Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie?
Die wesentliche Aussage sei, dass deutsche Grundschüler in Mathematik und Naturwissenschaften auf durchschnittlichen internationalem Niveau - und damit etwa konstant im Vergleich zu der letzten Studie - liegen, sagte der Bildungsforscher Knut Schwippert von der Universität Hamburg und Co-Leiter der TIMSS-Studie. Beunruhigend sei, dass rund ein Viertel der Schüler nur über elementares mathemtisches Wissen verfügten.
Was ist die TIMSS-Studie?
TIMSS steht für "Trends in International Mathematics and Science Study". Die International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA) hat für die aktuelle Studie Daten aus dem Jahr 2019 ausgewertet - also vor der Coronakrise.
Die Grundidee der TIMSS-Studie ist leicht erklärt: Die Länder der Erde können voneinander lernen, wie gute Bildung funktionieren kann. Deutschland macht seit 2007 bei der alle vier Jahre stattfindenden internationalen Vergleichsstudie mit. Die Bildungsforscherinnen und -forscher zeichnen mit der Studie ein ziemlich genaues Bild vom Grundschuldwissen in Mathematik und den Naturwissenschaften, in Sachkunde.
Wie funktioniert die Erhebung genau?
Alle vier Jahre erscheint die TIMSS-Studie, alle vier Jahre wird darin das Mathematikwissen und die Leistungen in naturwissenschaftlichen Fächern abgefragt. Die Schülergenerationen wechseln, die Fragen bleiben, zumindest weitgehend, die gleichen, erklärt Schwippert: "Dadurch ist es kein Längsschnitt der Person, wie sich die Kinder entwickeln, sondern es gibt uns eine
Momentaufnahme über Bildungssystem
. System-Monitoring, Bildungsstudien, großangelegte Schulvergleichsstudien - das sind Synonyme."
Knut Schwippert leitet den deutschen Forschungsteil der internationalen Studie. Über 300.000 Kinder (davon 4.900 in Deutschland aus rund 200 Schulen) in 58 Ländern werden für die TIMSS-Studie befragt. Grundschülerinnen und -schüler in Südkorea, in den USA oder Bahrain, in Polen, der Ukraine und Südafrika, Taiwan und Singapur treten in Mathematik und in den Naturwissenschaften quasi gegeneinander an.
Wie repräsentativ sind die Ergebnisse?
Die teilnehmenden Schüler "werden anhand einer sogenannten Zufallsstichprobe ausgewählt, sodass wir die Befunde wirklich auf Deutschland generalisieren können", sagt Schwippert. Für die TIMSS-Studie wird aber nicht allein die Schülerschaft interviewt, sondern auch ihr Umfeld, ihre Lernumgebung. Auch die Eltern und das Lehrpersonal nehmen an den Befragungen teil.
"Wie sie den Unterricht machen, welche Schwerpunkt es gibt, wie sie mit der Klassenführung umgehen, wie sie die Kinder individuell fördern und ähnliche Fragen werden dort gestellt. Aber einen Kompetenztest der Lehrkräfte machen wir nicht. Das haben andere Studien gezeigt, dass wir, obwohl zum Teil auch fachfremd in Deutschland unterrichtet wird – dass die Voraussetzungen, die die Lehrkräfte mitbringen, wenn sie so etwas unterrichten, auch ausreichend gut sind, um wirklich auch guten oder hervorragenden Unterricht zu machen."
Was sind die Schwierigkeiten beim Ländervergleich?
In den deutschen Teil der Studie sind neben der Uni Hamburg noch das Kieler Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, die Universität Dortmund und das Frankfurter Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation. Eine Schwierigkeit beim Ländervergleich seien natürlich die unterschiedlichen Lernkulturen in verschiedenen Regionen, so Knut Schwippert. In den Golfstaaten gäbe es zudem noch recht wenig Untersuchungen zu Bildungsthemen.
Und auch innerhalb Europas, trotz ähnlicher Lerntraditionen, müsse immer sehr genau hingeschaut werden, ob die Ergebnisse der TIMSS-Studie dann auch eine Übertragbarkeit auf das eigene Bildungssystem möglich machen.
"Wir machen aus dem deutschen Bildungssystem kein finnisches. Da haben wir ganz andere Traditionen in der Lehrer-Ausbildung, in der Rekrutierung – wer bewirbt sich auf die Studienplätze? Bei solchen internationalen Vergleichen muss man immer drauf achten, dass die Referenz, die man mit in den Blick nimmt angemessen ist. Oder auch benennt, was Vergleichskriterium ist, damit das beim Blick über den internationalen Tellerrand nicht zu Kurzschlüssen kommt, die nicht haltbar sind."
"Wir machen aus dem deutschen Bildungssystem kein finnisches. Da haben wir ganz andere Traditionen in der Lehrer-Ausbildung, in der Rekrutierung – wer bewirbt sich auf die Studienplätze? Bei solchen internationalen Vergleichen muss man immer drauf achten, dass die Referenz, die man mit in den Blick nimmt angemessen ist. Oder auch benennt, was Vergleichskriterium ist, damit das beim Blick über den internationalen Tellerrand nicht zu Kurzschlüssen kommt, die nicht haltbar sind."
Quelle: tei, Axel Schröder, Panajotis Gavrilis