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Leuchtkräftigster Gamma-Pulsar am Himmel
Das Leuchtfeuer in der Magellanschen Wolke

Pulsare sind kompakte Sternleichen. Sie zählen zu den Objekten im All mit den ungewöhnlichsten Eigenschaften, denn sie haben in etwa so viel Masse wie die Sonne, haben aber nur rund 20 Kilometer Durchmesser. Rund 2.500 dieser exotischen Objekte sind bisher bekannt. In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science berichtet ein internationales Forscherteam von der Entdeckung eines ganz besonderen Pulsars.

Von Dirk Lorenzen |
    Pulsare sind kompakte Sternleichen. Sie zählen zu den Objekten im All mit den ungewöhnlichsten Eigenschaften, denn sie haben in etwa so viel Masse wie die Sonne, haben aber nur rund 20 Kilometer Durchmesser. Rund 2.500 dieser exotischen Objekte sind bisher bekannt. In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science berichtet ein internationales Forscherteam von der Entdeckung eines ganz besonderen Pulsars.
    Der Pulsar J0540 am Rande der Großen Magellanschen Wolke, einer Begleitgalaxie unserer Milchstraße, ist den Astronomen schon seit vielen Jahren bekannt. Bisher galt er als kosmische Dutzendware – zu Unrecht. Denn der vermeintlich nur im Radiolicht strahlende Pulsar ist ein ganz besonderes Objekt, erklärt Pierrick Martin vom Nationalinstitut für Astrophysik und Planetologie im französischen Toulouse:
    "Es handelt sich um den leuchtkräftigsten Gammastrahlenpulsar, den wir bisher gefunden haben – und es ist der erste außerhalb der Milchstraße. Dieser Pulsar rotiert knapp 20mal pro Sekunde um seine Achse und er gibt rund 20mal mehr Energie ab als der bisherige Rekordhalter."
    J0540 hat nicht einmal dreißig Kilometer Durchmesser, doch er verfügt über die 1,4-fache Masse unserer Sonne. Bisher waren die Bilder im Gammabereich recht verwaschen, so als beobachteten die Astronomen den Kosmos durch eine Milchglasscheibe. Erst der NASA-Gammasatellit Fermi hat den Schleier gelüftet und die wahre Natur des Pulsars erkannt. Jetzt sind die Astronomen von seiner gigantischen Leuchtkraft völlig verblüfft. Das intensive Gammaleuchten hatten sie aufgrund der verschwommenen Bilder bisher nicht dem Pulsar zugeschrieben, sondern dem riesigen Tarantel-Nebel dicht daneben.
    "Im Tarantel-Nebel entstehen gerade viele sehr massereiche Sterne. Dort sollte es nach gängiger Vorstellung auch viel Kosmische Strahlung geben, also energiereiche Teilchen, die ebenfalls im Gammalicht leuchten. Doch plötzlich stellt sich heraus, dass ein Großteil des Gammalichts in diesem Bereich vom Pulsar stammt. Womöglich ist unsere bisherige Vorstellung falsch, wie kosmische Strahlung und Sternentstehungsgebiete zusammenhängen."
    Beim Gammaleuchten des Tarantelnebels hatten die Astronomen offenkundig auf das falsche Pferd gesetzt. Sollte dies auch an anderen Stellen im Universum der Fall sein, dann gibt es vielleicht viel weniger kosmische Strahlung als bisher angenommen, oder die energiereichen Teilchen verschwinden auf mysteriöse Weise. Doch auch ohne dieses neue Rätsel um die Kosmische Strahlung ist der Pulsar faszinierend genug. Er ist der Überrest einer gewaltigen Sternexplosion vor rund tausend Jahren und zählt damit zu den seltenen, sehr jungen Pulsaren. Seine Strahlung gibt er nicht rund herum in alle Richtungen ab wie eine frei hängende Glühbirne, sondern nur entlang zweier enger Leuchtkegel, die von den Polen des starken Magnetfelds aus ins All laufen. Der Pulsar dreht sich 20mal pro Sekunde um seine Achse und wirkt so wie ein rasender kosmischer Leuchtturm.
    "Pulsare haben ein sehr starkes Magnetfeld. Durch die schnelle Rotation leuchten die Teilchen im Magnetfeld - und zwar im Bereich der Radiowellen ebenso wie im Röntgen- oder äußerst energiereichen Gammalicht. Wo und wie genau das in der Umgebung des Pulsars passiert und weshalb dort so viel Gammastrahlung entsteht, wissen wir aber immer noch nicht. Genau deshalb ist diese Entdeckung so interessant."
    Ein vermeintlich eher langweiliges Himmelsobjekt hat Pierrick Martin und seine Kollegen jetzt völlig überrascht. Es könnte zum einen dabei helfen, die geheimnisvollen Pulsare genauer zu verstehen - doch zum anderen vergrößert es das Rätsel der Kosmischen Strahlung. Eines aber lehrt diese Entdeckung in jedem Fall: Im Kosmos lohnt sich oft ein zweiter Blick.