Der Sport hat sich lang dagegen gewehrt, am Donnerstag soll es an den Start gehen: Das Potenzialanalysesystem, "PotAS" genannt. Anhand von 16 Hauptattributen, 53 Unterattributen und insgesamt 151 Fragen soll eine Kommission demnächst die Erfolgschancen von Sportarten und Disziplinen bewerten. Das Ziel: mehr Erfolge, so der Kommissionsvorsitzende Professor Urs Granacher von der Universität Potsdam.
"Wir schauen uns vor allem die Rahmenbedingungen an. Wir wollen die professionalisieren, innerhalb der Verbände optimieren, um dann dadurch die besten Rahmenbedingungen für Athleten, für Trainer zu schaffen, dass sportliche Erfolge wahrscheinlicher werden."
Sportarten werden in drei Kategorien einsortiert
PotAS ist der Kern der Leistungssportreform. Durch eine Analyse etwa der Erfolge oder der Kader- und Nachwuchskonzepte werden die Sportarten nun in drei Cluster sortiert. Das Exzellenzcluster für Sportarten mit guten Medaillenaussichten, das Potenzialcluster und das Entwicklungscluster für Sportarten mit wenig Medaillenchancen. Davon hängt die finanzielle Förderung des Verbandes oder der Sportart ab. Verbände im dritten Cluster werden erheblich Einschnitte hinnehmen müssen, betont Ralf Göbel vom Bundesinnenministerium.
"Es wird nicht keine Spitzensportförderung mehr sein, sondern es wird eine sehr stark abgespeckte Förderung sein, die sozusagen eine bundesweite Präsenz noch ermöglicht, aber keine Spitzensportförderung im klassischen Sinne mehr darstellt."
Sport und Verbände lehnten PotAS lange ab
Für das BMI ist "PotAS" die Antwort auf die Kritik des Bundesrechnungshofs. Der hatte die aktuelle Sportförderung als nicht nachvollziehbar und den Einfluss des DOSB als zu groß kritisiert. Der DOSB und die Verbände lehnten "PotAS" lange Zeit ab. Die Beantwortung der 151 Fragen werde für viele Sportverbände ein völliger Neuanfang, erklärt Reinhard Wendt, stellvertretender Kommissionsvorsitzender und ehemals Sportchef der Deutschen Reiterlichen Vereinigung.
"Die Verbände sind ganz unterschiedlich aufgestellt, manchen Verbänden wird das leichter fallen als anderen Verbänden. Leicht wird es keinem Verband fallen, weil das ein immenser Aufwand ist und weil auch nicht jeder Sportdirektor in der Lage ist, das an irgendwelche Mitarbeiter weiter zu verteilen."
Ab Donnerstag werden zuerst die Wintersportverbände dieser neuen Förderprozedur unterzogen. Mit dem Ziel: Erfolge in Peking 2022. Geht es nach der Kommission, sollen die ersten Ergebnisse Mitte Juli vorliegen.