Leidenschaft, Ausdauer, eine gute Beobachtungsgabe und zumindest ein Quäntchen Genie braucht man. Nicht umsonst gehen gerade Schriftsteller und Dichter die Liaison mit dem Garten so gerne ein, handelt es sich doch bei Literatur und Garten um zwei Lieben, die einander nicht ausschließen, sondern befruchten.
Freilich lernt man bei Barbara Frischmuth obendrein noch viel. Der Literaturfreund, woher die Pflanzennamen kommen und der Gärtner, dass er nicht verzagen darf, wenn der Himalaya Scheinmohn nicht kommt und dass Igel Bier mögen, weshalb sie öfters sturzbesoffen neben Schneckenfallen schlafen.
Es ist nur konsequent, dass Frischmuth ihrem neuen Gartenbuch zwei Erzählungen beigibt, die spielerisch den Übergang zeigen von der Gartenhandarbeit zur literarischen Kopfarbeit und wieder zurück. Schönheit ist vergänglich, lehrt uns der Garten und Vergänglichkeit ist schön. Literatur aber kann den Augenblick bannen, das Aufgehen der Madonnenlilie, den Duft des bescheidenen Veilchens. Nach "Fingerkraut und Feenhandschuh", ihrem ersten Gartentagebuch, ist dies Barbara Frischmuth erneut geglückt.
"Genug ist nicht genug", hat sie sich wahrscheinlich gesagt, nein, diese Zeile ist nicht vom Altbarden Konstantin Wecker, sie ist von Conrad Ferdinand Meyer "genug kann nie und nimmer genügen" und deshalb duftet die rotweiß gestreift blühende Rose, die des Dichters Namen trägt, auch so verführerisch. Schnuppern sie mal dran, da wird man süchtig.