"Manschimanschipanschihongkongtschingtsachg…"
Liesl Karlstadt war ein Naturtalent als Volkssängerin und Komödiantin. Dass aber der Ernst die Bedingung des Scherzes ist, war ihr von früh auf klar, stammte sie doch aus armen Verhältnissen. Geboren am 12. Dezember 1892 war sie das fünfte von neun Geschwistern, von denen vier noch im Kindesalter starben. Und Karlstadt hieß sie übrigens noch lange nicht:
"Mein Familienname ist eigentlich genau gesagt Elisabeth Wellano, ein italienisch klingender Name, unter dem ich sehr viel zu leiden hatte, schon in der Schule. Meine Schulkameradinnen, die haben immer geschrien: Wellano - Italiano - lebst aaa no!"
Mit 18 Jahren hatte sie ihre Stelle als Textilverkäuferin gekündigt und wagemutig sich einer der damals populären Volkssängergruppen angeschlossen. Dort lernte sie den zehn Jahre älteren und schon überaus beliebten Valentin kennen, der in ihr keine Soubrette sah, sondern ihr urkomisches Talent erkannte.
"Ich war engagiert also, wie gesagt, bei den Volkssängern, ganz kurz, erst einige Monate, und zwar im Frankfurter Hof. Und Karl Valentin war im gleichen Programm mit engagiert, aber bereits als Solist. Ich war Anfangs-Soubrette und musste Komödien spielen, und der Karl Valentin hatte einen Menschen, den er sehr groß verehrt hat, das war der berühmte Variete-Humorist mit dem Namen Karl Maxstadt, und dann haben wir zusammen aus dem Namen Karl Maxstadt meinen neuen Namen gemacht: Liesl Karlstadt."
"Sins ned bös, sins ned bös, jetzt kummt was ganz Damischös, O mein liebes Publikum, nehmen´s uns die G´schicht ned krum."
Pummelig und untersetzt neben dem langen Elend
Valentin hatte endlich seine famose Bühnenpartnerin gefunden. Erst mit ihr wurde seine Kleinkunst so richtig groß. Pummelig und untersetzt stand die Karlstadt neben dem langen Elend und brillierte - übrigens auch in absurdesten Hosenrollen: als dämlicher Kapellmeister in der berühmten "Orchesterprobe", als frecher Lehrbub aus der Au oder als verschmitzter Firmling.
"Prost, Bepperl! - Prost, Vatta! - Heid is da schönste Tag in deinem Leben - Aah, heid´ is zünftig! - Des muasst da merkn, die Jugendzeit, die kommt nur einmal - Ja, des is wahr."
München hatten die beiden Lokalmatadoren im Nu erobert. In den Goldenen Zwanziger Jahren folgten begeisternde Gastspiele in Zürich, Wien und Berlin.
Liesl Karlstadt: "Einer unserer großen Verehrer ist auch der Olaf Gulbransson, der war immer bei uns in den Vorstellungen, und dann hat er immer gesagt: Liesl, ich höre dich so gerne sprechen, deine Stimme klingt immer wie ein altes Cello."
"Ach unruhig! - Ja, unruhig – Na ja, da nehmen Sie eben ein Beruhigungsmittel, am besten vielleicht, hm, vielleicht Isopropilprophenilbarbitursauresphenildimethylaminopiazolon! - Was sangn´s?"
"Also es war eine schöne Zeit, allerdings auch eine schwierige Zeit, denn der Karl Valentin war eben ein kranker Mensch, ein Hypochonder, und hat das Leben sehr schwer genommen. Und ich musste halt immer diejenige sein, die es ihm immer ein bisserl leichter gemacht hat."
Heimliche Geliebte eines eingebildeten Kranken
Leicht war's für sie überhaupt nicht als heimliche Geliebte eines verheirateten eingebildeten Kranken, als Geldgeberin für dessen bankrottes Panoptikum. Von solcher Belastung und aufkommender Schwermut getrieben, stürzte sie sich in die Isar, wurde gerettet und in einer Nervenklinik von ihrem Kummer kuriert.
Nach dem Krieg und Valentins Tod 1948 zeigte die Karlstadt aber noch ein ganz anderes Gesicht: als Schauspielerin am Residenztheater und an den Münchener Kammerspielen. Im Radio begeisterte sie ihr Publikum als Mutter Brandl in der beliebten Hörfunkserie "Familie Brandl". 1960 starb Liesl Karstadt. Sie war eine begnadete Komikerin und eine große Schauspielerin. Oder, um es mit ihrer Biografin Monika Dimpfl zu sagen: "eine kleine rundliche Person mit riesigen Talenten, die die Chance ihres Lebens nutzte, indem sie keine Soubrette wurde."