Das Motto lautet: Billiger, schneller, flexibler. Globalisierung und Discountering – also das Angebot von Billiganbietern – hängen eng miteinander zusammen.
90 Prozent unserer Kleidung wird in Entwicklungsländern und Osteuropa hergestellt. Eine Jacke für 3,99 Euro, eine Hose für 1,99 Euro – Preise, die unter "normalen Umständen" gar nicht machbar wären, wenn die Kleidung nicht in Ländern wie zum Beispiel Bangladesch produziert würde. Auch der Discounter Lidl lässt in Bangladesh produzieren. Und achtet dabei auf faire Arbeitsbedingungen – so zumindest heißt es in einem Werbeprospekt vom Januar 2010.
"Wir bei Lidl vergeben deshalb unsere Non-Food-Aufträge – also beispielsweise Textilien – nur an ausgewählte Lieferanten und Produzenten, die bereit sind und nachweisen können, soziale Verantwortung zu übernehmen."
Zitiert der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Hamburg, Günter Hörmann die Lidl-Werbung. Der Discounter betreibe hier Schönfärberei, weiß Miriam Saage-Maaß vom Europäischen Zentrum für Menschenrechte, ECCHR. Gemeinsam mit der Kampagne für saubere Kleidung hat das ECCHR eine Studie in Auftrag gegeben: Untersucht wurden die Arbeitsbedingungen von vier Zuliefererfirmen, die im Auftrag Lidls arbeiten:
"Dabei ist herausgekommen, dass die von Lidl behaupteten Arbeitsrechte, die gewahrt würden, nicht gewahrt werden. Insbesondere, dass es massive Überstunden gibt, die zwischen 69 und 79 Stunden pro Woche betragen. Wobei die ILO-Konvention, auf die sich auch Lidl bezieht, eine maximale Arbeitszeit von 48 Stunden pro Woche plus zwölf Stunden Überstunden erlauben."
Außerdem werde die Gewerkschaftsarbeit massiv unterdrückt: Dies gehe von Kündigungen bis hin zu Androhung von körperlicher Gewalt. Frauen, die hauptsächlich in diesen Betrieben arbeiten, sind extremer Diskriminierung ausgesetzt. Suma Sarker ist 23 Jahre alt. Sie kommt aus dem Norden Bangladeshs und arbeitet seitdem sie 13 ist als Näherin:
"Ich gehe jeden Tag um acht Uhr zur Arbeit. Meist arbeite ich bis 19 Uhr, aber oft auch bis 22 Uhr am Abend. Mittags habe ich eine Stunde Pause. Im Vergleich zu meiner Arbeit ist der Lohn sehr niedrig. Normalerweise bekomme ich 29 Euro im Monat. Das bei einer normalen Arbeitszeit von acht bis 17 Uhr. Aber ich mache jeden Tag Überstunden, sodass ich am Ende des Monats 50 Euro Gehalt bekomme. Damit ist es schwer zu leben."
Zurzeit arbeitet Suma in einer Fabrik im Norden der Hauptstadt Dhaka. Sie lebt mit ihren beiden Schwestern zusammen, die ebenfalls als Näherinnen arbeiten. Ihren zweijährigen Sohn, der bei ihrer Mutter in ihrem Heimatort lebt, sieht sie nur selten.
"Es spielt keine Rolle, ob ich die Arbeit mag oder nicht. Ich muss es machen. Aber ich habe Hoffnung. Ich arbeite sehr hart, ich möchte dafür besser bezahlt werden, und ich möchte, dass unsere Arbeitsbedingungen besser werden."
Ob Suma Sarker in einer Fabrik arbeitet, die für Lidl produziert – das lässt sich nur schwer feststellen. Denn häufig arbeiten die großen Billighandelsketten mit Subunternehmen zusammen. Durch den Konzentrationsprozess im Einkauf haben die Discounter wie zum Beispiel Lidl und Kik eine gewaltige Macht entwickelt. Dadurch drücken Sie die Preise, kürzen Lieferfristen. Lidl verweist in der Öffentlichkeit immer wieder auf seine Mitgliedschaft bei der Business Social Compliance Initiative, kurz BSCI. Diese internationale Initiative des Einzelhandels setzt sich für Sozialstandards bei den Lieferanten ein. Auf den Produkten von Lidl stehe drauf: Fair und sozial.
"Nur: Wo fair und sozial draufsteht, muss auch fair und sozial drin sein. Wenn das nicht der Fall ist, verstößt das gegen das Wettbewerbsrecht. Und in solchen Fällen haben Verbraucherzentralen die Möglichkeit, diese Werbung abzumahnen, und auf Unterlassung einer solchen Werbung zu pochen."
Genau das hat die Verbraucherzentrale Hamburg getan: Lidl hat die geforderte Unterlassungserklärung verweigert. Nun wurde seitens der Verbraucherschützer Klage gegen das Unternehmen eingereicht – wegen eben jenes Verstoßes gegen das Wettbewerbsrecht. Lidl wollte gegenüber dem Deutschlandfunk keine Stellungnahme abgeben.
