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Luftfahrt
"Piloten sind Teil der Sicherheitskette"

Nach dem Germanwings-Unglück am Dienstag zieht die Luftfahrtbranche Konsequenzen: Im Cockpit deutscher Airlines wird die sogenannte Zwei-Personen-Regel eingeführt.

Von Brigitte Scholtes |
    Blick in das Cockpit des verunglückten Airbus A320 mit der Kennung D-AIPX der Fluggesellschaft Germanwings. Das Bild entstand am 22.03.2015 auf dem Flughafen in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) nach einem der letzten Flüge vor dem Absturz der Maschine in
    Das Cockpit der Airbus-Maschine wenige Tage vor dem Absturz (Marius Palmen/dpa)
    Man habe sich mit dem Bundesverkehrsministerium und dem Luftfahrt-Bundesamt geeinigt, sagte Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Luftverkehrswirtschaft nach einem Treffen:
    "Wir führen in einem ersten Schritt ein neues vorläufiges Verfahren ein, das sicherstellt, dass in den Cockpits unserer Flugzeuge stets zwei autorisierte Personen anwesend sind."
    Keine voreiligen Schlüsse ziehen
    Die Deutsche Lufthansa will dieses neue Verfahren so schnell wie möglich umsetzen und zieht darüber hinaus weitere Konsequenzen: Gab es bisher nur einen Sicherheitspilot bei jeder der Konzernfluggesellschaften, also etwa bei der Kern-Lufthansa, bei Swiss oder auch Germanwings, so gibt es den nun zusätzlich auch im Konzern. Die Pilotenvereinigung Cockpit begrüßt dieses schnelle Handeln, Vorstandsmitglied Markus Wahl mahnt aber auch zur Vorsicht:
    "Wir fordern aber auch auf der anderen Seite auch natürlich, dass man, bevor man denn finale Schlüsse zieht, abwarten muss, bis denn auch das komplette Bild der Flugunfalluntersuchung abgeschlossen ist. Es gibt immer noch Lücken. Und nach Abschluss einer solchen Untersuchung wird sich sicherlich zeigen, inwieweit man Verfahren weiterentwickeln muss, inwieweit man neue Verfahren einführen muss, um dann auch die richtige Lösung für das komplette Problem, das dann bekannt ist, zu finden."
    Vieraugenprinzip bietet keine vollständige Sicherheit
    Denn auch das Vieraugenprinzip bietet nicht vollkommene Sicherheit. Die Nachteile müsse man in Ruhe diskutieren, sagen auch die Piloten. Markus Wahl warnt zudem:
    "Es ist aber auch wichtig, dass man die Cockpitbesatzungen nicht unter Generalverdacht stellt. Piloten sind Teil der Sicherheitskette und nicht ein Problem in der Sicherheitskette"
    Schon gestern hatten einige Fluggesellschaften angekündigt, diese neuen Sicherheitsvorschriften sofort einzuführen, darunter Easyjet, TUIfly, aber auch Air Berlin. Sicherheit sei die Grundlage ihres Geschäftsmodells, sagte Air Berlin-Chef, Stefan Pichler heute. Daran dürfe man nicht sparen. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft hatte gestern Abend schon einen Netto-Rekordverlust zwischen 361 und 387 Millionen Euro verkündet - so genau wisse man das noch nicht, weil noch nicht alle Kosten für die Sanierung klar seien. Pichler, der erst seit Anfang des Monats im Amt ist, will exakte Zahlen Ende April vorlegen. Auch der Schuldenberg ist weiter gewachsen auf nun 810 Millionen Euro. Der neue Chef will das Flugangebot schrumpfen und den Vertrieb ausbauen. Und Air Berlin setzt auch auf alt Bewährtes, sagt Unternehmenssprecher Aage Dünhaupt:
    "Das große Standbein der Air Berlin ist die Touristik. Da ist Air Berlin groß geworden. Die Verkehre nach Palma, mit denen es mal angefangen hat, auch aus Berlin heraus, das wird auch für die Zukunft ein Standbein der Air Berlin sein, und das ist ein Vorteil, den wir gegenüber all unseren Mitkonkurrenten haben. Die Konstruktion, dass wir auch die Langstrecke nach Nordamerika fliegen oder touristische Langstreckendestinationen wie in die Karibik, hat sich in der Vergangenheit auch als profitabel herausgestellt."
    Die genaue Strategie muss das Unternehmen noch mit Großaktionär Etihad und dem Aufsichtsrat abstimmen. 2016 sollen die Gewinnschwelle erreicht