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Loriots Waldmops
Mehr als ein einfaches Denkmal

Eben noch Studentin, gerade erst den Abschluss in der Tasche und schon Großunternehmerin, beauftragt mit der Herstellung von gut einem halben Dutzend Waldmöpsen. Bitte was? Soll das ein Witz sein? Nein, genau das ist einer Architekturstudentin der Uni Detmold passiert.

Von Christjane Höck |
    Der Entwurf eines Waldmops'
    Der Entwurf eines Waldmops' (Christjane Höck)
    "Ich bin in letzter Zeit eh viel in Brandenburg auf dem Land unterwegs gewesen und habe auch gehört, dass dort Wölfe wieder angesiedelt werden und dann dachte ich, eigentlich müsste der Waldmops hier auch wieder einen Platz finden."
    Loriot: "Als Herr des Waldes durchstreifte der Mops einst Europa von Ural und Fichtelgebirge.
    Der Waldmops ist ein Loriot Klassiker und genau diesen Sketch hat sich die Innenarchitektin Clara Walter ausgesucht, um noch während des Studiums an einem Wettbewerb des Kulturvereins Brandenburg an der Havel teilzunehmen, Loriots Geburtsstadt.
    "Die Idee war, ein Denkmal für Loriot zu schaffen. Der Ort war nicht festgelegt, außer dass es in Brandenburg an der Havel sein soll. Aber die Art vom Denkmal war komplett offen. Dann habe ich angefangen mir Gedanken zu machen und am Ende ist eben dieser Waldmops bei rausgekommen."
    Walters Entwurf, mit dem sie sich gegen rund 100 – auch prominente Mitstreiter – im Sommer durchgesetzt hat, ist mehr als nur ein einfaches Denkmal. Gleich ein ganzes in Bronze gegossenes Rudel Waldmöpse – acht an der Zahl – wird ab April 2015 im sogenannten Humboldthain zu sehen sein. Die dazugehörige Aussichtsplattform erinnert an Loriot und seine schräge Story vom scheuen Waldmops.
    "Es ist so, dass er in dem Sketch erklärt, dass unser Mops – unser ringelschwänziges Schoßtier nennt er den – eigentlich vom Elch abstammt und durch den blinden Züchtehrgeiz des Menschen eben zum Mops geworden ist."
    Loriot: "Ende des 16. Jahrhunderts galten die mächtigen Mopsschaufeln noch als beliebte Jagdtrophäe. Im Laufe des 17. Jahrhunderts. hat man sie jedoch rücksichtslos zurückgezüchtet, da sich Vierzehnender im Schoße älterer Damen als hinderlich erwiesen hatten."
    50.000 Euro stellt der Kulturverein für die Realisierung des Denkmals zur Verfügung. Für die Berufsanfängerin Walter eine Riesensache und gewaltige Herausforderung.
    "Ich konnte das erst gar nicht glauben und dann habe ich mich richtig gefreut und gedacht: Dann hat es sich ja gelohnt, die ganze Arbeit. Aber eigentlich ging es ja dann erst richtig los mit der Arbeit, das hatte ich gar nicht so realisiert."
    Walter stellt Finanzpläne auf und holt das erste Mal in ihrem Leben konkrete Angebote ein. Wer kann was, zu welchen Preisen liefern? Wer gießt die Möpse in Bronze und wer hilft bei der Fertigung der Modelle?
    "Im Studium, da gibt es ein Fach, das heißt Plastisches Gestalten und da haben wir schon viel einfach mit den Händen modelliert. Deswegen war das jetzt nicht das erste Mal, aber so regelmäßig habe ich das auf jeden Fall noch nicht gemacht."
    Zusammen mit einem Berliner Bildhauer stürzt sich Walter in den praktischen Teil der Arbeit. Im Atelier am Tiergarten wird Keramiplast, eine keramikähnliche Masse um einen Drahtkorpus modelliert. Als Vorlage dient natürlich Loriots originaler Urmops. "Es gibt ja die Zeichnungen von ihm. Da ist jetzt eben nur das Gesicht drauf und das war mein Ziel, das eins zu eins umzusetzen."
    Die Modelle, die eben erst fertig geworden sind, befinden sich leider schon auf dem Weg nach Bremen, zur Bronzegießerei. Deshalb zeigt Walter Fotos der possierlichen, weißen Phantasietierchen. Einer sitzt, einer kugelt sich, ein anderer schnüffelt. "Dann gibt es noch einen - das ist eigentlich der Scheueste von allen, der wird wahrscheinlich eher im Gebüsch so ein bisschen versteckt aufgestellt – der guckt relativ erschrocken. Das ist der, der am wenigsten domestiziert ist."
    "Bei allen wunderschön rausgearbeitet: Die kurzen, kräftigen Hörnchen und das Ringelschwänzchen. – Wie so ein Sahnehäubchen, das hinten drauf gesetzt ist – Das, was sich jetzt so wunderbar leicht präsentiert, ist das Resultat vieler Experimente – Also ehrlich gesagt, steht da hinten noch einer. Unter den Tüchern versteckt.
    Die junge Frau durchquert den Raum und enthüllt das Testmodell. Es ist eindeutig ein Mops. "Ich finde halt er ist sehr massig geworden. Eher eine Bulldogge als ein Waldmops. "
    Für die aktuellen, filigraneren Modelle hat die Künstlerin den Mops genauestens studiert. Sie hebt den Kopf und deutet mit der Hand auf die Wand über ihr.
    "Hier sind die ganzen Fotos, die ich benutzt habe. Es gibt zum Beispiel den Sportmops oder den Retromops, der hat längere Beine und mehr Nase. Aber wir machen ja eben den Waldmops, den gibt es ja gar nicht so."
    Walter nimmt einen Stapel Skizzen zur Hand, die zeigen, wie sie sich das Waldmopsrudel in freier Wildbahn vorstellt. Eine Spielwiese der Kunst, samt Aussichtsplattform und Loriot Gedenkstein. Keine Statue, nur ein schlichter Sockel.
    "Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass er gern von uns beobachtet wird, weil er ja schließlich derjenige ist, der die Gesellschaft beobachtet hat und bin dann auf die Idee gekommen, dass man nur die Fußabdrücke sieht auf dem Sockel, weil er auch die Wurzeln hat in Brandenburg, aber jetzt nicht mehr dort oben steht und man sich fragt: "Wo ist er denn hin?"
    Was bleibt, sind Loriots Esprit und Witz, die in Walters Installation wieder lebendig werden. Vor dem geistigen Augen tollen jetzt schon seine wilden, bald in Bronze gebannten Waldmopsphantasien munter durch den Park.
    "In dem Sketch wird ja gesagt, dass er die Wälder verwüstet und die Nester der Vögel plündert."
    Loriot: "Wobei ihm sein kurzes, aber kräftiges Gehörn wertvolle Dienste leistet."
    "Ja, mal gucken, wie sich das in Brandenburg so äußert. Nicht, dass das am Ende noch zur Plage wird."

    Produktion: DLF 2014