" Hallo?..."
Als Vera die Tür zu ihrem alten Haus öffnet, ist in ihrem Gesicht die Spannung zu lesen. Hier hat sie mehr als 20 Jahre mit Uli zusammengelebt. Hier hat sie – als die Kinder aus dem Haus waren - einen Schlussstrich unter ihre Ehe gezogen. Zehn Jahre sind seither vergangen. Nun soll das Haus verkauft werden.
"Du bist mit einem Möbelwagen gekommen. Was hast du denn vor? Willst du hier alles rausschleppen, was nicht niet- und nagelfest ist?' 'Natürlich nur, was du mir nach blutigem Kampf hinterlässt."
Uli hat nicht nur einen Transporter mitgebracht, sondern – sehr zu Veras Missfallen – auch seine neue, sehr viel jüngere Frau Johanna. Kurz darauf taucht Veras Lebensgefährte, der Schauspieler Darius, allerdings ebenfalls auf.
"Was machst du denn hier?' 'Ja. Ich bin da. Schön, oder? Freust du dich? Also ich freue mich!"
Vier Menschen, ein Schauplatz, eine Nacht: Das sind die Zutaten für Matti Geschonnecks Kammerspiel.
"Ich habe ja sehr viele Krimis, viele Thriller gemacht. Aber letztendlich zieh' ich auch so eine Geschichte wie 'nen Thriller auf. Das sind Kriminalgeschichten, die innerhalb der Ehen, der Beziehungen von Menschen passieren, und ich find' das überhaupt das Spannendste, was es gibt."
Nach anfänglich noch nonchalant ausgeteilten Hieben unter die Gürtellinie gehen die Protagonisten bald offen aufeinander los, verletzen, beleidigen und beschimpfen sich. Alte Lebensträume werden hervorgezerrt und mit der Gegenwart verglichen:
"Vera wollte nämlich immer ans Theater. Das ist ja lustig! Find ich auch, ja. Vera ist nämlich am Theater. Ach ja? Sie ist unersetzlich. Mit Abstand die beste Souffleuse des Hauses. Souffleuse? Ich hab mich sozusagen in ihr Flüstern verliebt. Eine Ironie des Schicksals, was Vera? Ich dachte immer, du wolltest auf die Bühne. Und jetzt sitzt du drunter. Andere wollen weltberühmte Architekten werden und bauen am Ende doch nur stapelbare Wohnklos."
Wider Willen bekommen Johanna und Darius Fehler und Schwächen ihrer neuen Lebenspartner vorgeführt, von denen sie nichts geahnt haben. Gleichzeitig erkennen die beiden in den Bosheiten, die sich das Ex-Ehepaar an den Kopf wirft, einen Abglanz der früheren Gefühle füreinander. Die Sehnsucht nach Liebe und die Unmöglichkeit, sie in einer Zweierbeziehung festzuhalten: Kaum ein anderes Thema hat Regisseure mehr beschäftigt.
"" Es gibt große Vorbilder. Es gibt Virginia Woolf, es gibt Woody Allen Filme, es gibt was weiß ich für hochkarätige Vorbilder. Das vergess' ich! Das heißt nicht, dass man nicht diese großen Vorbilder vielleicht irgendwo abgespeichert hat und sich instinktiv auf sie beruft. Das glaub' ich schon."
Anders als Mike Nichols in seiner Kinoadaption von "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" inszeniert Matti Geschonneck das Zusammentreffen zweier Paare nicht als wütendes Schlachtfest, sondern als genaues Psychogramm seiner Protagonisten. Tieftraurig und komisch zugleich. Ein Film, der – nicht zuletzt dank seiner erstklassigen Darsteller - Geschonnecks These belegt, dass Familien- und Beziehungsgeschichten spannendere Krimis abgeben als Mordfälle.
"Liebesjahre" mit Iris Berben, Peter Simonischek, Nina Kunzendorf und Axel Milberg, Montag (05.12.2011), 20.15 Uhr, im ZDF.
