Die Veranstalter der Demonstration fordern, das britische Parlament solle das Ergebnis des Referendums aus der vergangenen Woche aufheben, bei dem rund 52 Prozent der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union gestimmt hatten - 60 Prozent der Londoner stimmten hingegen für einen Verbleib.
Die Zukunft Großbritanniens liege laut Demo-Organisatoren in der EU. "Ich bin zutiefst verunsichert über meine Zukunft", sagte ein 25-jähriger Demonstrant aus Hertfordshire der Nachrichtenagentur Reuters. "Ich akzeptiere das Ergebnis, aber das hier soll zeigen, dass wir es nicht stillschweigend hinnehmen."
Dagegen hoffen andere darauf, noch die Reißleine ziehen zu können. "Wir können den Brexit verhindern, indem wir das Referendum nicht als das letzte Wort akzeptieren und den Finger vom Selbstzerstörungsknopf nehmen", sagte der Organisator des Protestmarschs, Kieran MacDermott, dem britischen Sender BBC. Stattdessen sollte das Parlament entscheiden, ob Großbritannien wirklich die EU verlasse, sagte MacDermott. In einem Video eines Twitter-Nutzers hört man Demonstranten "shame on you" rufen, auf Deutsch: "Schämt euch".
Inzwischen haben rund vier Millionen Briten eine Online-Petition für ein zweites Referendum unterschrieben. Allerdings hat das zuständige Komitee im Unterhaus Zweifel geäußert, ob alle Unterschriften gültig seien. Die derzeit entscheidenden Politiker in London betonen, es gebe kein Zurück. Das Votum von 17 Millionen Briten für einen Austritt aus der EU müsse umgesetzt werden.
Die Konservativen suchen unterdessen weiter einen Nachfolger für Premierminister David Cameron, der nach seiner Niederlage beim Referendum für die nächsten Monate seinen Rückzug angekündigt hatte. Innenministerin Theresa May gilt weiter als Favoritin.
Queen mahnt zur Besonnenheit
Ohne den Brexit zu nennen, betonte Queen Elizabeth II. bei der feierlichen Eröffnung des neugewählten schottischen Parlaments in Edinburgh die Notwendigkeit, "ruhig und gefasst zu bleiben". Gerade in Zeiten schneller Entwicklungen brauche es "genügend Raum für ruhiges Denken und Überlegen". Das Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreichs hält sich traditionell aus der Tagespolitik heraus.
(vic/ach)