Leichtmetall
Lithium: Warum das "Weiße Gold" so begehrt ist

Lithium ist ein Kernbestandteil von Batterien und wird insbesondere im Zuge der Elektrifizierung des Verkehrs immer wichtiger. Das Leichtmetall wird deshalb mittlerweile auch als "Weißes Gold" bezeichnet. Europa ist allerdings zu nahezu 100 Prozent von Importen abhängig, vor allem aus China. Wichtige Fragen und Antworten finden Sie hier.

    Arbeiter einer Lithiummine transportiert in der Atacama-Wüste im Salar de Atacama ein Nebenprodukt.
    Lithium-Abbau in der Atacama-Wüste in Chile (Archivbild). (picture alliance / dpa / Lucas Aguayo Araos)
    Jetzt soll ein Lithiumabkommen mit Serbien die EU weniger abhängig von China machen. Bundeskanzler Scholz ist dafür nach Belgrad gereist.

    Warum ist Lithium so begehrt?

    Lithium wird für die Batterieproduktion für Elektroautos gebraucht – und ist allein schon deshalb ein sehr gefragter Rohstoff. Zusammen mit Nickel und Kobalt ermöglicht Lithium die Speicherung und den Transport von Elektrizität. Im Zuge der Abkehr von fossilen Brennstoffen gewinnt die Technologie enorm an Bedeutung. Europa spielt dabei bislang weder als Produzent noch als Verarbeiter eine bedeutende Rolle.
    Der Rohstoff Lithium ist aber nicht nur für den Ausbau der E-Mobilität wichtig, sondern auch für die Bereiche Raumfahrt und Verteidigung. Der Lithium-Ionen-Akku wird auch etwa in Smartphones und Computern eingesetzt. Die EU erwartet daher in den kommenden Jahren eine beispiellose Nachfrage nach Lithium.

    Wo sind die größten Lithium-Vorkommen?

    Australien ist weltweit der wichtigste Primärproduzent von Lithium, gefolgt von Chile und China. Wichtige Förderstätten gibt es außerdem noch in Argentinien, Brasilien, Bolivien und den USA. Bei der Verarbeitung des Leichtmetalls ist China der einsame Spitzenreiter, das Land ist auch der bei Weitem wichtigste Lithium-Lieferant für Europa.
    Lithium-Vorkommen gibt es zwar auch auf dem europäischen Kontinent - in Frankreich, Tschechien oder auch in Deutschland. Die Förderung ist jedoch in den meisten Fällen noch nicht möglich oder wäre mit erheblichen Umweltschäden verbunden. Der einzige nennenswerte Lithium-Produzent der EU ist bislang Portugal.
    Martin Schmidt von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sprach von bis zu 20 Lithium-Projekten, die in Europa umgesetzt werden könnten. Diese könnten etwa 25 bis 35 Prozent des europäischen Bedarfs im Jahr 2030 decken, sagte er im Deutschlandfunk. Man brauche also jedes einzelne Lithiumprojekt.
    In diesem Kontext sticht die geplante Lithium-Mine in Serbien von ihrem Potenzial her heraus. Laut dem britisch-australischen Unternehmen Rio Tinto, das dort das "Weiße Gold" abbauen will, könnten im westserbischen Loznica rund 58.000 Tonnen Lithium jährlich gefördert werden - genug für Batterien für mehr als eine Million E-Autos. Zum Vergleich: Die Produktion Portugals im Jahr 2021 belief sich auf nicht einmal 600 Tonnen.

    Warum sorgt der Lithium-Abbau für so viele Diskussionen?

    Vereinfacht gesagt ist der Abbau von Lithium deshalb problematisch für die Umwelt, weil viele Chemikalien zum Lösen des Lithiums eingesetzt werden und Schwermetalle in die Umwelt gelangen.
    In Serbien etwa wurde das Lithium-Vorkommen beispielsweise bereits 2004 entdeckt. Pläne, es zu erschließen, trafen auf heftigen Widerstand von Anwohnern und Umweltschützern. Sie kritisieren, dass Lithium-Bergbau das Grundwasser mit Schwermetallen verunreinigen und deswegen die Trinkwasserversorgung gefährden könnte.
    Das Unternehmen Rio Tinto hatte bereits eine Förderlizenz erhalten, 2022 zog die Regierung in Belgrad diese wegen öffentlichen Drucks wieder zurück. Das Verfassungsgericht des Landes machte dies vergangene Woche wieder rückgängig, die Regierung gab daraufhin erneut grünes Licht.
    Geologe Schmidt betonte, nach der Kritik habe der Betreiber das Projekt in Serbien geändert, um europäische Standards einzuhalten. Natürlich gebe es beim Bergbau aber immer Risiken.
    Diese Nachricht wurde am 19.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.