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Leistungssportreform
"Es geht nicht ohne eine Trainingsstätte in Deutschland"

Die PotAS-Kommission überprüft die deutschen Sportverbände auf ihre Potenziale. Jetzt liegen für den Wintersport erste Ergebnisse vor. Hanns-Michael Hölz, Präsident des Deutschen Snowboardverbandes, beklagte im Dlf zu wenig Zukunftsorientierung bei PotAS und mangelnde Infrastruktur für seine Athleten.

Hanns-Michael Hölz im Interview mit Marina Schweizer |
    Die Olympia-Goldmedaille die ehemaligen deutschen Leichtathletin Bärbel Wöckel, die sie 1980 über 200 Meter gewann, fotografiert in Breitenbrunn im Odenwald (Hessen)
    Gut 190 Millionen Euro fließen dieses Jahr in die Förderung des Spitzensports in Deutschland – Tendenz steigend. (dpa / picture alliance / Frank Rumpenhorst)
    Das Kernstück der Reform ist eine Potenzialanalyse, die die einzelnen Disziplinen einstuft. Die Freestyle-Snowboarder zum Beispiel landeten in der jüngst veröffentlichten Analyse für den Wintersport in der dritten und damit untersten Kategorie. Die Snowborad-Rennfahrerinnen landeten in der förderungswürdigsten Kategorie ganz oben.
    "Müssen für Training um die ganze Welt fahren"
    Der Präsident des Deutschen Snowboardverbandes Hanns-Michael Hölz sagte dazu im Dlf-Interview, dass er über das Ergebnis zum einen erfreut sei, denn: "Wir geben uns natürlich in allen Disziplin-Kategorien sehr viel Mühe und unterstützen den Trainingsfleiß unser Athleten." Zwei Medaillen der Snowboard-Rennfahrerinnen bei den letzten Olympischen Spielen würden die Richtigkeit der Bewertung in die erste Kategorie bestätigen.
    Zum anderen zeigt sich Hölz allerdings unzufrieden in Bezug auf die Potenzialanalyse der Freestyle-Snowboarder: "Wir sind schon enttäuscht über die Einclusterung zum letzten Cluster im Bereich Disziplin-Freestyle." Hölz beklagt in dem Zusammenhang eine fehlende Trainingsinfrastruktur. "Man muss sich mal überlegen, dass wir in Deutschland nicht eine adäquate Trainingsstätte haben für die Slopestyler, die Halfpiper und die, die Big-Air nutzen." Man müsse mit sehr jungen Athletinnen und Athleten "quasi um die ganze Welt fahren" um sich im Training vorzubereiten.
    Fokus nicht genug auf Potenzial
    Hanns Michael HOELZ (Praesident),Snowboard, Einzelbild, angeschnittenes Einzelmotiv, Portrait vor einer Wand
    Hanns-Michael Hölz (imago sportfotodienst)
    Hölz kritisiert zudem die Methodik der Potenzialanalyse, denn eigentlich solle diese nicht die Bewertung dessen sein "was war in dem Olympiazyklus, sondern die Bewertung dessen, was sein wird." Die Ergebnisse sprächen nun eine andere Sprache: "Wir sind der Meinung, dass wir in dieser Kategorie Disziplin-Freestyle mit den drei Sportarten, dass wird da durchaus mehr Potenzial haben und da haben wir erwartet, dass wir zumindest in dem mittleren Cluster landen."
    Für Hölz liegt der Fokus insgesamt nicht genug auf den Potenzialen von Nachwuchsathleten in jungen olympischen Sportarten.
    Gut 190 Millionen Euro Steuergeld fließen dieses Jahr in die Förderung des Spitzensports in Deutschland – Tendenz steigend. Wie die finanziellen Mittel vom Bund künftig auf verschiedene Sportarten verteilt werden, ist aktuell großes Streitthema im deutschen Sport. Im Zuge der Spitzensportreform soll genau diese Förder-Würdigkeit aufgedeckt werden. Es geht auch darum, mehr Medaillen bei internationalen Wettkämpfen zu erzielen.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.