90 Prozent unserer Kleidung wird in Entwicklungsländern und Osteuropa hergestellt. Eine Jacke für 3,99 Euro, eine Hose für 1,99 Euro – Preise, die unter "normalen Umständen" gar nicht machbar wären, wenn die Kleidung nicht in Ländern wie zum Beispiel Bangladesch produziert würde. Auch der Discounter Lidl lässt in Bangladesh produzieren. Und achtet dabei auf faire Arbeitsbedingungen – so zumindest heißt es in einem Werbeprospekt vom Januar 2010.
"Wir bei Lidl vergeben deshalb unsere Non-Food-Aufträge – also beispielsweise Textilien – nur an ausgewählte Lieferanten und Produzenten, die bereit sind und nachweisen können, soziale Verantwortung zu übernehmen."
Zitiert der Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Hamburg, Günter Hörmann die Lidl-Werbung. Der Discounter betreibe hier Schönfärberei, weiß Miriam Saage-Maaß vom Europäischen Zentrum für Menschenrechte, ECCHR. Gemeinsam mit der Kampagne für saubere Kleidung hat das ECCHR eine Studie in Auftrag gegeben: Untersucht wurden die Arbeitsbedingungen von vier Zuliefererfirmen, die im Auftrag Lidls arbeiten:
"Dabei ist herausgekommen, dass die von Lidl behaupteten Arbeitsrechte, die gewahrt würden, nicht gewahrt werden. Insbesondere, dass es massive Überstunden gibt, die zwischen 69 und 79 Stunden pro Woche betragen. Wobei die ILO-Konvention, auf die sich auch Lidl bezieht, eine maximale Arbeitszeit von 48 Stunden pro Woche plus zwölf Stunden Überstunden erlauben."
Außerdem werde die Gewerkschaftsarbeit massiv unterdrückt: Dies gehe von Kündigungen bis hin zu Androhung von körperlicher Gewalt. Frauen, die hauptsächlich in diesen Betrieben arbeiten, sind extremer Diskriminierung ausgesetzt. Suma Sarker ist 23 Jahre alt. Sie kommt aus dem Norden Bangladeshs und arbeitet seitdem sie 13 ist als Näherin:
"Ich gehe jeden Tag um acht Uhr zur Arbeit. Meist arbeite ich bis 19 Uhr, aber oft auch bis 22 Uhr am Abend. Mittags habe ich eine Stunde Pause. Im Vergleich zu meiner Arbeit ist der Lohn sehr niedrig. Normalerweise bekomme ich 29 Euro im Monat. Das bei einer normalen Arbeitszeit von acht bis 17 Uhr. Aber ich mache jeden Tag Überstunden, sodass ich am Ende des Monats 50 Euro Gehalt bekomme. Damit ist es schwer zu leben."
Zurzeit arbeitet Suma in einer Fabrik im Norden der Hauptstadt Dhaka. Sie lebt mit ihren beiden Schwestern zusammen, die ebenfalls als Näherinnen arbeiten. Ihren zweijährigen Sohn, der bei ihrer Mutter in ihrem Heimatort lebt, sieht sie nur selten.
"Es spielt keine Rolle, ob ich die Arbeit mag oder nicht. Ich muss es machen. Aber ich habe Hoffnung. Ich arbeite sehr hart, ich möchte dafür besser bezahlt werden, und ich möchte, dass unsere Arbeitsbedingungen besser werden."
Ob Suma Sarker in einer Fabrik arbeitet, die für Lidl produziert – das lässt sich nur schwer feststellen. Denn häufig arbeiten die großen Billighandelsketten mit Subunternehmen zusammen. Durch den Konzentrationsprozess im Einkauf haben die Discounter wie zum Beispiel Lidl und Kik eine gewaltige Macht entwickelt. Dadurch drücken Sie die Preise, kürzen Lieferfristen. Lidl verweist in der Öffentlichkeit immer wieder auf seine Mitgliedschaft bei der Business Social Compliance Initiative, kurz BSCI. Diese internationale Initiative des Einzelhandels setzt sich für Sozialstandards bei den Lieferanten ein. Auf den Produkten von Lidl stehe drauf: Fair und sozial.
"Nur: Wo fair und sozial draufsteht, muss auch fair und sozial drin sein. Wenn das nicht der Fall ist, verstößt das gegen das Wettbewerbsrecht. Und in solchen Fällen haben Verbraucherzentralen die Möglichkeit, diese Werbung abzumahnen, und auf Unterlassung einer solchen Werbung zu pochen."
Genau das hat die Verbraucherzentrale Hamburg getan: Lidl hat die geforderte Unterlassungserklärung verweigert. Nun wurde seitens der Verbraucherschützer Klage gegen das Unternehmen eingereicht – wegen eben jenes Verstoßes gegen das Wettbewerbsrecht. Lidl wollte gegenüber dem Deutschlandfunk keine Stellungnahme abgeben.