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London
Brexit-Gegner protestieren für Abstimmung über finalen Deal

Wie es ausgeht mit dem Brexit, ist immer noch nicht klar. Die Gegner hoffen weiter auf einen Exit vom Brexit oder auf ein zweites Referendum. Für beides machen sich kurz vor Toresschluss viele Briten stark - heute bei einem Massen-Protest in London.

Von Christine Heuer |
Eine Brexit-Gegnerin bei einer Demonstration in London trägt einen Hut mit der Aufschrift "Blödsinn Brexit" ("bollocks to brexit")
Eine Brexit-Gegnerin bei einer Demonstration in London trägt einen Hut mit der Aufschrift "Blödsinn Brexit" ("bollocks to brexit") (Imago/Andres Pantoja)
700.000 waren es bei der letzten Großdemo im Oktober, sagt People's Vote, mindestens 700.000 Menschen erwarten die Organisatoren auch heute wieder. Brexit-Gegner aus ganz Britannien wollen am Mittag ins Londoner Regierungsviertel ziehen.
Mit der Forderung nach einem zweiten Referendum. Auch Charly aus Doncaster in South Yorkshire kommt heute in die Hauptstadt. Auf der Website von People's Vote wirbt sie in einem Video für die Demonstration.
"Ich bin Charly, ich bin 21 Jahre alt und Studentin. Diesen Samstag protestiere ich für People's Vote. Ich finde, in der EU zu sein, ist das Beste für Großbritannien: wirtschaftlich, sozial, für Studenten. Und ich finde, wir müssen das letzte Wort darüber haben, was mit unserem Land passiert. Ich hoffe, Ihr kommt auch."
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Alle Beiträge zum Brexit (AFP / Tolga Akmen)
Die Wurzeln von People's Vote liegen im Unterhaus. Vorläufer der Kampagne war ein Gesprächskreis EU-freundlicher Abgeordneter aus verschiedenen Fraktionen.
Die Idee zog Kreise, vor einem knappen Jahr taten sich Aktivisten gegen den harten Brexit zusammen und riefen die Kampagne ins Leben. Ihre These: Bei der ersten Abstimmung wussten die Briten noch nicht, was auf dem Spiel steht. Ihre Forderung: Jetzt, wo die negativen Folgen des EU-Austritts bekannt sind, müssen die Bürger noch einmal gefragt werden.
"Nur noch Sekunden bis Mitternacht"
"Put it to the people" ist dann auch das Motto der Groß-Demo heute. Im Netz machen sich prominente Künstler stark für die Idee. Jason Isaacs etwa, der in den Harry Potter-Filmen gespielt hat.
"Es sind nur noch Sekunden bis Mitternacht, die Uhr läuft ab für Großbritannien in Europa. Aber Europa gibt uns noch eine Chance. Ich wäre dafür, in der EU zu bleiben. Ihr möchtet vielleicht ohne jeden Vertrag raus. Aber für uns alle gilt: Die Politiker sollen das Volk vertreten. Wir brauchen eine Abstimmung, in der unser Wille deutlich wird. Denn sie haben keine Ahnung, was zu tun ist."
Schauspieler Jason Isaacs ("Harry Potter")
Schauspieler Jason Isaacs ("Harry Potter") beklagt beim Brexit-Verfahren, Politiker "haben keine Ahnung, was zu tun ist". (dpa / picture-alliance / Dominic Lipinski)
Finaler Brexit-Deal den Bürgern vorlegen
Auch viele Politiker aus dem In- und Ausland unterstützen People's Vote. In London werden heute unter anderem Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon und das Tory-Urgestein Michael Heseltine sprechen. Aus dem Europa-Parlament reisen unter anderem die deutschen Grünen Terry Reintke und Sven Giegold an.
Gemeinsam fordern sie, dass der Brexit-Deal, auf den Regierung, Parlament und die EU sich am Ende vielleicht doch noch einigen, den Bürgern noch einmal vorgelegt wird: Zur Abstimmung über diesen Deal oder den Verbleib in der EU.
Mit der Online-Petition für die Rücknahme von Artikel 50, also für den Exit vom Brexit, hat People's Vote direkt übrigens nichts zu tun. Aber Brüder im Geiste und sicher oft für das eine wie für das andere sind sie natürlich schon: Die mehr als drei Millionen Petitions-Unterzeichner und die hunderttausende, die heute im Londoner Regierungsviertel "Put it to the people!" fordern wollen.