Zu Zehntausenden strömten die Menschen heute wieder über die London Bridge in ihre Büros in der City und gegen Abend wieder zurück nach Hause. Anwohner und Berufspendler sind schockiert und trauern um die Opfer, bekundeten aber auch, die Offenheit ihrer Stadt verteidigen zu wollen.
"Wir sind alle entschlossen, dass diese Leute uns nicht spalten. Sie haben keinen Unterschied darin gemacht, wer ihre Opfer waren. Das hat mit Religion nichts zu tun. Sie sind voller Hass und feige."
"Die Gemeinde hier am Themseufer ist kulturell sehr vielfältig und doch geeint. Wir halten an dem fest, was wir geplant haben und weiter tun wollen."
"Das ist unsere Stadt. Wir müssen hier weiterleben. Uns muss klar sein, dass so etwas passieren kann. Wir müssen wachsam bleiben."
Schutzmaßnahmen und Verhaftungen in London
Scotland Yard hat zusätzliche bewaffnete Polizisten an markanten Stellen der Stadt postiert. Auf mehreren Brücken wurden Metallwände links und rechts zu den Fußgängerwegen hin installiert, damit Terroristen nicht mehr mit einem Auto relativ leicht in eine Menschenmenge fahren können.
Zwölf Personen wurden verhaftet, alle im Osten Londons, dort wo die drei Terroristen lebten. Medienberichten zufolge hatte ein Nachbar einen der drei Täter als gewaltbereit der Polizei gemeldet. Wieder waren die Täter also als Islamisten bereits auf dem Radar der Polizei, so wie schon auch die Attentäter von Westminster und Manchester.
"Sie waren alle der Polizei bekannt", klagt Hanif Qadir, der ein De-Radikalisierungsprogramm leitet. "Unser Programm kann sehr effektiv sein. Aber uns wurden die Mittel gekürzt. Das wäre die Gelegenheit für uns gewesen zu intervenieren. Wir hätten sie vielleicht nicht entradikalisiert, aber die Anschläge verhindern können."
"Wir können nicht so weitermachen wie bisher. Genug ist genug", erklärte Premierministerin Theresa May heute erneut. Sie steht jetzt wegen der Personalkürzungen bei der Polizei in ihrer Zeit als Innenministerin unter Druck. "Wir müssen mehr machen, viel mehr, um die bösartige Ideologie des islamistischen Extremismus zu besiegen."
Kritik und Konter zwischen den Parteien
Die Terroranschläge haben inzwischen auch den Wahlkampf erreicht. Am Donnerstag sind Unterhauswahlen. Unablässig kritisiert Labour die Stellenstreichungen bei der Polizei, als Theresa May Innenministerin war. Labour-Chef Jeremy Corbyn forderte sogar ihren Rücktritt. "Die Personalkürzungen waren haarsträubend. Das muss man hinterfragen. Wir fordern sie auf zu gehen, weil sie die Zahl der Polizisten reduziert hat."
Für die Polizei stellt der Terroranschlag auf der London Bridge und um den nahegelegenen Borough Market eine neue Qualität des Terrorismus dar, wie auch schon das Attentat auf der Westminster Bridge im März. Beide Anschläge wurden mit einfachen Mitteln ausgeführt, mit einem Auto und mit Messern. Die Chefin von Scotland Yard, Cressida Dick:
"Unsere Anti-Terror-Maßnahmen sind sehr effektiv. Aber die Bedrohung scheint sich zu verändern. Wir müssen jetzt klar unsere Strategie, Taktik und unsere Ressourcen überprüfen."