Nach den Feuern
Kann Los Angeles WM und Olympia stemmen?

Die Feuer von Los Angeles haben mehr als 12.000 Gebäude zerstört und 29 Menschen getötet. Der Wiederaufbau wird sich über Jahre hinziehen und Milliarden kosten. Was bedeutet das für die Fußball-WM 2026 und die Olympischen Spiele 2028?

Von Kerstin Zilm |
Ein Bild der Zertsörung in Los Angeles.
Nach den Feuern von Los Angeles zeigt sich ein Bild der Zerstörung. Gouverneur und Bürgermeisterin sind sich jedoch sicher, dass die Stadt Spiele der Fußball-WM 2026 und die Olympischen Spiele 2028 ausrichten kann. (IMAGO / ZUMA Press Wire / IMAGO / Karen Ballard)
Die Trümmer der abgebrannten Häuser schwelten noch, als Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom versprach, dass Los Angeles selbstverständlich WM-Begegnungen, den Super Bowl und die Olympischen Spiele austragen werde.
Die Wettkämpfe seien eine perfekte Gelegenheit für Stadt und Bundesstaat, sich von der besten Seite zu zeigen: "Wir können unseren Stolz und unsere Seele demonstrieren, wenn wir nicht nur an diese Wettkämpfe denken, sondern gleichzeitig an den Wiederaufbau. Wir haben schon einen Plan, wie wir ein noch besseres LA schaffen können."
Bürgermeisterin Karen Bass wies jede Zweifel an Olympischen Spielen in Los Angeles energisch zurück und versprach, schnell aus den Trümmern aufzuerstehen und die Stadt wieder aufzubauen.

Harsche Kritik von außen

Andere forderten ebenso schnell, Los Angeles die Austragung der Olympischen Spiele zu entziehen. Fox-Moderator Jesse Watters erklärte, einer Stadt, die nicht einmal ihre Hydranten mit Wasser füllen könne, sei der Aufgabe nicht gewachsen: "Das ist eine Zerstörung auf biblischem Niveau, und Los Angeles ist in vier Jahren Gastgeber der Olympischen Spiele. Eine vollständige Übernahme durch den Bund ist erforderlich. Kalifornien ist überfordert. Möglicherweise muss Kriegsrecht verhängt werden."
Die Kritik von außen brachte – wie die Feuer – die Stadt näher zusammen. Organisatoren der bevorstehenden großen Sportereignisse haben beim Planen einen Gang zugelegt, sagt Alissa Walker. Die Journalistin hat sich in ihrem Newsletter torched.la auf die Olympischen Spiele 2028 spezialisiert: "Sie verbinden jetzt den Wiederaufbau nach den Feuern mit der Planung für die Olympischen und Paralympischen Spiele. Jegliche Zweifel, die jemals dazu aufgeworfen wurden, ob die Stadt in der Lage ist, Gastgeberin der Spiele zu sein, wurden beiseite geschoben. Plötzlich sind sich alle einig, dass wir sie auf jeden Fall austragen werden."

Fehlende Infrastruktur als größte Herausforderung

Selbst Bürgermeisterin Bass hatte noch kurz vor den Feuern zugegeben, man sei mit der Olympia-Planung hinterher. Die größten Herausforderungen für die Stadt waren zu der Zeit, den reibungslosen Transport zu den Sportstädten zu organisieren und Unterkünfte für mehr als 40.000 Obdachlose in Los Angeles zu finden.
Daran hat sich nichts geändert, sagt Alissa Walker: "Wir müssen keine Veranstaltungsorte bauen, keine Stadien. Alles ist da, aber wenn Besucher diese wunderschönen Stadien verlassen, betreten sie eine Stadt, die ihre Infrastruktur seit Jahrzehnten vernachlässigt hat. Nicht alle Straßen sind sicher. Es gibt zu wenige schattenspendende Bäume, kaum Fahrradwege oder Busspuren. All diese Dinge müssen wir einrichten, wenn wir Millionen Menschen hier willkommen heißen wollen."

Haushaltsdefizit von mehr als 400 Millonen Dollar

Unklar ist, woher das Geld dafür kommen soll. Los Angeles hatte bereits zu Beginn des Jahres ein Haushaltsdefizit von mehr als 400 Millionen Dollar. Nun sind zusätzliche Milliarden für den Wiederaufbau notwendig. Die Stadt ist abhängig von Bundesmitteln aus Washington. Und Präsident Donald Trump knüpft die an Bedingungen, selbst wenn es um Katastrophenhilfe geht.
Gleichzeitig zeigte er sich bei einer Kundgebung vor Amtsantritt geradezu berauscht von der Vorstellung, Zeremonienmeister von Olympischen Spielen und Fußball-WM zu sein. Das werde ein großer Spaß.

Trumps Konfrontationspolitik könnte zu Boykotts führen

Doch es könnte eine scharfe Trennung geben zwischen denen, die Spaß haben und denen, die Trumps Politik davon ausschließt. Schärfere Einreisebedingungen sowie strengere Vorschriften für Visa-Vergaben könnten es für Fußballfans aus manchen Ländern schon schwierig machen, zur Weltmeisterschaft in die USA zu reisen. Trumps Konfrontationspolitik könnte zu Boykotts mancher Staaten führen. Und dann sind da noch die Razzien, die es seit seinem Amtsantritt in Stadtteilen von Los Angeles gibt, in denen vor allem Einwanderer leben – mit und ohne Papiere.
LA28-Expertin Alissa Walker warnt vor drastischen Folgen für die Austragung der Olympischen Spiele: "Diese Razzien schaffen eine Kultur der Angst unter den Menschen, von denen wir erwarten, dass sie bei diesen Veranstaltungen arbeiten werden. Ohne sie läuft in Los Angeles nichts. Glauben Sie, dass sie Jobs in Stadien antreten wollen, die von Sicherheitskräften des Bundes mit allen möglichen Befugnissen umzingelt sind? Das alles hat eine abschreckende Wirkung."
Der Vorsitzende des Komitees zur Organisation der Spiele, Casey Wasserman, sagt, er sei in engem Kontakt mit Donald Trump und hat nur Gutes über dessen Unterstützung zu sagen.

Phönix als Maskottchen?

Bei aller zusätzlicher Herausforderungen durch die Feuer, scheinen diese ein anderes Problem gelöst zu haben. Die Organisatoren taten sich schwer damit, das passende Maskottchen zu finden, erzählt Alissa Walker. Jetzt dränge sich eines geradezu auf: "Ich habe den leisen Verdacht, dass sie alles, was bisher angedacht war, ganz schnell verwerfen. Das Maskottchen wird den Phönix, der aus der Asche auferstandenen ist, verkörpern. Das wird die große Geschichte von LA28 werden."