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Literaturkritik im Wandel
"Auch ein Facebook-Thread kann Literaturkritik sein"

Die Literaturkritik von vor 20 Jahren habe mit der heutigen Literaturkritik nichts mehr zu tun, erklärte Guido Graf vom Institut für literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft der Universität Hildesheim im DLF. Die digitalen Medien hätten die Literaturkritik stark verändert - allerdings nicht nur zum Negativen.

Guido Graf im Gespräch mit Jan Drees |
    Bücherstapel
    Der größte Feind des Literaten? Literaturkritiker sind weniger Diener als Richter vieler Autoren. (imago / JOKER)
    Literaturkritiker sind eine selbstbewusste Spezies, sonst gäbe es eine Bezeichnung wie "Literaturpapst", etwa für Marcel Reich-Ranicki, nicht. Literaturkritiker betrachten sich keineswegs als Diener literarischer Texte, sondern schwingen sich – ganz im Gegenteil - gern zu deren Richter auf. Im besten Fall sind sie intelligente, wertende Instanzen, die im schier unüberblickbaren Feld neuer Bücher Orientierung bieten.
    Doch die Literaturkritik ändert sich auch, findet immer mehr im Netz statt und wird dort immer häufiger auch von journalistischen Laien betrieben. Auf der anderen Seite verlangt die um Aufmerksamkeit buhlende Medienwelt nach Unterhaltung. Literatur im Fernsehen liefert deshalb Schriftsteller-Porträts oder polarisierende Meinungsschlachten.
    Eine dritte Rolle nehmen Verlage ein, die Literaturkritik als Sonderform der Werbung wahrnehmen und entsprechend agieren.
    Guido Graf lehrt am Institut für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft der Universität Hildesheim und bildet dort Nachwuchsjournalistinnen und -Journalisten aus. Als Literaturkritiker ist er für viele Zeitungen und Zeitschriften sowie für den Deutschlandfunk tätig. Er hat sowohl die klassische Literaturkritik als auch ihre Veränderungen im Blick.
    Das vollständige Gespräch können Sie im Rahmen unseres Audio-on-demand-Angebotes mindestens fünf Monate nachhören.