"Das gab es noch nie. Alle Spiele der Flyeralarm-Frauen-Bundesliga bei Magenta Sport."
So bewirbt die Telekom ihr Live-Angebot von der Frauenfußball-Bundesliga. Alle 132 Saisonspiele zeigt ab sofort der dortige Streamingdienst Magenta Sport kostenpflichtig. Diese Vereinbarung gilt für die nächsten beiden Spielzeiten, also bis 2023. In den vergangenen Jahren gab es bei der Telekom immer zwei Spiele pro Spieltag live. Da sich das Unternehmen jetzt die Produktionskosten in Höhe von zwei Millionen Euro mit dem DFB teilt, können die Übertragungen ausgebaut werden. Entsprechend zufrieden ist Henning Stiegenrodt, Leiter für Sportmarketing bei der Telekom.
"Für uns ist das ein wichtiger Meilenstein. Wir haben jetzt eine weitere Liga, die wir komplett zeigen. Wir haben ja das Versprechen immer für alle Ligen und die Fans der Vereine und der Ligen, dass wir jedes Spiel von jedem Verein zeigen, eben auch in bestmöglicher Qualität. Und genau das wollen wir jetzt auch bei der Frauen-Bundesliga tun."
Medienwissenschaftlerin: Relevanz hat nur, was in den Medien kommt
Zusätzlich zeigt Eurosport 20 Freitagsspiele im Free-TV. Auch die ARD kann eine weitere Partie pro Spieltag zeigen und berichtet auch erstmals darüber in der Samstags-Sportschau. Medienwissenschaftlerin Jana Wiske von der Hochschule Ansbach begrüßt die Neuerungen: "Weil das Sichtbarkeit bedeutet. Sichtbarkeit für einen Sport, der sonst eben diese Präsenz nicht genießt. Gesellschaftliche Relevanz hat eigentlich immer auch im Sport nur das, was in den Medien kommt. Und wenn was toll ist und keiner es sieht, dann wird es schwierig, und das ist eine Riesenchance für den Frauenfußball."
Dass viele Traditionsvereine der Männer inzwischen auch Frauenfußball-Teams in der ersten Liga haben, macht den Sport medial attraktiver. Und auch international bekommt der Frauenfußball zukünftig mehr Aufmerksamkeit. Beim Sportstreamingdienst DAZN wird in den nächsten vier Jahren die komplette Champions League der Frauen zu sehen sein. Dazu gibt es im Netz auch eine eigene Kampagne.
In den ersten beiden Jahren laufen alle Spiele auch kostenlos auf Youtube. Thomas de Buhr, der Geschäftsführer von DAZN im deutschsprachigen Raum, bezeichnet sich selbst als großen Fan des Frauenfußballs. "Ich glaube, das ist ein Sport, den muss man einfach mal anfangen zu gucken. Die Spieler besser kennenzulernen, die Mannschaften besser kennenzulernen. Bei jedem Sport lebt es ja davon, dass ich für jemanden bin, oder für etwas bin, für einen Verein bin. Und das kann sich aber erst ausbilden, wenn das einer breiten Masse Mensch zur Verfügung gestellt ist und das geht in einer Kooperation mit YouTube. Weil wir einfach sehr überzeugt sind, dass der Frauenfußball im Augenblick nicht die Plattform hat, die er bräuchte."
Entscheidend werden wohl die Abrufzahlen sein
Ab 2023 laufen dann mehr als 40 der 61 Spiele nur noch hinter der Bezahlschranke auf DAZN. Der Frauenfußball bekommt also mehr Aufmerksamkeit, ist aber nicht kostenlos. Frauenfußball in den Medien genießt aber wohl nur so lange Sichtbarkeit, wie die Abrufzahlen stimmen. Ist das nicht der Fall, zögen sich Anbieter wie die Telekom ganz sicher schnell wieder aus diesem Markt zurück, ist sich Medienwissenschaftlerin Jana Wiske sicher. Generell hält sie nicht viel von Bezahlmodellen in diesem Bereich.
"Weil letztendlich der Frauenfußball mit einer Liveberichterstattung noch nicht mal im Free-TV richtig gut funktioniert. Ich halte das für extrem schwierig, weil das ist keine Ware, die extrem nachgefragt wird. Und das hinter eine Bezahlschranke zu stellen, ist für mich nicht rentabel auf Dauer. Diese Marktmacht hat der Frauenfußball nicht."
Wie es gehen kann, zeigt die Women’s Super League in England. Dort spült der neue TV-Vertrag mehr als 18 Millionen Euro in die Kassen. Immer öfter finden Spiele der Frauen in den großen Stadien der Männer statt. Die gesellschaftliche Akzeptanz ist für diesen Sport auf der Insel höher, als in Deutschland. Der DFB könnte sich daran ein Beispiel nehmen, denn gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden läuft aktuell die Bewerbung für die WM 2027.