Eine Stellungnahme des Nationalen Sicherheitsrats (NSC) legt nahe, dass Washington die Schuld für die Tragödie wohl bei der saudi-arabisch geführten Militärallianz sieht. Nur sie fliegt im Jemen Angriffe. Die Sicherheitszusammenarbeit mit dem sunnitischen Königreich sei kein Blankoscheck und die Berichterstattung über den Vorfall zutiefst verstörend, erklärte NSC-Sprecher Ned Price.
Bombardierung einer Trauerfeier
Der Luftangriff auf eine Trauerhalle in Jemens Hauptstadt Sanaa ist einer der schwersten seit Beginn des Bürgerkriegs. Neuen UNO-Angaben zufolge wurden dabei laut Vertretern der Gesundheitsbehörden mehr als 140 Menschen getötet und mindestens 525 verletzt.
Unter den Toten und Verwundeten waren Sicherheitskreisen zufolge schiitische Huthi-Rebellen, die gegen die von Saudi-Arabien und anderen sunnitischen Golfstaaten unterstützte Regierung von Präsident Abed Rabbo Mansur kämpfen.
Auch wenn die US-Regierung Saudi-Arabien bei der Verteidigung des eigenen Staatsgebiets unterstütze, "müssen und werden wir weiterhin unsere ernsten Bedenken zum Ausdruck bringen über den Konflikt im Jemen und darüber, mit welchen Mitteln er geführt wird", erklärte Price. "Wir haben eine sofortige Überprüfung unserer bereits deutlich reduzierten Hilfe für das saudi-arabisch geführte Bündnis eingeleitet."
Der für den Jemen zuständige UNO-Nothilfekoordinator Jamie McGoldrick erklärte, die humanitären Helfer im Land seien "erschüttert und entsetzt" über den Luftangriff. Er erinnerte die Kriegsparteien, dass sie dem Völkerrecht zufolge verpflichtet seien, Zivilisten und zivile Infrastruktur zu schützen. Die internationale Gemeinschaft müsse Druck und Einfluss auf alle Parteien erhöhen, um abzusichern, dass Zivilisten geschützt seien. "Diese Gewalt gegen Zivilisten im Jemen muss sofort aufhören."
Militärkoalition kündigt Ermittlungen an
Das Militärbündnis teilte laut der saudi-arabischen Agentur SPA mit, es kenne die Berichte über die "bedauerliche und schmerzliche Bombardierung" der Trauerhalle und werde den Fall zusammen mit US-Experten sofort untersuchen. Die Streitkräfte des Bündnisses hätten klare Anweisungen, keine belebten Gebiete anzugreifen und zivile Opfer zu vermeiden. Ein Schuldeingeständnis ließ sich aus der verbreiteten Stellungnahme nicht herauslesen.
Jemens Hauptstadt Sanaa ist seit September 2014 unter der Kontrolle der Huthis, die gegen Truppen der Regierung von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi kämpfen. Die Angriffe des saudi-arabischen Bündnisses hatten im März 2015 begonnen und trafen neben Huthi-Stellungen immer wieder auch humanitäre Einrichtungen, Märkte oder Hochzeitsgesellschaften. Viele Unbeteiligte wurden dabei getötet. Die USA stützten den Kurs Saudi-Arabiens bislang und verlangen von den Huthis, sich aus den großen Städten im Jemen zurückzuziehen sowie ihre Waffen abzugeben.
(fwa/bor)