"Liebesjahre" - ZDF-Fernsehfilm der Woche
Als Vera die Tür zu ihrem alten Haus öffnet, ist in ihrem Gesicht die Spannung zu lesen. Hier hat sie mehr als 20 Jahre mit Uli zusammengelebt. Hier hat sie – als die Kinder aus dem Haus waren - einen Schlussstrich unter ihre Ehe gezogen. Zehn Jahre sind seither vergangen. Nun soll das Haus verkauft werden.
"Du bist mit einem Möbelwagen gekommen. Was hast du denn vor? Willst du hier alles rausschleppen, was nicht niet- und nagelfest ist?' 'Natürlich nur, was du mir nach blutigem Kampf hinterlässt."
Uli hat nicht nur einen Transporter mitgebracht, sondern – sehr zu Veras Missfallen – auch seine neue, sehr viel jüngere Frau Johanna. Kurz darauf taucht Veras Lebensgefährte, der Schauspieler Darius, allerdings ebenfalls auf.
"Was machst du denn hier?' 'Ja. Ich bin da. Schön, oder? Freust du dich? Also ich freue mich!"
Vier Menschen, ein Schauplatz, eine Nacht: Das sind die Zutaten für Matti Geschonnecks Kammerspiel.
"Ich habe ja sehr viele Krimis, viele Thriller gemacht. Aber letztendlich zieh' ich auch so eine Geschichte wie 'nen Thriller auf. Das sind Kriminalgeschichten, die innerhalb der Ehen, der Beziehungen von Menschen passieren, und ich find' das überhaupt das Spannendste, was es gibt."
Nach anfänglich noch nonchalant ausgeteilten Hieben unter die Gürtellinie gehen die Protagonisten bald offen aufeinander los, verletzen, beleidigen und beschimpfen sich. Alte Lebensträume werden hervorgezerrt und mit der Gegenwart verglichen:
"Vera wollte nämlich immer ans Theater. Das ist ja lustig! Find ich auch, ja. Vera ist nämlich am Theater. Ach ja? Sie ist unersetzlich. Mit Abstand die beste Souffleuse des Hauses. Souffleuse? Ich hab mich sozusagen in ihr Flüstern verliebt. Eine Ironie des Schicksals, was Vera? Ich dachte immer, du wolltest auf die Bühne. Und jetzt sitzt du drunter. Andere wollen weltberühmte Architekten werden und bauen am Ende doch nur stapelbare Wohnklos."
Wider Willen bekommen Johanna und Darius Fehler und Schwächen ihrer neuen Lebenspartner vorgeführt, von denen sie nichts geahnt haben. Gleichzeitig erkennen die beiden in den Bosheiten, die sich das Ex-Ehepaar an den Kopf wirft, einen Abglanz der früheren Gefühle füreinander. Die Sehnsucht nach Liebe und die Unmöglichkeit, sie in einer Zweierbeziehung festzuhalten: Kaum ein anderes Thema hat Regisseure mehr beschäftigt.
"" Es gibt große Vorbilder. Es gibt Virginia Woolf, es gibt Woody Allen Filme, es gibt was weiß ich für hochkarätige Vorbilder. Das vergess' ich! Das heißt nicht, dass man nicht diese großen Vorbilder vielleicht irgendwo abgespeichert hat und sich instinktiv auf sie beruft. Das glaub' ich schon."
Anders als Mike Nichols in seiner Kinoadaption von "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" inszeniert Matti Geschonneck das Zusammentreffen zweier Paare nicht als wütendes Schlachtfest, sondern als genaues Psychogramm seiner Protagonisten. Tieftraurig und komisch zugleich. Ein Film, der – nicht zuletzt dank seiner erstklassigen Darsteller - Geschonnecks These belegt, dass Familien- und Beziehungsgeschichten spannendere Krimis abgeben als Mordfälle.
"Liebesjahre" mit Iris Berben, Peter Simonischek, Nina Kunzendorf und Axel Milberg, Montag (05.12.2011), 20.15 Uhr, im ZDF.
"Liebesjahre" - ZDF-Fernsehfilm der Woche