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IGLU-Studie
Leseleistungen deutscher Grundschüler verschlechtern sich weiter

Die Leseleistungen deutscher Schüler haben sich im internationalen Vergleich erneut verschlechtert. Wie aus der aktuellen Grundschul-Lese-Untersuchung IGLU hervorgeht, erreicht ein Viertel aller Viertklässler nicht den festgelegten Standard.

19.05.2023
    Ein Schulkind hat ein Schulbuch in der Hand, sitzt an einem Tisch und liest. Man sieht es von hinten.
    Die IGLU-Studie untersucht die Leseleistungen von Viertklässlern im internationalen Vergleich (picture alliance / Fotostand / Fotostand / K. Schmitt)
    Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger bezeichnete die Ergebnisse als alarmierend. Die FDP-Politikerin erklärte, gut lesen zu können, sei eine der wichtigsten Grundkompetenzen und das Fundament für Bildungserfolg. Die IGLU-Studie zeige, dass man dringend eine bildungspolitische Trendwende benötige.
    Stark-Watzinger verwies auf das von der Ampel-Regierung geplante sogenannte Startchancen-Programm, mit dem 4.000 Schulen im Land "mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler" speziell gefördert werden sollen.

    Hessens Bildungsminister bestürzt

    Auch der hessische Bildungsminister Lorz zeigte sich bestürzt über die Ergebnisse. Für eine Trendumkehr müssten unter anderem Strategien entwickelt werden, um Kindern zu helfen, deren Eltern nicht deutsche Muttersprachler seien, sagte der CDU-Politiker dem Deutschlandfunk.
    Beim Lesen geht es nicht allein darum, Buchstaben zu entziffern, erklären Experten. Es geht darum, Inhalte zu erfassen. Viele scheitern zum Beispiel in der Mathematik an Sachaufgaben, nicht weil ihnen das Rechnen schwerfällt, sondern weil sie die Fragenstellung gar nicht erst verstehen. Lesen ist ferner die Grundlage fürs Schreiben und Verfassen von Briefen, Emails und Texten.

    Mehrere Faktoren spielen eine Rolle - auch Corona

    Die Lesekompetenz der Schüler sinkt bereits seit Jahren. Bei der letzten Erhebung im Jahr 2016 konnte noch jeder Fünfte nicht ausreichend lesen.
    Als Grund für die Entwicklung sehen die Forscher neben der Corona-Pandemie die vielfältige Zusammensetzung der Schülerschaft. Systematische Unterschiede gibt es dabei zwischen unterschiedlichen Gruppen: Mädchen und Jungen, Kindern mit oder ohne Migrationshintergrund, Kindern aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Als weiterer Grund wird die auf das Lesen im Unterricht verwendete Zeit angeführt. Während in Deutschland dafür durchschnittlich 141 Minuten pro Woche zur Verfügung stünden, seien es in anderen Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, etwa 200 Minuten, sagte Studienleiterin McElvany dem Deutschlandfunk.

    Deutschland liegt im Mittelfeld

    Im internationalen Vergleich liegt Deutschland bei der Lesekompetenz im Mittelfeld. Seit 2001 werden Grundschüler in 25 Staaten und Regionen alle fünf Jahre getestet.

    Weiterführende Informationen

    Iglu-Studie - Viertklässler in Deutschland können immer schlechter lesen
    Iglu-Studie - Lesekompetenz von Grundschülern im internationalen Vergleich
    Der Deutschlandfunk hat außerdem in einer zweieinhalbstündigen Sondersendung von "Campus & Karriere" über die IGLU-Studie und die grundsätzliche Bedeutung des Lesens berichtet.
    Diese Nachricht wurde am 16.05.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.