"Das ist so ein Käfig, mit dem wir die angereicherte Umwelttherapie machen. Man sieht jetzt hier einen Hamsterkäfig mit ganz vielen Tunnel, und wir können Spielzeug reinbauen, hier sieht man so ein paar kleine Mäuse."
Turnende Mäuse, die im Rad rennen oder durch Tunnel laufen, stehen im Zentrum der Forschung des Neurowissenschaftlers Andre Fischer. Anhand der Mäusehirne will der 36-jährige Demenzforscher herausfinden, wie das "Lernen können" im Alter ausgeschaltet wird oder wie vergessen Geglaubtes wieder gelernt wird. Fünf internationale Wissenschaftspreise hat Andre Fischer für seine Demenzforschung schon bekommen. Sie hängen über seinem Schreibtisch im Göttinger European Neuroscience Institute - kurz ENI, neben einem großen Poster der nordamerikanischen Stadt Boston. Denn bevor Andre Fischer als ehemaliger Göttinger Student wieder nach Südniedersachsen kam, forschte er am renommierten Massachusetts Institute of Technology, MIT.
"Eigentlich war es damals noch so, dass ich keine große Perspektive gesehen habe, in einer Position wie der jetzigen nach Deutschland zurückzukehren. Damals erschien es so, dass es in Amerika sehr viel einfacher wäre, da auch Karriere machen. Weil es ganz klar vorgegebene Wege gibt, ganz klare Karriereleiter was man muss wenn man in der Forschung bleiben will. Damals war es in Deutschland noch so, dass es keine Strukturen gab. Es gab ein Patchwork von Initiativen, die aber im Endeffekt nicht das gegeben haben, was man in Amerika gehabt hätte und zwar ist das unabhängig sein und zwar sehr früh."
Früh unabhängig sein, kann Andre Fischer jetzt am ENI, an dem neurowissenschaftlichen Institut in
dem kein Forscher älter als 40 Jahre ist.
"Hier gibt man jungen Leuten nicht nur die Möglichkeit komplett unabhängig zu forschen, sondern man gibt ihnen gleichzeitig noch ein Gebäude dazu und das ist eine Kooperation von Max Planck und der Universitätsmedizin. Und das ist ganz wichtig, denn die Aufgabe von dem konkreten Institut hier liegt in der Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen, das macht natürlich nur vor dem Hintergrund Sinn, dass man die Krankheiten versteht, das man dann auch eben Therapieformen entwickelt."
Das ENI liegt in Göttingen auf einer Achse mit dem Uniklinikum und mit zwei Max Planck Instituten, mit dem für biophysikalische Chemie und dem für experimentelle Medizin
"Das ist in Göttingen ein spezieller Fall, im Endeffekt liegt hier alles mittendrin. Das ist ein großer Vorteil des Standortes, das ist auch ein Argument, was oftmals angebracht wird, dass eigentlich die wichtigen Forschungsinstitute nicht weiter als 2,5 Kilometer auseinanderliegen. Besonders für die Interaktion ist das wichtig."
Diese kurzen Wege schätzt auch Nevi Mani. Die 30-jährige Inderin hat in Cambridge und Oxford studiert und arbeitet jetzt auf der " Göttinger Wortschatzinsel".
Der zweijährige Sam ist beigeistert von der Göttinger Wortschatzinsel, einem hellen Raum mit buntem Teppich, vielen Bilderbüchern und Holzspielzeug. Die Wortschatzinsel bildet einen starken Kontrast zu den langen sterilen Fluren des Psychologischen Instituts der Universität Göttingen.
"Göttingen erinnert mich ganz viel an Oxford, weil es ist eine kleine Stadt wo die Universität so wichtig ist. Die ganze Stadt dreht sich um die Universität."
Auf dieser "Wortschatzinsel" untersucht Professorin Nevi Mani mit ihrem Team, wie Kinder Wörter lernen, wie sie diese Wörter kombinieren und zu ihrem eigenen Wortschatz organisieren?
"Das war für mich eine große Chance nach Deutschland zu kommen, weil die finanzielle Ausstattung und auch die Unterstützung, die wir von der Universität bekommen, sind super. Ehrlich zu sagen, alle meine Kollegen in England sind sehr eifersüchtig, weil wir haben so gute Ausstattung besonders hier in Göttingen, das ist für eine junge Wissenschaftlerin wie mich eine große Chance."
Fünf Mitarbeiterinnen forschen mit Nevi Mani gemeinsam in der sogenannten Freefloater Nachwuchsgruppe.
