Der heute 61-jährige Rainald Goetz wurde 1983 mit einer Provokation beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt bekannt. Damals ritzte er sich vor laufenden Kameras mit einer Rasierklinge die Stirn blutig, um den Effekt seines literarischen Manifests "Subito" zu erhöhen. Im gleichen Jahr sorgte er mit seinem Debüt "Irre", einer Erzählung aus der Psychiatrie, für Schlagzeilen. Bekannt wurden 1998 seine Erzählung "Rave" und 1999 das Netztagebuch "Abfall für alle". Im Jahr 2000 erhielt er den Wilhelm-Raabe-Preis des Deutschlandradios. Zuletzt erschien der Roman "Johann Holtrop" (2012). Vor Beginn seiner literarischen Karriere hatte Goetz kurz als Arzt gearbeitet. Er lebt in Berlin.
"Rainald Goetz hat die deutsche Gegenwart der letzten dreißig Jahre beschrieben, er hat sie gefeiert und verdammt und immer wieder auch mit den Mitteln der Theorie analysiert", lobte die Jury des Georg-Büchner-Preises in ihrer Begründung. "Hinter seiner nervösen, gespannten Erfahrungsbereitschaft stehen eine weite Bildung und ein empfindliches historisches Bewusstsein, die seiner Sprache eine Balance von leidenschaftlicher Expressivität, beobachtender Kühle und satirischer Deutlichkeit ermöglichen."
Texte über Techno und DJ Culture
In den 1990er-Jahren schrieb Goetz eine Reihe von Texten über Techno und DJ Culture. 1998 veröffentlichte Goetz sein Internettagebuch "Abfall für alle", das wohl erste literarische Blog in Deutschland mit Eintragungen zur Medien- und Konsumwelt.
Mehrere Werke von Rainald Goetz wurden auch fürs Hörspiel bearbeitet und von renommierten Regisseuren wie Norbert Schaeffer, Leonhard Koppelmann, Ulrich Gerhardt und Ulrich Lampen umgesetzt. 1994 produzierte der Südwestfunk die Trilogie "Festung", "Johann Holtrop" erschien 2013 vom Bayerischen Rundfunk. In zwei Stücken sprach Goetz auch selbst: in "Ästhetisches System" von 1994, das er selbst als Regisseur inszenierte, und in "loslabern".
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zeichnet mit dem Georg-Büchner-Preis Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus, "die in deutscher Sprache schreiben, durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten und die an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben."
Elfriede Jelinek, Heiner Müller und zuletzt Jürgen Becker wurden mit ihm ausgezeichnet. Der Georg-Büchner-Preis wird seit 1951 vergeben - immer auf der Herbsttagung der Akademie in Darmstadt.