Normalerweise bekommen Leichtathletinnen und -athleten im Perspektivkader eine monatliche Zahlung von der Deutschen Sporthilfe. Weil ihr Verband eine Kadervergrößerung aber nicht mit der Sporthilfe abstimmte, müssen 78 nun ohne das sonst übliche Fördergeld auskommen.
Erstmal habe sie sehr gefreut, in den Perspektivkader aufgenommen zu werden, erzählt die 19 Jahre alte Speerwerferin Josefa Schepp. Vom Jugendkader ginge es jetzt zu den Erwachsenen. Das bedeute auch mehr Privilegien: Physiotherapie, mehr Trainingslager und Training mit Erwachsenen.
Sie selbst habe dafür nicht umziehen müssen, sagt Schepp. Schon 2019 wechselte sie aus Marl nach Leverkusen in ein professionelles Trainingsumfeld. Andere hätten aber zusätzliche Kosten, wenn sie in den Perspektivkader und an Olympiastützpunkte in anderen Orten wechseln, erzählt sie.
"Ziemlich unfair"
Als sie davon erfuhr, dass sie keine monatliche Förderung durch die Deutsche Sporthilfe bekommen werde, sei sie „ein bisschen schockiert gewesen, traurig gewesen, enttäuscht. Ja, man fühlt sich natürlich schlecht behandelt, vernachlässigt, weil man ja eigentlich die gleichen Leistungen gebracht hat, wie alle anderen Athletinnen und Athleten in den letzten Jahren auch. Und das ist natürlich ziemlich unfair, dass wir dann anders behandelt werden als die Athletinnen und Athleten in den Vorjahren."
Die Ursache dafür liegt nach ihren Informationen beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV): "Ich würde schon sagen, dass das einfach nicht gut genug kommuniziert wurde, zwischen dem DLV und der Sporthilfe. Also der DLV hat halt diese Umstrukturierung des Kaders nicht mit der Sporthilfe abgesprochen und dadurch ist es dann zustande gekommen."
Es habe dann Kontakt der betroffenen Sportlerinnen und Sportler über die Athletensprecherin zum Verband gegeben. Der DLV reagiere aber schleppend, sagt Schepp. Das Ergebnis einer Überprüfung solle erst in vier bis sechs Wochen kommen. Vom DLV habe sie nicht wirklich viel gehört.
"Irgendwie über die Runden kommen"
Nun muss die finanzielle Lücke auch bei Schepp notfallmäßig gestopft werden: „Es muss immer noch einiges von den Eltern getragen werden. Das ist jetzt bei mir so. Das ist, glaube ich, auch bei vielen anderen Athleten noch so, mit denen ich gesprochen habe.“
Eine unangenehme Situation für die betroffenen Athleten: „Ich habe Glück, dass ich jetzt von der Sportstiftung NRW auch noch so ein Stipendium bekomme. Da bin ich sehr froh darüber. Und dann halt über Bafög. Da muss man versuchen, irgendwie über die Runden zu kommen.“
"Für Leistungen etwas zurückbekommen"
Ihre grundsätzliche Freude am Leistungssport stellt Schepp dennoch nicht in Frage: "Es ist natürlich enttäuschend, wenn man von seinem eigenen Verband nicht richtig unterstützt wird. Man will natürlich trotzdem für sich seine eigene Leistung zeigen. Aber natürlich will man eigentlich auch, dass man für seine Leistungen etwas zurückbekommt."
Die Hoffnung auf eine Lösung ist bei Schepp gering. Dem Ziel des DLV, 2028 wieder zu den fünf besten Leichtathletiknationen weltweit zu gehören, komme der Verband so nicht näher, findet sie: „Es müsste natürlich eigentlich deutlich anders laufen, um dann auch wieder ganz vorne mit dabei zu sein.“