"Die Leute fragen mich immer, was genau dieses Freefloater-Konzept ist. Das ist auch ein Grund, dass ich hierher gekommen bin, weil das Freefloater-Konzept ist total unique Konzept in Deutschland. Wir Freefloaters haben die Möglichkeit, ganz selbstständig zu arbeiten. Das heißt, wir sind in einer Fakultät. Ich bin in der Psychologie, wir sind unterstützt von den Leuten, aber unsere Forschung können wir alle Entscheidungen über unsere Forschungsthemen selbst machen."
Diese Begeisterung für Göttingen freut den Seniorwissenschaftler Erwin Neher. Als Biopyhsiker bekam Erwin Neher zusammen mit seinem Kollegen Bert Sakmann 1991 den Nobelpreis für Medizin verliehen. Schon 1976 etablierte Neher zusammen mit anderen an der Uni Göttingen ein Young Investigator Laboratory, ein Labor zur Nachwuchsförderung. Er weiß also wie wichtig Nachwuchsarbeit ist.
"Ich bin seit 1983 außerplanmäßiger Professor und habe seitdem immer regelmäßig Vorlesungen gehalten. Ich empfand das nie als eine besondere Last, sondern immer als Ergänzung und Bereicherung. (...) Die Studenten betrachten Forschungsinhalte oft mit einem ganz anderen Blickwinkel, stellen entsprechende Fragen. Das kann schon mal dazu führen, dass man sich in der Forschung anders orientiert und mal eine andere Herangehensweise ausprobiert."
Durch die Promotionsprogramme der Exzellenzinitative kommen jetzt gute Köpfe aus allen Ländern der Welt nach Göttingen; beispielsweise aus Ghana, aus China oder aus Spanien. Auch in in der Nachwuchsgruppe von Andre Fischer arbeiten 15 Leute aus 15 Nationen.
"Die sehr gut vorselektiert werden, dass heißt, was da dann aufgenommen wird und tatsächlich in das Studium aufgenommen wird, das sind sehr gute Leute und die kommen in die Labore und arbeiten hier. Das ist ganz wichtig. Das ist das amerikanische Prinzip, was sich sehr geändert hat, man wird nicht von einer Person betreut, sondern es gibt ein Komitee. Die neuen PhD-Programme sehr gut geeignet, das ist die Zukunft."
Mit 44 Nobelpreisträgern, die in Göttingen geforscht und gewohnt haben, spricht man auch vom "Göttinger Nobelpreiswunder". Da die Max-Planck-Institute mit der Universität jetzt verstärkt kooperieren, hofft Nobelpreisträger Erwin Neher auf Nachahmer.
"Ich bin überzeugt, dass daraus noch Nobelpreisträger kommen werden, die Frage ist halt wann."
Turnende Mäuse, die im Rad rennen oder durch Tunnel laufen, stehen im Zentrum der Forschung des Neurowissenschaftlers Andre Fischer. Anhand der Mäusehirne will der 36-jährige Demenzforscher herausfinden, wie das "Lernen können" im Alter ausgeschaltet wird oder wie vergessen Geglaubtes wieder gelernt wird. Fünf internationale Wissenschaftspreise hat Andre Fischer für seine Demenzforschung schon bekommen. Sie hängen über seinem Schreibtisch im Göttinger European Neuroscience Institute - kurz ENI, neben einem großen Poster der nordamerikanischen Stadt Boston. Denn bevor Andre Fischer als ehemaliger Göttinger Student wieder nach Südniedersachsen kam, forschte er am renommierten Massachusetts Institute of Technology, MIT.
"Eigentlich war es damals noch so, dass ich keine große Perspektive gesehen habe, in einer Position wie der jetzigen nach Deutschland zurückzukehren. Damals erschien es so, dass es in Amerika sehr viel einfacher wäre, da auch Karriere machen. Weil es ganz klar vorgegebene Wege gibt, ganz klare Karriereleiter was man muss wenn man in der Forschung bleiben will. Damals war es in Deutschland noch so, dass es keine Strukturen gab. Es gab ein Patchwork von Initiativen, die aber im Endeffekt nicht das gegeben haben, was man in Amerika gehabt hätte und zwar ist das unabhängig sein und zwar sehr früh."
Früh unabhängig sein, kann Andre Fischer jetzt am ENI, an dem neurowissenschaftlichen Institut in
dem kein Forscher älter als 40 Jahre ist.
"Hier gibt man jungen Leuten nicht nur die Möglichkeit komplett unabhängig zu forschen, sondern man gibt ihnen gleichzeitig noch ein Gebäude dazu und das ist eine Kooperation von Max Planck und der Universitätsmedizin. Und das ist ganz wichtig, denn die Aufgabe von dem konkreten Institut hier liegt in der Erforschung neurodegenerativer Erkrankungen, das macht natürlich nur vor dem Hintergrund Sinn, dass man die Krankheiten versteht, das man dann auch eben Therapieformen entwickelt."
