Am 13. Februar 1945, einem kalten Faschingsdienstag, herrschte unter den wenigen noch überlebenden Juden in Dresden eine äußerst gedrückte Stimmung. Denn am Vormittag war ihnen mitgeteilt worden, dass sie deportiert werden sollten. Was das bedeutete, war allen klar. Am Abend, kurz vor 22.00 Uhr, ertönte Fliegeralarm. In seinem Tagebuch hielt Victor Klemperer fest:
"Man hörte sehr bald das immer tiefere und lautere Summen nahender Geschwader, das Licht ging aus, ein Krachen in der Nähe. Pause des Atemholens, man kniete geduckt zwischen den Stühlen, aus einigen Gruppen Wimmern und Weinen – neues Herankommen, neuer Einschlag. Ich weiß nicht, wie oft sich das wiederholte."
"Man hörte sehr bald das immer tiefere und lautere Summen nahender Geschwader, das Licht ging aus, ein Krachen in der Nähe. Pause des Atemholens, man kniete geduckt zwischen den Stühlen, aus einigen Gruppen Wimmern und Weinen – neues Herankommen, neuer Einschlag. Ich weiß nicht, wie oft sich das wiederholte."
Dresden blieb lange verschont
Bislang war Dresden von Luftangriffen verschont geblieben. Doch Ende Januar 1945 entschied das britische Bomber Command, die schöne Barockstadt an der Elbe auf die Zielliste zu setzen. Dresden war ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, und es ging den Alliierten darum, die Verlegung deutscher Truppen an die Ostfront zu behindern und dadurch den Vormarsch der Roten Armee zu unterstützen. Gleichzeitig sollte in der mit über 200.000 Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten überfüllten Stadt ein Höchstmaß an Chaos und Zerstörung angerichtet werden, um dem sowjetischen Verbündeten die Vernichtungskraft der alliierten Luftstreitmacht vor Augen zu führen.
In der Einweisung der Bomberbesatzungen am Nachmittag des 13. Februar hieß es:
"Die Ziele des Angriffs bestehen darin, den Feind an einer Stelle zu treffen, wo er es am meisten spürt, und den Russen nebenbei zu zeigen, wenn sie die Stadt erreichen, was das Bomber Command anrichten kann."
Große Teile der Altstadt standen in Flammen
Auf die erste Angriffswelle nach 22.00 Uhr folgte eine zweite nach Mitternacht. Danach standen große Teile der Altstadt in Flammen. Ein gewaltiger Feuersturm breitete sich mit rasender Geschwindigkeit aus. Ein Student, dem es gelang, sich zum Elbufer durchzuschlagen, erinnerte sich:
"Nur wer in solch einem Flammenmeer gewesen ist, kann ermessen, was es bedeutet, mit der sauerstoffarmen Luft zu atmen und außerdem gegen einen entsetzlich heißen, alle Augenblicke umschlagenden Feuer- und Luftstrom anzukämpfen.
"Nur wer in solch einem Flammenmeer gewesen ist, kann ermessen, was es bedeutet, mit der sauerstoffarmen Luft zu atmen und außerdem gegen einen entsetzlich heißen, alle Augenblicke umschlagenden Feuer- und Luftstrom anzukämpfen.
Meine Lungen keuchen – die Knie sind mir langsam weich geworden. Es ist fürchterlich! Einzelne, vor allem ältere Leute, bleiben zurück, setzen sich apathisch auf die Straße oder auf Trümmer und gehen an Sauerstoffmangel zugrunde."
Dass der Angriff auf Dresden so verheerende Ausmaße annahm, hatte mehrere Ursachen. Die örtliche Parteileitung hatte es versäumt, für große Luftschutzbunker zu sorgen. Die meisten Altstadtbewohner erlebten den Feuersturm in notdürftig zu Schutzräumen umgewandelten Kellern, die für viele zur tödlichen Falle wurden. Außerdem war die Luftabwehr vollkommen unzureichend. Flakgeschütze waren abgebaut und an die Front transportiert worden. Nicht ein einziger deutscher Nachtjäger stieg auf, um die britischen Bomber zu attackieren. So konnten die Lancaster-Maschinen ihre mehrere tausend Pfund schwere Last ungehindert über dem genau markierten Zielgebiet abwerfen.
Die NS-Führung beeilte sich, das Dresdner Inferno für die eigene Propaganda nutzbar zu machen. So berichtete das Mitglied einer Propagandakompanie:
"Ich sah noch keine Stadt, an der sich der verbrecherische Vernichtungswille unserer Feinde so satanisch austobte wie hier in Dresden. Weit entfernt ist diese barbarische, teuflische Kriegführung, die Mord, Terror und Verbrechen auf ihre Fahnen geschrieben hat, von unserer Auffassung eines Krieges, auch eines totalen Krieges, im weitesten Sinne des Wortes."
"Ich sah noch keine Stadt, an der sich der verbrecherische Vernichtungswille unserer Feinde so satanisch austobte wie hier in Dresden. Weit entfernt ist diese barbarische, teuflische Kriegführung, die Mord, Terror und Verbrechen auf ihre Fahnen geschrieben hat, von unserer Auffassung eines Krieges, auch eines totalen Krieges, im weitesten Sinne des Wortes."
Propagandaministerium fälschte Angabe von Toten
Das Propagandaministerium hängte an die in einem Polizeibericht geschätzte Zahl von 25.000 Toten einfach eine Null an, um die Dimension der Katastrophe zu vergrößern – eine Fälschung, die die öffentliche Meinung im Ausland gegen die Alliierten mobilisieren sollte. Die meisten Opfer wurden in Massengräbern auf dem Friedhof am Rande der Stadt beigesetzt. Fast 7.000 wurden auf dem Dresdner Altmarkt auf Stahlträgern gestapelt und verbrannt. So schrecklich der Angriff auf Dresden auch war – für Victor Klemperer bedeutete er die Rettung. Im allgemeinen Chaos entfernte er den gelben Stern von seiner Kleidung und schlug sich mit seiner Frau in einer wahren Odyssee bis in ein bayerisches Dorf durch, wo sie das Kriegsende erlebten.