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Berufsverband der Trainer
"Wir wollen uns aus unabhängiger Position einbringen"

Zwei Jahrzehnte lang habe der deutsche Sport in der Trainerfrage versagt, meint Holger Hasse, Präsident des Berufsverbandes der Trainerinnen und Trainer im deutschen Sport, im Dlf. Er kritisiert, bei Reformplanungen nicht eingebunden zu sein.

Holger Hasse im Gespräch mit Matthias Friebe |
Holger Hasse als Badminton-Bundestrainer mit Spielerin Karin Schnaase bei den Olympischen Spielen in Rio
Holger Hasse als Badminton-Bundestrainer mit Spielerin Karin Schnaase bei den Olympischen Spielen in Rio (imago/Simon)
Aktuell werde die Leistungssportreform 2.0 oder 3.0 angegangen, meint Holger Hasse. Bisher seien allerdings DOSB und Innenministerium nach Führungswechseln mit Projektorganisation und personeller Neuausrichtung beschäftigt. Inhaltlich könne man noch nicht erkennen, was passieren werde. Perspektivisch können die Entscheidungen die Bedingungen für Trainerinnen und Trainer deutlich verändern.
"Rein strukturell hat sich noch nichts getan", sagt Hasse über die aktuelle Situation von Trainerinnen und Trainer. Seit Jahren sind kurzfristige Arbeitsverträge, geringe Bezahlung und mangelnde Wertschätzung ein großes Thema.
"In den letzten zwei Jahrzehnten hat der deutsche organisierte Sport in der Trainerfrage versagt. Und ob sich das jetzt ändern wird, ob man den großen Wurf jetzt machen wird? Ja, da darf man gespannt sein." Er hoffe darauf, dass Verantwortliche sich wirklich vornähmen Knoten zu durchschlagen und verbindliche Rahmenbedingungen zu setzen, sagt Hasse. Ansonsten werde man auch in den kommenden Jahren auf der Stelle treten.

Berufsverband in Arbeitsgruppen "wieder nicht an Bord"

Grundsätzlich seien alle "Stakeholder" in nun gebildeten Arbeitsgruppen versammelt, die Entscheidungen vorbereiten sollen, meint Hasse: "Wer wieder offensichtlich nicht mit an Bord sitzt, sind die unabhängigen Vertretungen. Also zumindest für den Berufsverband der Trainerinnen und Trainer im deutschen Sport sind wir bis jetzt nicht gefragt worden, ob wir uns beteiligen werden. (...) Die DOSB-Trainerkommission ist ja keine unabhängige Kommission, sondern sie ist ja sozusagen vom DOSB-Vorstand, sobald ich das richtig in Erinnerung habe, berufen. Und wir verstehen uns ja schon als unabhängige Stimme der Trainerinnen und Trainer und auch natürlich mit der entsprechenden Fachexpertise."
Es sei schade, dass die mehrfach nachgewiesene Expertise nicht abgefragt werde. Gerade im Bereich des Arbeitsrechts habe der Verband große Kenntnisse. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) müsse den Berufsverband zwar nicht fragen, ähnlich wie bei Athletinnen und Athleten sei es aber doch "modern", die Interessensvertretung einzubinden, meint Hasse.
Der DOSB teilt auf Deutschlandfunk-Anfrage mit, er habe sich gemeinsame mit Bund und Länder darauf verständigt, die Arbeitsgruppen möglichst klein zu halten - aus Effizienzgründen. Hasse dazu: "Klein halten kann ich nachvollziehen. Das ist, glaube ich, das, was wir auch schon in den Jahren gemerkt haben, dass man versucht, natürlich die unabhängige Vertretung durchaus ein Stück weit klein zu halten."
Einladungen als Expertinnen und Experten in Arbeitsgruppen würde man sich nicht verweigern, sagt Hasse. Man wolle sich kritisch und vor allem aus einer unabhängigen Position heraus beteiligen: "Trainerinnen und Trainer, die jetzt noch im Amt sind, die haben natürlich gewisse Hemmungen, auch möglicherweise kritische Töne zu benennen, die dann vielleicht auch gegen ihre Arbeitgeber, sprich gegen die Spitzenverbände interpretiert werden könnten." Diese Problem sieht er beim Berufsverband nicht.