Das ENI liegt in Göttingen auf einer Achse mit dem Uniklinikum und mit zwei Max Planck Instituten, mit dem für biophysikalische Chemie und dem für experimentelle Medizin
"Das ist in Göttingen ein spezieller Fall, im Endeffekt liegt hier alles mittendrin. Das ist ein großer Vorteil des Standortes, das ist auch ein Argument, was oftmals angebracht wird, dass eigentlich die wichtigen Forschungsinstitute nicht weiter als 2,5 Kilometer auseinanderliegen. Besonders für die Interaktion ist das wichtig."
Diese kurzen Wege schätzt auch Nevi Mani. Die 30-jährige Inderin hat in Cambridge und Oxford studiert und arbeitet jetzt auf der " Göttinger Wortschatzinsel".
Der zweijährige Sam ist beigeistert von der Göttinger Wortschatzinsel, einem hellen Raum mit buntem Teppich, vielen Bilderbüchern und Holzspielzeug. Die Wortschatzinsel bildet einen starken Kontrast zu den langen sterilen Fluren des Psychologischen Instituts der Universität Göttingen.
"Göttingen erinnert mich ganz viel an Oxford, weil es ist eine kleine Stadt wo die Universität so wichtig ist. Die ganze Stadt dreht sich um die Universität."
Auf dieser "Wortschatzinsel" untersucht Professorin Nevi Mani mit ihrem Team, wie Kinder Wörter lernen, wie sie diese Wörter kombinieren und zu ihrem eigenen Wortschatz organisieren?
"Das war für mich eine große Chance nach Deutschland zu kommen, weil die finanzielle Ausstattung und auch die Unterstützung, die wir von der Universität bekommen, sind super. Ehrlich zu sagen, alle meine Kollegen in England sind sehr eifersüchtig, weil wir haben so gute Ausstattung besonders hier in Göttingen, das ist für eine junge Wissenschaftlerin wie mich eine große Chance."
Fünf Mitarbeiterinnen forschen mit Nevi Mani gemeinsam in der sogenannten Freefloater Nachwuchsgruppe.
"Die Leute fragen mich immer, was genau dieses Freefloater-Konzept ist. Das ist auch ein Grund, dass ich hierher gekommen bin, weil das Freefloater-Konzept ist total unique Konzept in Deutschland. Wir Freefloaters haben die Möglichkeit, ganz selbstständig zu arbeiten. Das heißt, wir sind in einer Fakultät. Ich bin in der Psychologie, wir sind unterstützt von den Leuten, aber unsere Forschung können wir alle Entscheidungen über unsere Forschungsthemen selbst machen."
Diese Begeisterung für Göttingen freut den Seniorwissenschaftler Erwin Neher. Als Biopyhsiker bekam Erwin Neher zusammen mit seinem Kollegen Bert Sakmann 1991 den Nobelpreis für Medizin verliehen. Schon 1976 etablierte Neher zusammen mit anderen an der Uni Göttingen ein Young Investigator Laboratory, ein Labor zur Nachwuchsförderung. Er weiß also wie wichtig Nachwuchsarbeit ist.
"Ich bin seit 1983 außerplanmäßiger Professor und habe seitdem immer regelmäßig Vorlesungen gehalten. Ich empfand das nie als eine besondere Last, sondern immer als Ergänzung und Bereicherung. (...) Die Studenten betrachten Forschungsinhalte oft mit einem ganz anderen Blickwinkel, stellen entsprechende Fragen. Das kann schon mal dazu führen, dass man sich in der Forschung anders orientiert und mal eine andere Herangehensweise ausprobiert."
Durch die Promotionsprogramme der Exzellenzinitative kommen jetzt gute Köpfe aus allen Ländern der Welt nach Göttingen; beispielsweise aus Ghana, aus China oder aus Spanien. Auch in in der Nachwuchsgruppe von Andre Fischer arbeiten 15 Leute aus 15 Nationen.
"Die sehr gut vorselektiert werden, dass heißt, was da dann aufgenommen wird und tatsächlich in das Studium aufgenommen wird, das sind sehr gute Leute und die kommen in die Labore und arbeiten hier. Das ist ganz wichtig. Das ist das amerikanische Prinzip, was sich sehr geändert hat, man wird nicht von einer Person betreut, sondern es gibt ein Komitee. Die neuen PhD-Programme sehr gut geeignet, das ist die Zukunft."
Mit 44 Nobelpreisträgern, die in Göttingen geforscht und gewohnt haben, spricht man auch vom "Göttinger Nobelpreiswunder". Da die Max-Planck-Institute mit der Universität jetzt verstärkt kooperieren, hofft Nobelpreisträger Erwin Neher auf Nachahmer.
"Ich bin überzeugt, dass daraus noch Nobelpreisträger kommen werden, die Frage ist halt wann."