"Wer die Songtexte schreibt, sollte sie auch singen, und weil ich die meisten Texte für die Doors schreibe, bin ich der Sänger."
Jim Morrison ist 22 Jahre alt und studiert in Los Angeles Theater- und Filmwissenschaften, als er mit seinem Kommilitonen, Ray Manzarek und zwei weiteren Musikern im Sommer 1965 die "Doors" gründet. Innerhalb kürzester Zeit erlangt die Band Kultstatus. Ihre Schallplatten verkaufen sich millionenfach, ihre Songs werden zu Klassikern der Rockmusik.
Sexsymbol im prüden Amerika
Der gutaussehende und charismatische Morrison entwickelt sich zum Star des Quartetts. Doch nicht nur das: Als er sich bei einem Fototermin mit nacktem Oberkörper und in enger Lederhose ablichten lässt, wird er – für ihn unverhofft – zum Sex-Symbol im prüden Amerika:
"Ich kann mich erinnern, dass zu meiner Schulzeit, ja sogar noch in meiner Studentenzeit, die Vorstellungen von Sex sehr veraltet waren, wie im Viktorianischen Zeitalter. Man hat am liebsten nicht darüber gesprochen. Heute sind wir da viel freier und akzeptieren Sex als normalen Bestandteil des Lebens. "
Stimme seiner Generation
Jim Morrison wird zum Sprachrohr der jungen Generation. Der Sohn eines US-Marine-Admirals bezieht Stellung gegen den Vietnamkrieg und tritt für eine freiere Gesellschaft ein. Mit seinen tiefgründigen Gedichten und Songtexten trifft der Literaturliebhaber den Nerv der Zeit. Auch gibt er sich gerne philosophischen Betrachtungen hin und wählt nicht von ungefähr "Doors" als Namen für seine Band.
"Da ist das Bekannte und da ist das Unbekannte. Und dazwischen sind die Türen." (Jim Morrison)
"Also die Türen waren für ihn ein Symbol, dass es mehr gibt auf dieser Welt, als die meisten Leute sehen. Und das war ja, wonach er immer gestrebt hat; einfach mehr, das ganze Universum sehen, alles ausprobieren, alles erleben, sich nicht zufriedengeben mit dem, was man direkt vor Augen hat." Sagt die Musikjournalistin Birgit Fuß, die über Jim Morrison eine Biografie verfasst hat.
Alkohol, Drogen, Rockstar-Allüren
Doch bei seiner rastlosen Suche nach immer neuer Inspiration für sein Leben und seine Arbeit als Künstler kommt Morrison vom Weg ab und gerät immer mehr in die Fänge von Drogen und Alkohol, wird unberechenbar und launisch.
Als Morrison im März 1971 beschließt, gemeinsam mit seiner langjährigen Freundin Pamela Courson eine Auszeit zu nehmen, ist das für seine Bandkollegen wie eine Erlösung, wie Ray Manzarek, der Organist der Gruppe, später erzählte:
"Das letzte Mal, dass Jim Morrison gemeinsam mit uns im Studio stand, war für das Album 'L.A. Woman‘ und für den Song 'Riders on the storm‘. Nach den Aufnahmen sagte er: Ich gehe nach Paris! Das ist eine großartige Idee, sagte ich. Das bringt Dich weg von Deinen Saufkumpanen. Geh nach Paris, fang wieder an, Gedichte zu schreiben, werde wieder der Poet und werde der nette, heitere, intelligente, feinfühlige Mensch voller Energie, den ich einmal kannte. Sei wieder nur der Künstler und nicht der Rockstar. Und weg war er. Und zum Abschied sagte er: Wir sehen uns, Bruder!"
Doch Jim Morrison kommt nicht mehr zurück nach Los Angeles. Am frühen Morgen des 3. Juli 1971 findet ihn seine Freundin tot in der Badewanne ihres gemeinsamen Appartements im Pariser Marais-Viertel. Herzversagen wird als Todesursache festgestellt. Beerdigt wird Jim Morrison auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise. Bis heute ist sein Grab eine Walfahrtstätte für Fans und Touristen.
Birgit Fuß bilanziert: "Man kann schon ziemlich sicher sagen, dass die Doors ohne Jim Morrison bestimmt nicht so erfolgreich geworden wären. Man hat auch gemerkt, was sie danach versucht haben, also nach dem Tod hat ja alles überhaupt nicht mehr funktioniert. Sie haben ja auch versucht, ihn zu ersetzen durch den einen oder anderen. Aber das ging eben nicht. Also, es mussten schon diese vier Leute sein und dieser sehr, sehr spezielle Sänger. Und nur so sind es die Doors."