Die Ratlosigkeit vieler Bahnkunden ist am Berliner Hauptbahnhof auch schon zwei Stunden vor Streikbeginn deutlich zu spüren. Vor einem provisorischen Informationsstand bildet sich bereits eine kleine Schlange, immerhin gibt der freundliche Bahnmitarbeiter nicht nur Auskunft, sondern - bei Bedarf - auch einen kostenlosen Kaffee aus. Viele Bahnkunden schauen gespannt auf die große Anzeigetafel, wo bereits Verspätungen und auch Zugausfälle angezeigt werden.
"Ich möchte nach Duisburg, aber ich habe keine Ahnung, wo ich heute landen werde. Mein Zug würde normalerweise um 15.10 Uhr fahren, fällt aber wohl aus. Deswegen stehe ich hier, um zu fragen."
"Ich will nach Breslau, da es ein Bahnbus ist, hoffe ich aber, dass dieser fährt."
"Ich will gar nicht so weit, eigentlich nur nach Hannover. Aber offensichtlich wird ja auch schon vor 14 Uhr gestreikt und es fahren auch jetzt schon einzelne Züge nicht. Ich schaue regelmäßig in das Internet, aber so ganz klar sind die Informationen dann nicht."
"Ich will nach Breslau, da es ein Bahnbus ist, hoffe ich aber, dass dieser fährt."
"Ich will gar nicht so weit, eigentlich nur nach Hannover. Aber offensichtlich wird ja auch schon vor 14 Uhr gestreikt und es fahren auch jetzt schon einzelne Züge nicht. Ich schaue regelmäßig in das Internet, aber so ganz klar sind die Informationen dann nicht."
Die Deutsche Bahn rechnet damit, dass rund 70 Prozent des Bahnverkehrs in Deutschland durch den Streik der Lokführergewerkschaft GDL ausfallen werden. Betroffen werden der Fern- und Güterverkehr sein, ebenso die meisten Regionalverbindungen. In Berlin somit auch die S-Bahn, allerdings haben die Hauptstädter durch ein dichtes U-Bahn- und Busnetz immerhin Alternativen, wenn gegen 17 Uhr der Feierabend- und Berufspendlerverkehr einsetzen wird.
Der vierte Streik
Es ist die vierte Arbeitsniederlegung während der diesjährigen Tarifauseinandersetzungen. Bislang hat die Lokführergewerkschaft nicht in den kundenstarken Zeiten gestreikt, diesmal jedoch wird es deutlich mehr Fahrgäste treffen. Der Grund: Kein Vorankommen in der Tarifauseinandersetzung mit der Deutschen Bahn. GDL-Chef Claus Weselsky:
"Wir werden wieder flächendeckend streiken und es sind auch alle Transportbereiche zum Streik aufgerufen. Sodass wir auch die entsprechende Wirkung entfalten. Und leider ist es nicht mehr möglich, Berufspendler aus dem ganzen Konflikt herauszuhalten."
Die Bahn AG hat inzwischen einen Notfahrplan erarbeitet, den Kunden unter bahn.de abrufen können. Man hofft dadurch, zeitnah die gültigen Zugverbindungen während der 14-stündigen Arbeitsniederlegung der Lokführer abbilden zu können. Die neue Eskalationsstufe der GDL in der Tarifauseinandersetzung lehnt man natürlich ab. Bahnsprecher Achim Stauß:
"Der erneute GDL-Streik ist verantwortungslos und überflüssig. Er belastet auch das Arbeitsklima. Viele Mitarbeiter der Bahn sind ja zusätzlich im Einsatz. Dieser Tarifstreit wird nicht nur auf dem Rücken der unserer Fahrgäste ausgetragen, sondern auch auf dem Rücken unserer Mitarbeiter. Die versuchen, unsere Kunden so gut wie möglich an das Ziel zu bringen. Alle Kundenwünsche werden wir jedoch nicht erfüllen können. Diese schwierige Situation ist auch eine Belastung für das Betriebsklima."
"Zurück an den Verhandlungstisch"
In der diesjährigen Auseinandersetzung geht es nicht nur um fünf Prozent mehr Lohn und eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um zwei Stunden. Vielmehr gehört zum Forderungskatalog der GDL auch ein neuer Vertretungsanspruch. Die Lokführervertretung will künftig auch für andere Beschäftigte wie beispielsweise das Bordpersonal mitverhandeln. Diese Berufsgruppe wurde bislang von der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft vertreten. Der Bahnkonzern hingegen will mehrere Tarifverträge in einem Unternehmen vermeiden. Wenig Verständnis für den erneuten Streik zeigt inzwischen der Fahrgastverband Pro Bahn - Sprecher Gerd Aschhoff:
"Alles, was wir wissen, führt bei uns zu der Erkenntnis: GDL komme endlich an den Verhandlungstisch zurück! Es bringt nichts, immer nur über die Öffentlichkeit Vorwürfe zu formulieren. Wir müssen endlich dazu kommen, dass die sicherlich komplizierten Fragen, die da im Raum stehen, so verhandelt werden, dass sie zu Ergebnissen führen."
Allerdings sieht es derzeit nicht danach aus, dass die Tarifverhandlungen schnell wieder aufgenommen werden. Die Bahn hatte eigentlich auf eine Fortsetzung am heutigen Abend oder Morgen gehofft, dieses Gesprächsangebot sei aber nun aber aufgrund des erneuten Streiks - so wörtlich "Makulatur".
Ab morgen früh um 4 Uhr sollen die Züge dann wieder rollen, doch erfahrungsgemäß werden die Beeinträchtigungen auch noch Stunden danach zu spüren sein.