Wer den Saal ganz am Ende dieser Michael-Jackson-Ausstellung findet, Raum 14 von 14, der findet sich ein bisschen auch selbst wieder.
16 deutsche Jackson-Fans, jeder einzeln aufgenommen mit Bild und Ton, und in der National Portrait Gallery zusammengefügt zu einem virtuellen Chor: Das ist das Werk von Candice Breitz, einer südafrikanischen Künstlerin, entstanden 2005. Eine künstlerische Hommage an die Fan-Kultur rund um den King of Pop, sagt Lucy Dahrson, die Kuratorin der Ausstellung:
"Sie sind total unterschiedlich, von ganz verschiedenen Backgrounds. Jeder einzelne wurde in einem professionellen Studio in Berlin aufgenommen, und die 16 Einzelteile sind hier bei uns jetzt als eine einzige Video-Installation zu sehen. Es ist sehr bewegend und aufregend, das zu sehen."
Portraits so vielfältig wie seine Musik
48 Künstler aus der ganzen Welt zeigt die Ausstellung in der National Portrait Gallery. Manche kannten Jackson persönlich, wie zum Beispiel Andy Warhol, andere haben ihre Jugenderinnerungen aufgearbeitet, manche wurden eigens mit einem Werk beauftragt. Lucy Dahrson ist selbst von der Spannbreite überrascht, mit denen sich die Künstler der Pop-Ikone Michael Jackson angenähert haben:
"Die Spannbreite der unterschiedlichen Spielarten, mit denen sich die Künstler Michael Jackson angenähert haben, ist wirklich faszinierend."
Michael Jackson in Öl auf Leinwand, auf riesigen Teppichbildern, Michael Jackson überhöht als Jesus-Figur, oder seine Bedeutung für die schwarze Community, in einem Atemzug mit Rosa Park und Martin Luther King: Wer durch die Ausstellung geht ist erstaunt, wie viel die Menschen in aller Welt, aus verschiedenen Generationen und über viele Jahre hinweg in den Mann aus Indiana hineinprojiziert haben. Dies sei auch ihr nicht klar gewesen, sagt Kuratorin Lucy Dahrson: "Mir war das Ausmaß gar nicht klar, wie sehr er andere inspiriert hat. Jetzt haben wir hier lauter neue Werke von wirklich bedeutenden Künstlern."
Besonders hebt die Ausstellung Jacksons afroamerikanische Wurzeln hervor. Todd Grey zum Beispiel war schon berühmt, bevor er Hausfotograf von Michael Jackson wurde. Er lebte viele Jahre in Ghana, und dort haben alle, mit denen er sprach, Jackson als einen der ihren betrachtet.
Lucy Dahrson:"Jeder, mit dem er in Ghana gesprochen hat, hat ihn als einen der ihnen betrachtet."
Der "King of Pop" ein Kunstkenner?
Eines der letzten Portraits, das Michael Jackson selbst in Auftrag gegeben hat, stammt von Kehinde Wiley und zeigt den Popkünstler im Stile eines berühmten Köngisbildes von Rubens auf einem Pferd, mit blauem Umhang und vor dramatischer Wolkenkulisse. Kitschiger geht es kaum, aber der Maler sagt, Michael Jackson habe wirklich was davon verstanden.
Kuratorin Dahrson: "Kehinde hat uns erzählt, das die beiden über Rubens uns seinen Stil und seine Pinselführung gesprochen haben. Michael Jackson hatte auch eine ganze Bibliothek mit tausenden von Kunstbüchern."
Bis Mitte Oktober ist "On the wall" in der Londoner National Portrait Gallery zu sehen, danach geht sie nach Paris und im März kommenden Jahres in die Bundeskunsthalle nach Bonn.