Es war Mitte der Neunziger Jahre. Ursula Müller kam in die Wechseljahre. Sie fühlte sich schlecht und suchte einen allgemeinpraktischen Arzt auf:
"Der Arzt meinte, ich sei depressiv, und bräuchte dringend Hormone, um wieder frischer zu erscheinen. Und deswegen hat er sie mir verschrieben, und ich habe dann auch diese Pille genommen. "
Frau Müller bekam eine Kombination von Hormonen, die den altersbedingt niedrigeren Östrogenspiegel ausgleichen sollten. Ihre Depressivität ist sie zwar nicht losgeworden. Aber die Haut war wieder straffer, sie fühlte sich frischer, die Wechseljahresbeschwerden gingen zurück. Kein Einzelfall. Noch vor fünf Jahren haben Pharmaindustrie, Medien und Ärzte solche Hormontherapien großzügig empfohlen. Die Epidemiologin Hildegard Knopf vom Robert-Koch-Institut in Berlin:
"Sie sollten also nicht nur zur Behandlung klimakterischer Symptome eingesetzt werden, sondern sie sollten auch präventiv sein bei der Entstehung und Entwicklung von Herzkreislaufkrankheiten, bei der Entstehung und beim Verlauf von Osteoporose, und man hat auch diskutiert, dass auch das Demenzrisiko oder das Alzheimerrisiko eventuell positiv beeinflusst werden können durch die Hormontherapie."
Im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung und Bildung haben verschiedene wissenschaftliche Einrichtungen untersucht, wie Frauen in den Wechseljahren die Ersatzhormone genutzt haben. Und wie sich ihre Einstellung und ihr Nutzungsverhalten geändert haben. Und zwar zwischen 1998 und 2004. Im Jahr 2002 musste in den USA eine große Studie zur Wirkung von Ersatzhormonen vorzeitig abgebrochen werden. Die Risiken waren für die Frauen in und nach den Wechseljahren größer als der Nutzen. Die Probandinnen erkrankten häufiger an Brustkrebs, Thrombose, Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Wissenschaftler in Deutschland wollten jetzt wissen, wie sich diese Studie auf das Verhalten welcher Frauen ausgewirkt hat. Dafür haben die Mitarbeiter des Robert-Koch-Instituts vorhandene Gesundheitsstudien erneut ausgewertet, beispielsweise repräsentative telefonische Befragungen:
"Unser Ergebnis war, dass wir einen ungefähr 40prozentigen Rückgang in der Anwendung von Hormonpräparaten festgestellt haben, von 17 Prozent auf zehn Prozent. Das ist der Anteil der Frauen, die zum Befragungszeitraum gesagt haben: ja, wir wenden Hormone an."
Vor allem sportliche und gebildete Frauen aus gehobenen sozialen Schichten unterzogen sich bei der ersten Datenerhebung 1998 einer Hormonbehandlung. In den alten Bundesländern geschah dies häufiger als in den neuen. Zwei Jahre nachdem die Risiken öffentlich waren, sah es allerdings ganz anders aus. Die gesundheitsbewussten Frauen haben in der neueren Erhebung auf Extrahormone als Wellnessmittel weitgehend verzichtet. Nun ließen sich in allen sozialen Schichten fast nur noch solche Frauen behandeln, bei denen es wirklich medizinisch sinnvoll war. Ein Team der Berliner Charité hat im Rahmen der Studie außerdem die Situation von Migrantinnen untersucht, am Beispiel von Einwanderinnen aus Korea und der Türkei. Die Ärzte wollten unter anderem wissen, wie viele unter ihnen die spektakuläre amerikanische Studie überhaupt kannten. Charité-Gynäkologe Matthias David:
"Bei den Asiatinnen war es eher ähnlich wie bei den deutschen Frauen, die hatten zwar auch nur um die 40 Prozent diese Studie gekannt, bei den deutschen Frauen immerhin jede zweite Frau konnte im weiteren Sinne mit dieser amerikanischen Studie etwas anfangen, bei den türkischen waren es unter 20 Prozent, was ja also eher ein deprimierendes Ergebnis ist."
Allerdings hatten die türkischen Frauen zuvor auch sehr viel seltener als Deutsche und Asiatinnen überhaupt eine Hormontherapie in Anspruch genommen. Medizinische Forschungsergebnisse kommen bei verschiedenen Schichten der Bevölkerung also recht unterschiedlich an. Um mehr Menschen in allen Bevölkerungsgruppen zu erreichen, sollten die wissenschaftlichen Erkenntnisse besser für die unterschiedlichen Adressaten aufbereitet und kommuniziert werden, fordern die Experten als Fazit der Studie.
