Man nehme: Eine gleiche Anzahl weiblicher und männlicher Singles. Jeder Mann darf reihum mit jeder Frau plaudern, jede Frau mit jedem Mann. Und zwar jeweils genau für drei Minuten. Alle notieren sich nach jeder Runde, ob sie das jeweilige Gegenüber wiedersehen möchten oder nicht. Und am Schluss sammelt ein Veranstalter diese Notizen ein und sorgt bei denen, die sich beiderseitig sympathisch waren, für einen Austausch der E-Mail-Adressen. "Speed-Dating" nennt sich so etwas; und für einen Wissenschaftler ist die Sache eine geradezu ideale Versuchsanordnung: Es herrschen kontrollierte, vergleichbare Bedingungen, alles geht schnell, und die Teilnehmer sind hoch motiviert und authentisch:
"Beim Speed-Dating ist ja der große Vorteil, dass die Leute ja wirklich einen Partner suchen. Es ist sozusagen Real-Life."
Und so lud also Jens Asendorpf, Professor für Persönlichkeitspsychologie, sozusagen als Kuppler im Dienste der Forschung insgesamt 384 Singles im Alter zwischen 18 und 54 in die Räume der Berliner Humboldt-Universität. Alle Versuchsteilnehmer absolvierten zunächst einen psychologischen Test auf Persönlichkeitsmerkmale wie emotionale Stabilität, Extraversion oder Gewissenhaftigkeit. Abgefragt wurde außerdem die Zahl der vorangegangenen Beziehungen und Sexualkontakte; und der Status von Bildung und Einkommen. Zudem versuchten die Psychologen, die äußerliche Attraktivität der Kandidaten einigermaßen objektiv zu ermitteln. Asendorpf:
"Wir haben einerseits die Leute mit neutralem Gesichtsausdruck gefilmt, und ein möglichst neutrales Foto daraus gezogen und das einschätzen lassen von Studenten. Und das zweite war, wir haben die Leute einfach bis 10 zählen lassen, um die Attraktivität der Stimme beurteilen zu lassen."
Und dann konnte es mit dem Speed-Dating losgehen, in altersmäßig vorsortierten Gruppen zu jeweils zwölf Männern und zwölf Frauen. Die entscheidende Frage wie immer: "Wiedersehen- ja oder nein?" Aber welche Eigenschaften der Kandidaten führten nun statistisch gesehen zu Erfolg oder Misserfolg beim anderen Geschlecht? Asendorpf:
"Natürlich an Stelle Eins: Gesichtsattraktivität, und zwar bei Männern und Frauen in gleicher Weise ist das allerwichtigste, es ist eben einfach so. Interessanterweise zusätzlich und unabhängig davon gab es aber durchaus auch einen Effekt der Stimme, Sympathie der Stimme, auch wieder bei Männern und bei Frauen."
Bei vielen anderen Auswahlkriterien stellten sich landläufige Geschlechter-Klischees als durchaus zutreffend heraus: Für Frauen sind große Männer attraktiver als kleine; für Männer spielt die Größe der Frauen praktisch keine Rolle. Übergewichtige Frauen hatten es schwer in den Dating-Runden, dicke Männer nicht unbedingt. Erfahrene Männer waren attraktiver für die Frauen, das galt aber nicht umgekehrt. Und noch eine Vermutung bestätigte sich zunächst: Männer waren deutlich weniger wählerisch als Frauen. Allerdings nur die jüngeren, bei den 40- bis 50jährigen Versuchspersonen sah die Sache nämlich genau umgekehrt aus. Die vorab getesteten Persönlichkeitsmerkmale hatten übrigens so gut wie keinen Einfluss auf die Resultate, vom Merkmal "Schüchternheit" einmal abgesehen. Mit diesen Ergebnissen aus drei Minuten Kennenlernen wollten sich die Forscher allerdings nicht zufriedengeben. Sie fragten nach sechs Wochen und dann noch einmal nach einem Jahr bei allen Teilnehmern nach, was sich aus den Kontakten ergeben hatte: Tatsächlich Emails ausgetauscht hatten 68 Prozent, telefoniert 40 Prozent, sich getroffen immerhin noch 39 Prozent.
"Aber dann kommt der große Einbruch, wie viel tatsächliche Beziehungen resultieren daraus: fünf Prozent. Und wie ist die Wahrscheinlichkeit, mit jemand ins Bett zu gehen: eben auch fünf Prozent."
Die entscheidenden Schritte der Partnerwahl laufen offenbar in einem langen, vielstufigen Prozess nach den ersten spontanen Eindrücken und Bewertungen ab. Asendorpf:
"Man sieht eben auch beim Speed-Dating, dass diese Mechanismen ja durchaus greifen, in diesen ersten Hürden, und die sind evolutionär vorgeprägt, das ist schon meine Überzeugung. Aber wenn man diese Hürden überwunden hat, ist ja immer noch ein weites Feld da, und da kommen dann die kulturgeprägten Effekte dann doch auch rein und sind wahrscheinlich, wie wir an diesen%en sehen, letztlich auch wichtiger."
