlkampf haben ihn inspiriert, mit "Mythos Redemacht" eine Geschichte der Rhetorik zu schreiben.
    Mit "Kafka. Die frühen Jahre" hat Reiner Stach eine umfassende biografische Studie über den österreichischen Schriftsteller vorgelegt. 18 Jahre hat er an dem Mammutwerk gearbeitet, das Lebensroman, Werkbeschreibung und Mentalitätsgeschichte zugleich ist.
    In "Der Souveränitätseffekt" denkt der Berliner Kulturwissenschaftler Philipp Vogl über das Verhältnis von Finanzmacht und Politik und das Konzept des Liberalismus nach.
    Übersetzung
    Neben Mirijam Pressler waren vier weitere Übersetzerinnen und Übersetzer von der Auswahljury auf die Shortlist für den Preis gesetzt worden:
    Die Schriftstellerin und Übersetzerin Mirjam Pressler posiert vor Beginn einer Lesung der "Lit.kid.Cologne" 2009 in Köln.
    Die Schriftstellerin und Übersetzerin Mirjam Pressler (picture-alliance / dpa / Jörg Carstensen)
    Der Franzose Patrick Modiano war für seine Erinnerungskunst mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. In "Gräser der Nacht" schaut er zurück und erzählt eine Geschichte um die Entführung und Ermordung des marokkanischen Exilpolitikers Ben Barka im Herbst 1965. Elisabeth Edl steht mit ihrer Übersetzung aus dem Französischen auf der Shortlist für den Leipziger Buchpreis.
    Moshe Kahn ist einer der bedeutendsten Übersetzer aus dem Italienischen. Mit "Horcynus Orca" des sizilianischen Autors Stefano d'Arrigo hat er nun sein Opus Magnum vorgelegt.
    Außerdem nominiert waren auch Klaus Binder mit seiner Übersetzung aus dem Lateinischen von "Lukrez: Über die Natur der Dinge" und Thomas Steinfeld für seine Übersetzung von "Selma Lagerlöf: Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden" aus dem Schwedischen.