In seinen Anfängen war der Luchterhand Verlag auf Rechtswissenschaftlichen spezialisiert und gab Loseblatt-Sammlungen zum Steuerrecht heraus. Es habe sich herausgestellt, dass es ein "kriegswichtiger Verlag" war, sagte der Buchwissenschaftler Siegfried Lokatis von der Universität Leipzig im Dlf. Er stellte am Mittwoch die Ergebnisse seines mehrjährigen Forschungsprojekts "Luchterhand im Dritten Reich" vor. Der Verlag habe während der NS-Zeit mit nationalsozialistischen Stellen zusammengearbeitet, so Lokatis.
Druckereibesitzer Otto Heinrich Scholz etwa musste beim Verkauf seiner Druckerei 1938 einem festgesetzten Preis zustimmen, weil seine Frau Jüdin war. Es sei umstritten geblieben, ob zu viel oder zu wenig gezahlt wurde. Aus Sicht von Scholz war es zu wenig. Lokatis betonte, es sei nicht immer genau zu sagen, wer Vorteil daraus gezogen habe.
Richtig sei, dass 1941 eine komplette Enteignung des Druckereibesitzers Scholz stattgefunden habe. Dafür gab es vorwiegend ökonomische Motive, nicht politische. Verlagsleiter Eduard Reifferscheid besaß - so ein Ergebnis des Forschungsprojekts - sogar nach Kriegsende noch ein kommunistisches Parteibuch. Das sei doch ungewöhnlich für einen angeblichen Nazi, gibt Lokatis zu bedenken. Durch den Umzug des Verlags nach Neuwied habe Verlagsleiter Reifferscheid der Aufmerksamkeit entgehen wollen, die durch den Prozess gegen Scholz in Berlin auf ihn gelenkt worden wäre.
Die Zusammenarbeit mit der gegenwärtigen Verlagsleitung nannte Lokatis vorbildlich. Der Luchterhand Verlag hatte die Untersuchung in Auftrag gegeben.