"Der Arzt meinte, ich sei depressiv, und bräuchte dringend Hormone, um wieder frischer zu erscheinen. Und deswegen hat er sie mir verschrieben, und ich habe dann auch diese Pille genommen. "
Frau Müller bekam eine Kombination von Hormonen, die den altersbedingt niedrigeren Östrogenspiegel ausgleichen sollten. Ihre Depressivität ist sie zwar nicht losgeworden. Aber die Haut war wieder straffer, sie fühlte sich frischer, die Wechseljahresbeschwerden gingen zurück. Kein Einzelfall. Noch vor fünf Jahren haben Pharmaindustrie, Medien und Ärzte solche Hormontherapien großzügig empfohlen. Die Epidemiologin Hildegard Knopf vom Robert-Koch-Institut in Berlin:
"Sie sollten also nicht nur zur Behandlung klimakterischer Symptome eingesetzt werden, sondern sie sollten auch präventiv sein bei der Entstehung und Entwicklung von Herzkreislaufkrankheiten, bei der Entstehung und beim Verlauf von Osteoporose, und man hat auch diskutiert, dass auch das Demenzrisiko oder das Alzheimerrisiko eventuell positiv beeinflusst werden können durch die Hormontherapie."
Im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung und Bildung haben verschiedene wissenschaftliche Einrichtungen untersucht, wie Frauen in den Wechseljahren die Ersatzhormone genutzt haben. Und wie sich ihre Einstellung und ihr Nutzungsverhalten geändert haben. Und zwar zwischen 1998 und 2004. Im Jahr 2002 musste in den USA eine große Studie zur Wirkung von Ersatzhormonen vorzeitig abgebrochen werden. Die Risiken waren für die Frauen in und nach den Wechseljahren größer als der Nutzen. Die Probandinnen erkrankten häufiger an Brustkrebs, Thrombose, Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Wissenschaftler in Deutschland wollten jetzt wissen, wie sich diese Studie auf das Verhalten welcher Frauen ausgewirkt hat. Dafür haben die Mitarbeiter des Robert-Koch-Instituts vorhandene Gesundheitsstudien erneut ausgewertet, beispielsweise repräsentative telefonische Befragungen:
"Unser Ergebnis war, dass wir einen ungefähr 40prozentigen Rückgang in der Anwendung von Hormonpräparaten festgestellt haben, von 17 Prozent auf zehn Prozent. Das ist der Anteil der Frauen, die zum Befragungszeitraum gesagt haben: ja, wir wenden Hormone an."
Vor allem sportliche und gebildete Frauen aus gehobenen sozialen Schichten unterzogen sich bei der ersten Datenerhebung 1998 einer Hormonbehandlung. In den alten Bundesländern geschah dies häufiger als in den neuen. Zwei Jahre nachdem die Risiken öffentlich waren, sah es allerdings ganz anders aus. Die gesundheitsbewussten Frauen haben in der neueren Erhebung auf Extrahormone als Wellnessmittel weitgehend verzichtet. Nun ließen sich in allen sozialen Schichten fast nur noch solche Frauen behandeln, bei denen es wirklich medizinisch sinnvoll war. Ein Team der Berliner Charité hat im Rahmen der Studie außerdem die Situation von Migrantinnen untersucht, am Beispiel von Einwanderinnen aus Korea und der Türkei. Die Ärzte wollten unter anderem wissen, wie viele unter ihnen die spektakuläre amerikanische Studie überhaupt kannten. Charité-Gynäkologe Matthias David:
"Bei den Asiatinnen war es eher ähnlich wie bei den deutschen Frauen, die hatten zwar auch nur um die 40 Prozent diese Studie gekannt, bei den deutschen Frauen immerhin jede zweite Frau konnte im weiteren Sinne mit dieser amerikanischen Studie etwas anfangen, bei den türkischen waren es unter 20 Prozent, was ja also eher ein deprimierendes Ergebnis ist."
Allerdings hatten die türkischen Frauen zuvor auch sehr viel seltener als Deutsche und Asiatinnen überhaupt eine Hormontherapie in Anspruch genommen. Medizinische Forschungsergebnisse kommen bei verschiedenen Schichten der Bevölkerung also recht unterschiedlich an. Um mehr Menschen in allen Bevölkerungsgruppen zu erreichen, sollten die wissenschaftlichen Erkenntnisse besser für die unterschiedlichen Adressaten aufbereitet und kommuniziert werden, fordern die Experten als Fazit der Studie.