Hinweis: Morgen, 16:30 Uhr, hören Sie in "Wissenschaft im Brennpunkt" ein Feature über Methoden, einen passgenauen Partner zu finden.
"Beim Speed-Dating ist ja der große Vorteil, dass die Leute ja wirklich einen Partner suchen. Es ist sozusagen Real-Life."
Und so lud also Jens Asendorpf, Professor für Persönlichkeitspsychologie, sozusagen als Kuppler im Dienste der Forschung insgesamt 384 Singles im Alter zwischen 18 und 54 in die Räume der Berliner Humboldt-Universität. Alle Versuchsteilnehmer absolvierten zunächst einen psychologischen Test auf Persönlichkeitsmerkmale wie emotionale Stabilität, Extraversion oder Gewissenhaftigkeit. Abgefragt wurde außerdem die Zahl der vorangegangenen Beziehungen und Sexualkontakte; und der Status von Bildung und Einkommen. Zudem versuchten die Psychologen, die äußerliche Attraktivität der Kandidaten einigermaßen objektiv zu ermitteln. Asendorpf:
"Wir haben einerseits die Leute mit neutralem Gesichtsausdruck gefilmt, und ein möglichst neutrales Foto daraus gezogen und das einschätzen lassen von Studenten. Und das zweite war, wir haben die Leute einfach bis 10 zählen lassen, um die Attraktivität der Stimme beurteilen zu lassen."
Und dann konnte es mit dem Speed-Dating losgehen, in altersmäßig vorsortierten Gruppen zu jeweils zwölf Männern und zwölf Frauen. Die entscheidende Frage wie immer: "Wiedersehen- ja oder nein?" Aber welche Eigenschaften der Kandidaten führten nun statistisch gesehen zu Erfolg oder Misserfolg beim anderen Geschlecht? Asendorpf:
"Natürlich an Stelle Eins: Gesichtsattraktivität, und zwar bei Männern und Frauen in gleicher Weise ist das allerwichtigste, es ist eben einfach so. Interessanterweise zusätzlich und unabhängig davon gab es aber durchaus auch einen Effekt der Stimme, Sympathie der Stimme, auch wieder bei Männern und bei Frauen."
Bei vielen anderen Auswahlkriterien stellten sich landläufige Geschlechter-Klischees als durchaus zutreffend heraus: Für Frauen sind große Männer attraktiver als kleine; für Männer spielt die Größe der Frauen praktisch keine Rolle. Übergewichtige Frauen hatten es schwer in den Dating-Runden, dicke Männer nicht unbedingt. Erfahrene Männer waren attraktiver für die Frauen, das galt aber nicht umgekehrt. Und noch eine Vermutung bestätigte sich zunächst: Männer waren deutlich weniger wählerisch als Frauen. Allerdings nur die jüngeren, bei den 40- bis 50jährigen Versuchspersonen sah die Sache nämlich genau umgekehrt aus. Die vorab getesteten Persönlichkeitsmerkmale hatten übrigens so gut wie keinen Einfluss auf die Resultate, vom Merkmal "Schüchternheit" einmal abgesehen. Mit diesen Ergebnissen aus drei Minuten Kennenlernen wollten sich die Forscher allerdings nicht zufriedengeben. Sie fragten nach sechs Wochen und dann noch einmal nach einem Jahr bei allen Teilnehmern nach, was sich aus den Kontakten ergeben hatte: Tatsächlich Emails ausgetauscht hatten 68 Prozent, telefoniert 40 Prozent, sich getroffen immerhin noch 39 Prozent.
"Aber dann kommt der große Einbruch, wie viel tatsächliche Beziehungen resultieren daraus: fünf Prozent. Und wie ist die Wahrscheinlichkeit, mit jemand ins Bett zu gehen: eben auch fünf Prozent."
Die entscheidenden Schritte der Partnerwahl laufen offenbar in einem langen, vielstufigen Prozess nach den ersten spontanen Eindrücken und Bewertungen ab. Asendorpf:
"Man sieht eben auch beim Speed-Dating, dass diese Mechanismen ja durchaus greifen, in diesen ersten Hürden, und die sind evolutionär vorgeprägt, das ist schon meine Überzeugung. Aber wenn man diese Hürden überwunden hat, ist ja immer noch ein weites Feld da, und da kommen dann die kulturgeprägten Effekte dann doch auch rein und sind wahrscheinlich, wie wir an diesen%en sehen, letztlich auch wichtiger."
Hinweis: Morgen, 16:30 Uhr, hören Sie in "Wissenschaft im Brennpunkt" ein Feature über Methoden, einen passgenauen Partner zu finden.