Eigentlich war Leonie Becks Ziel bei der Schwimm-WM im japanischen Fukuoka nur die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris 2024 – von der WM fährt sie jetzt sogar mit zwei Goldmedaillen über 10 km und über 5 km nach Hause. Die Olympia-Qualifikation hat sie mit den WM-Titeln natürlich auch geschafft.
„Bei den 5 km hätte ich nie noch mit einer Medaille gerechnet“, erzählt Leonie Beck, die nach eigener Aussage noch etwas braucht, um den Erfolg zu begreifen und zu verarbeiten.
Das Deutsche Freiwasser-Team dominierte die Schwimm-WM in Fukuoka: Neben Leonie Beck wurde auch Florian Wellbrock Weltmeister über die 10 km- und 5 km-Strecke. Beinahe hätte es mit der deutschen Staffel über 4x1500m sogar noch für eine fünfte Medaille gereicht. Schlussschwimmer Oliver Klemet verpasste die Bronzemedaille knapp beim Anschlag.
Freiwasser-Rennen unberechenbar
„Ich bin sehr, sehr stolz auf unser Team. Es war sehr, sehr knapp, aber ich glaube, da hat man auch noch mal gesehen, wie unvorhersehbar Freiwasser ist, wie spannend das sein kann und dass da alles passieren kann,“ sagt Leonie Beck zum unglücklichen vierten Platz. Es zeige auch, dass für die Freiwasser-Rennen gilt: „Nur weil man eine Medaille gewonnen hat oder Weltmeisterin geworden ist, heißt das nicht, dass für das nächste Rennen das gleiche gilt.“
Für Beck ändert der Erfolg bei der WM einiges: Sie könne jetzt auf jeden Fall entspannter in die Olympia-Vorbereitung starten. Sich selbst großen Druck zu machen, funktioniere bei ihr immer schlecht, so die gebürtige Augsburgerin. Das war auch ein Grund, warum sie vom Beckenschwimmen zum Freiwasserschwimmen gewechselt ist.
Karriereende oder Freiwasser
Zwar war sie im Jugendbereich schon sehr gut und konnte das auch bei den Erwachsenen fortsetzen, sie schaffte stets die WM-, EM- und Olympia-Qualifikationen, aber bei den großen Wettkämpfen selbst, konnte sie nie ihre Bestleistung abrufen:
„Das war zu hart für den Kopf, das zerstört mich mental so, dass ich das nicht mehr mochte.“ Deshalb war für sie irgendwann klar: „Entweder ich höre auf oder ich gehe ins Freiwasser.“
Auch die langen Freiwasser-Strecken erfordern harte Trainingseinheiten, es gebe auch hier schwere Tage, an denen es nicht laufe, sagt Beck im Interview, aber die würden dazugehören und seien durchstehbar.
Die Doppelweltmeisterin trainiert nicht wie die anderen Freiwasser-Athletinnen und -Athleten in Magdeburg, sondern in Italien. Dort sei sie durch Zufall im Rahmen eines Auslandsjahres gelandet. Dort kann sie nun im Meer trainieren. Beck sagt aber auch: Wäre sie in Deutschland geblieben, würde sie aber auch nicht nach Magdeburg ziehen:
„In Deutschland wollte ich nie woanders hin als nach Würzburg. Ich hatte in Würzburg immer alles.“
"Als Schwimm-Influencerin sehe ich mich nicht"
Wie sie als Leistungssportlerin in Italien lebt und trainiert, zeigt Leonie Beck auf ihrem Instagram-Kanal. Mittlerweile hat sie dort über 100.000 Follower. Eigentlich hatte sie ihren Account gelöscht, nach der WM 2019 die App aber wieder heruntergeladen:
„Weil man das als Athletin einfach braucht, um sich bewerben zu können, um Sponsoren eine Plattform zu geben, um Sponsoren überhaupt erst zu suchen. Ohne geht es nicht!“
Sponsoren seien im Schwimmsport generell schwer zu finden, deshalb habe sie ihren Account auch wieder eingerichtet: „Um Sponsoren eine Plattform zu bieten, mich zu präsentieren und sie zu vertreten.“
Aber auch wenn hin und wieder etwas Geld über ihre Instagram-Aktivitäten generiert wird, sieht sich Leonie Beck nicht als Schwimm-Influencerin. Sie betreibe ihren Kanal eher aus Spaß, als Hobby und um Einblicke ins Schwimmen, ihr Leben privat und als Leistungssportlerin zu geben.