In der Fabrikhalle liegt ein leichter Zitrusgeruch in der Luft. Der Duft von Baobab-Früchten, erklärt Dominikus Collenberg lächelnd: "Der Baobab-Baum ist ein Baum, den es in ganz Afrika gibt. Die Früchte wurden aber traditionell kaum genutzt, sondern, was traditionell in Simbabwe genutzt wurde, war hauptsächlich die Rinde. Wir haben die Sammler, die Bäuerinnen und Bauern dazu gebracht, die Früchte zu ernten und aufzubereiten."
An der Längsseite der riesigen Fabrikhalle stapeln sich Säcke mit dem feinen Baobab-Pulver, das aus den Früchten gewonnen wird. Es strotzt nur so vor Vitaminen und Mineralstoffen, erklärt der blonde Unternehmer und geht ein paar Schritte in einen kleineren Nachbarraum. Dort pressen zwei Arbeiter ein reichhaltiges Öl aus den harten Baobab-Kernen. Zwei von vielen pflanzlichen Rohstoffen, die Collenbergs Firma "Organic Africa" herstellt.
Gut eine halbe Autostunde von der Hauptstadt Harare entfernt, in der ländlichen Region Domboshawa: Rundliche Granithügel prägen die Landschaft, im Tal mäandert ein Fluss, zwei Frauen mit bunten Kopftüchern und Kittelschürzen pumpen das Wasser auf ihre Felder.
Produkte tragen Bio- und Fair-Trade-Siegel
"Wir bauen Calendula, Kornblumen, Ananas-Salbei, Thymian und viele andere Sorten an, die in Simbabwe früher niemand kultiviert hat", erzählen Zvinaiye Chirinda und Nyepudzai Sanyika stolz. Einige Pflanzen, wie die Tagetes Minuta, galten sogar als Unkraut. Die beiden Frauen gehörten zu den ersten der mittlerweile rund 4.500 Kleinbauern, die mit "Organic Africa" langfristige Verträge abgeschlossen haben: "Früher haben wir für weiße Großfarmer gearbeitet. Als sie vertrieben wurden, verloren wir unsere Jobs und standen plötzlich vor dem Nichts. Heute jedoch geht es uns besser als den meisten unserer Nachbarn. Sie müssen ihre Ernte auf dem lokalen Markt verkaufen; dort herrscht ein Überangebot, die Preise schwanken stark. Wir erhalten dagegen einen Festpreis in bar. Unsere Kinder gehen zur Schule, wir können uns Hühner und Ziegen leisten und unsere Häuser nach und nach ausbessern."
Beschwingt schaufeln die beiden Frauen Kompost in eine Schubkarre. Der Anbau ohne Kunstdünger war neu für uns, erzählen sie. Alle Produkte tragen Bio- und Fair-Trade-Siegel.
Partnerschaftliche Kooperation mit Kleinbauern
Dominikus Collenberg spricht von einer partnerschaftlichen Kooperation mit den Kleinbauern. In Simbabwe ist der gelernte Biobauer damit ein Pionier. Der Erfolg gibt ihm Recht: Im vergangenen Jahr erzielte sein Unternehmen eine Millionen US-Dollar Umsatz, verkaufte 200 Tonnen Kräuter, Gewürze, ätherische Öle und Wildpflanzen. Sie sind bei der Lebensmittel-, Arznei- und Kosmetikindustrie unter anderem für Tees, Nahrungsergänzungsmittel oder Parfums gefragt.
"Wir sind momentan Export-orientiert, erhalten 90 Prozent unseres Umsatzes vom Export. Und da sind wir eine von ganz wenigen Firmen, die im Moment noch exportieren. Daher sind wir in Simbabwe komplett krisensicher."
Unübersehbare Armut
Krisensicher muss ein Unternehmen sein, wenn es in Simbabwe überleben will. Die Armut ist unübersehbar. Überall bieten Straßenhändler ihre Waren feil, denn Arbeitsplätze sind rar, jeden Tag melden Firmen Insolvenz an. Die Landwirtschaft liegt weitgehend brach, seit tausende weiße Farmer gewaltsam vertrieben wurden. Viele sprachen deshalb von Wahnsinn, als Dominikus Collenberg mit Kind und Kegel nach Harare zog und sein Vermögen ausgerechnet in ein landwirtschaftliches Unternehmen investierte.
Der 48-Jährige lächelt: "2007/2008 in der Hochphase der Inflation, mit Inflationsraten von über 100 Prozent am Tag, haben wir hier angefangen und haben das gesamte Unternehmenskonzept so ausgerichtet, dass wir auch in Zukunft in ökonomischen als auch politischen und sozialen aber auch ökologischen Stressphasen überleben können. Wir arbeiten mit Bäuerinnen und Bauern auf ihren eigenen Gehöften zusammen - in einer Rechtssituation, die sich de facto in den letzten 100 Jahren in keiner Weise geändert hat."
Der Firmengründer wartet in einem Café in der Innenstadt auf einen Geschäftspartner. Politische Irrwege, wirtschaftliche Hoch- und Tiefphasen gehörten in einem Land wie diesem dazu, betont Collenberg, der viele Jahre in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit tätig war. Die aktuelle Lage bereitet ihm trotzdem Sorgen: "2007/2008 war sicherlich eine schlechte Situation und das hat sich dann über Jahre deutlich verbessert, bis zum letzten Jahr. Seitdem ist die Stimmung von unserer Erfahrung her sehr gedrückt."
Nachdenklich nippt Collenberg an seinem Kaffee. Auch wenn die Perspektive für sein eigenes Geschäft blendend bleibt, leidet der Deutsche mit seiner Wahlheimat, an die er - wie er es ausdrückt - schon als junger Mann sein Herz verloren hat.