"Gleiche Rechte für Frauen und Männer heißt auch gleicher Lohn für gleiche Arbeit."
Familienministerin Manuela Schwesig beim Equal Pay Day 2015. Der Equal Pay Day ist das Datum, bis zu dem Frauen arbeiten müssten, um das Vorjahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu erreichen. Dieses Jahr fand er am 20. März statt: Die Lücke zwischen den durchschnittlichen Gehältern von Männern und Frauen liegt noch immer bei 22 Prozent. Deshalb will Schwesig ein Entgeltgleichheitsgesetz auf den Weg bringen, um die Kluft zu schließen.
"Mit dem neuen Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit bekommen Arbeitnehmerinnen, auch Arbeitnehmer die Möglichkeit, von ihrem Betrieb zu erfahren, wie sind sie eingestuft, warum sind sie so eingestuft und wie sind zum Beispiel die fünf Männer, die eine vergleichbare Tätigkeit machen, eingestuft und wenn die mehr Geld bekommen, warum eigentlich."
Zu gleicher Bezahlung verpflichtet
Eine Abteilungsleiterin könnte also zum Beispiel erfragen, was ihre männlichen Kollegen verdienen - aus Datenschutzgründen würde sie allerdings nur den durchschnittlichen Lohn von mindestens fünf Mitarbeitern erfahren, die eine vergleichbare Tätigkeit ausüben. Ist ihr Gehalt niedriger als das der Männer, hätte sie das Recht zu klagen. Darüber hinaus sollen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern verpflichtet werden, Entgeltgleichheit herzustellen und auch darüber zu berichten:
"Gibt es Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen? Wenn ja, was sind die Gründe? Wie ist zum Beispiel das Teilzeitverhalten, sind wirklich alle Frauen freiwillig in Teilzeit oder manche vielleicht nicht? Werden die Tätigkeiten gleichmäßig bewertet oder gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen?"
"Weibliche" Berufe aufwerten
Kritiker warnen vor einer zusätzlichen Belastung der Wirtschaft. Ein großer Teil der Unterschiede zwischen den Gehältern weiblicher und männlicher Arbeitnehmer ließen sich darauf zurückführen, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, seltener hoch bezahlte Jobs annehmen und längere Perioden in Elternzeit verbringen. Doch solche Argumente will Schwesig nicht gelten lassen. Sie fordert eine Aufwertung von Berufen, die oft weiblich besetzt sind, vor allem in der Pflege. Denn vor allem Frauen seien von Altersarmut bedroht. Deshalb sei es wichtig,
"..., dass bei der Berufsberatung gerade Frauen darauf hingewiesen werden, wenn du den Beruf ergreifst, hast du das Einkommen und später die Rente."
Die Familienministerin will das Gesetz Anfang nächsten Jahres auf den Weg bringen. Es durchzuboxen, dürfte nicht einfach werden, auch bei den Koalitionspartnern:
"Ich mach mir nichts vor, es wird auch bei diesem Gesetz ähnlich wie bei der Frauenquote viel Diskussionen geben. Es wird auch wieder tausend Ausreden von wem auch immer in Deutschland geben, warum gerade diese Maßnahme geht und diese nicht."