Zuerst der Blick auf die Offensive: Der Freiburger Nils Petersen gehört zum vorläufigen Aufgebot. Mit Freiburg zwar knapp am Abstieg vorbeigeschrammt ist er trotzdem ein absoluter Leistungsträger, zweitbester Bundesliga-Torschütze und sehr effektiv.
Er hat bislang kein Länderspiel für die A-Auswahl bestritten - aber mit der Olympiaauswahl 2016 Olympia Silber geholt. Er sei sehr fit, sagte Löw zur Begründung und:
"Er ist darüber hinaus auch ein sehr, sehr guter Joker. Wenn er reinkommt ist er immer sofort da und mein Gefühl sagt mir, dass er mit der Aufgabe wächst - er hat zwar wenig internationale Erfahrung, aber mein Gefühl sagt mir, dass er mit der Aufgabe wachsen kann und von ihm verspreche ich mir einiges."
Dafür muss Sandro Wagner zuhause bleiben, der bisherige Hoffenheimer Stürmer, der jetzt zum FC Bayern wechselt.
Baustelle: Tor
Da gab es viel Spekulation, ob Manuel Neuer trotz dreimaligem Mittelfußbruch dabei ist. Die Antwort jetzt: Ja. Löw zur Begründung:
"Wir wollen uns selber ein Bild machen. Und dann haben wir natürlich auch die Chance im Trainingslager, ihn in den kommenden zehn bis zwölf Tagen zu sehen, zu beurteilen. Ich glaube, beide Seiten, der Manuel und wir auch, wissen um die Verantwortung, die wir haben, gegenüber der Mannschaft, gegenüber der Gesundheit, gegenüber den Fans, gegenüber der Gesamtsituation."
Manuel Neuer kommt mit aber mit ihm eben auch Bernd Leno, Marc-André ter Stegen und Kevin Trapp. Das gibt dem Bundestrainer Luft zum Planen und ausprobieren.
Wackelkandidaten gibt es einige. So beispielsweise Jonas Hector, der mit dem 1. FC Köln jetzt absteigt. Gündogan und Özil wurden an ihrer sportlichen Leistung gemessen und sind deshalb auch dabei – auch wenn sie gerade in der Kritik stehen wegen eines Termins mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan. Eine Chance erhält auch Marco Reus, der 2014 ja verletzt nicht mitfahren konnte.
Endgültiger Kader wird am 4. Juni bekannt gegeben
Welche 23 Spieler dann Ende dabei sind, das muss der Bundestrainer bis zum 4. Juni entscheiden, da wird dann der WM-Kader bekanntgegeben.
Ärger gibt es unterdessen, seit Bilder von Mesut Özil und Ilkay Gündogan auftauchten, wie sie dem türkischen Präsidenten Erdogan Trikots überreichten. Von Ilkay Gündogan mit der Widmung "Für meinen verehrten Präsidenten". Das wurde von vielen Seiten kritisiert, und auch der DFB positioniert sich jetzt dazu.
Gleich zu Beginn der Präsentation, noch bevor der Bundestrainer im Fußballmuseum auf die Bühne kam, wurde der Vorfall angesprochen. Deutlich wurde dabei eins: Der DFB findet diese Aktion alles andere als gelungen.
DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte dazu ja bereits gesagt: Spieler der Nationalmannschaft sollten sich zu den Werten unseres Landes bekennen und nicht Wahlkampf für Despoten machen, die die Pressefreiheit und Menschenrechte einschränken. Allerdings schob er gerade in Dortmund nach:
"Ich möchte eines sagen: Menschen können Fehler machen und wir müssen das Maß wahren. Ich glaube, dass beiden bewusst ist, dass sie einen Fehler gemacht haben und ich werbe dafür, mit beiden jetzt maßvoll umzugehen. Was ich da jetzt auch in den digitalen Medien gelesen habe, erscheint mir doch übertrieben."
Grindel sagte auch, er unterstelle den Spielern aber nicht, dass sie Politik hätten machen wollen. Zusätzlich pikant: Die Türkei ist der einzige Konkurrent des DFB bei der Bewerbung um die Europameisterschaft 2024.
Kritik aber kein Abstrafen
Und Teammanager Oliver Bierhoff hat den beiden schon gesagt, was man im Verband davon hält.
"Ich habe mit beiden Spielern auch gesprochen, denen das so auch nicht ganz klar war. Das war eine große Veranstaltung mit 400 Personen mit Studenten, die ins Ausland gehen, auch auf Einladung von Unternehmern. Und man muss auch verstehen, wie Türken da ticken in solchen Bereichen. Aber auf der anderen Seite wissen wir auch, dass natürlich so ein Foto eine Symbolwirkung hat, die gerade jetzt nicht gewünscht ist."
Wenn man zwischen den Zeilen liest, dann hört man, dass da von Abstrafen keine Rede ist.
Ilkay Gündogan erklärte zu dem Termin, man habe mit diesem Bild kein politisches Statement abgeben wollen. Er schrieb wörtlich: "Wir haben uns aus Respekt vor dem Amt des Präsidenten und unseren türkischen Wurzeln - auch als deutsche Staatsbürger - für die Geste der Höflichkeit entschieden."