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Lernplattformen in Bremen
Digitales Lernen mit Konzept

Lehrer schreiben an die Tafel, die Klasse schreibt ins Heft. Diese Zeiten sind längst vorbei. Heute werden Hausaufgaben getippt und gemailt, und viele Lehrkräfte halten ihre Klassen längst digital auf dem Laufenden. Bremen geht die digitale Herausforderung jetzt systematisch an; mit einer landesweit einheitlichen Lernplattform.

Von Franziska Rattei |
    Kindergartenkinder, die mit iPads arbeiten, aufgenommen am 03.03.2014 in Stockholm.
    In Schweden arbeiten bereits Kinder mit iPads. In Bremen hat man nun die Schularbeit digitalisiert. (Jonathan Nackstrand / AFP)
    "Wenn man das jetzt auch richtig eingibt, dann klappt das auch. So ..."
    André Sonnenburg an seinem Schreibtisch in der Oberschule Schaumburger Straße in Bremen. Der Lehrer für Mathematik und Geschichte ist besonders früh zur Arbeit gekommen, weil er heute für den Vertretungsplan zuständig ist. Seit einem Jahr bedeutet das auch: die aktuelle Version auf die Lernplattform stellen.
    "Sowohl die Schüler als auch die Lehrer können dann morgens ab 7.20 Uhr den aktuellen Vertretungsplan auch von zu Hause sehen oder am Nachmittag. Das ging bei uns vorher nicht."
    Nur eine von vielen Möglichkeiten, die die neue Bremer Lernplattform bietet – vor, während und nach dem Unterricht.
    "Ich habe die Möglichkeit, mit dem sogenannten 'Planer' meinen Unterricht komplett vorzuplanen, Arbeitsblätter dort bereitstellen, andere Materialien – von Videos bis zu Klassenarbeiten. Die schalten sich dann automatisch frei, wann ich das vorher gesagt habe. Wenn ich dann nachher in die Klasse gehe und meinen Unterricht mache, weiß ich genau: Wenn ich rausgehe um 12 Uhr ist die Hausaufgabe freigeschaltet."
    Damit spart sich der Lehrer Zeit im Unterricht. An anderer Stelle allerdings macht ihm die Lernplattform mehr Arbeit. Seitdem seine Schülerinnen und Schüler ihre Hausaufgaben digital abgeben, erwarten sie auch eine individuelle Rückmeldung. Das heißt: Der Lehrer muss alle 27 Hausarbeiten kontrollieren. Früher waren ein paar Stichproben während der Schulstunde die Regel. – Abschreiben ist so schwieriger geworden, sagt Lore Kumm, Schülerin in André Sonnenburgs neunter Klasse. Aber insgesamt kommt die Lernplattform gut an, meint die 14-Jährige.
    "Ich fand, es ist was Neues, weil ich hab noch nie so über einen Computer meine Hausaufgaben machen müssen oder halt damit abschicken müssen. Und dass man da halt auch sehen konnte, wann man die Arbeiten schreibt und, um das nicht zu vergessen und so, das war schon neu."
    Je nachdem, wer sich anmeldet, bietet die Lernplattform unterschiedliche Funktionen: Von Anwesenheitslisten für Lehrkräfte bis hin zu Wiederholungs-Videos für Schüler. Zum Teil findet André Sonnenburg solches Material sogar bei Youtube.
    Mara Niekerke, ebenfalls Neuntklässlerin, gefällt die Arbeit mit der Lernplattform. Natürlich verbringt sie so mehr Stunden vor dem Computer als vorher. Aber sie lernt dabei mehr als nur den Unterrichtsstoff; Dateien anhängen zum Beispiel, Textverarbeitung oder Tabellen erstellen. Ihre Arbeitseinstellung hat sich mit der Lernplattform nicht verändert. Von Hausaufgaben per Smartphone hält die 15-Jährige nichts.
    "Oft bei Sachen wie in Geschichte, wenn wir 'ne Quelleninterpretation oder irgendwas schreiben müssen, dann nehm ich mir auch die Zeit und dann setz ich mich auch hin und mach das anständig als wenn ich da irgendwie in der Bahn sitze und da würde ich das auch nicht gut hinbekommen."
    Die üblichen Vorurteile von viereckigen Augen und ständiger Erreichbarkeit sind unbegründet, meint Rainer Ballnus. Er leitet das "Zentrum für Medien", das zum Landesinstitut für Schule gehört. Längst seien Internet und Computer Teil des Schulalltags. Mit einer landeseinheitlichen Lernplattform gehe man einfach einen sinnvollen Schritt weiter.
    "Wenn die eine Schule Plattform A nutzt und die andere nutzt Plattform B und wir als Zentrum für Medien nutzen Plattform C, dann verschenken wir da was. Weil dann können wir bestimmte Sachen eben nicht schulübergreifend organisieren und koordinieren und austauschen. Es fallen viele Dinge viel leichter, wenn alle dieselbe Plattform benutzen."
    Lehrkräfte können sich leichter austauschen, das Zentrum für Medien kann einfacher fortbilden, und mit einer einheitlichen Lernplattform lassen sich auch Daten besser schützen als mit improvisierten Lösungen zwischen Privat-Emailaccount und Daten-Cloud. Bislang sind allerdings erst 4.000 von möglichen 100.000 Nutzern online. Aber in den kommenden drei Jahren will das Zentrum für Medien die Bremer Lernplattform flächendeckend einführen, sagt Rainer Ballnus. Andere Bundesländer haben bereits neugierig nachgefragt.