Es war ein besonderes Rennen am Sonntag in der Formel 1. Zum einen, weil der Große Preis der Türkei aufgrund von starkem Regen eher einer Rutschpartie glich. Zum anderen, weil der Sieger am Ende Lewis Hamilton hieß und der Brite dadurch seinen insgesamt siebten WM-Titel unter Dach und Fach brachte. Damit ist er in der ewigen Rangliste mit Rekord-Champion Michael Schumacher auf einer Stufe. "Es war heute eigentlich nicht das Rennen von Lewis Hamilton, aber er hat es trotzdem gewonnen", sagte der Ferrari-Pilot und Drittplatzierte Sebastian Vettel.
Diese Fähigkeit, aus schwierigen Situationen noch das Beste herauszuholen sei etwas, das Hamilton mit Schumacher gemeinsam habe, sagte der FAZ-Journalist und Motorsportexperte Anno Hecker im Dlf. "Es zeichnet beide aus, dass sie diesen unbedingten Siegeswillen haben und dem alles unterordnen", so Hecker. Abseits der Rennstrecke könnten die beiden jedoch nicht unterschiedlicher sein. Während Schumacher sein Privatleben immer unter Verschluss gehalten habe, genieße es Hamilton, durch die Welt zu jetten und sich zu positionieren.
"Er ist ein politischer Mensch geworden in diesen Zeiten", sagte Hecker. "Er demonstriert diese Anti-Rassismus-Kampagne und das kann er gut, weil er glaubwürdig und stark ist - und weil die Formel 1 ihm Kraft seines Könnens da auch folgen muss." Daher nutze er nun auch seine Erfolge als Botschaft, anstatt sie öffentlich zu zelebrieren, so Hecker. Diese Botschaft, als Schwarzer in einem von Weißen dominierten Sport etwas geschafft zu haben, sei Hamilton sehr wichtig.
"Es wird immer schwieriger"
Dabei senden Hamiltons Erfolge auch deutliche Signale an nachfolgende Rennfahrer-Generationen: "Es wird immer schwieriger", sagte Hecker. "Aber das Schöne für all die Schumacher-Fans, die jetzt traurig sind, dass ihr Idol eingeholt wurde ist, dass Schumacher dazu beigetragen hat, dass Hamilton so weit gekommen ist. Jetzt ist die nächste Latte für den nächsten da." Für die Nachfolgenden bedeute das, dass sie sich noch mehr steigern müssten. "Aber das ist auch eine Entwicklungschance. Und die Formel 1 braucht Entwicklung. Stillstand ist für sie ein Rückschritt."
Spekulationen, nach denen Hamilton seine Karriere nach dieser Saison beenden könnte, hält Hecker für unbegründet. "Das glaube ich auf keinen Fall. Da geht es um die Vertragsverhandlungen mit Mercedes. Da sind zwei Verträge noch nicht unterschrieben: seiner für die nächste Saison und der von Teamchef Toto Wolf. Ich glaube, Hamilton will wissen, wie es mit Toto Wolf weitergeht und der hat gesagt, er sei im nächsten Jahr auf jeden Fall noch an der Strecke." Hamilton sei auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft. "Ich glaube, dass er im Stillen auch den achten Titel gewinnen will", sagte Hecker. "Und der ist schon greifbar."