Archiv

Lufthansa
Die einen streiken, die anderen bauen den Konzern um

Nach dem Streik ist vor dem Streik: Lufthansa-Kunden müssen sich am Donnerstag schon wieder auf Ausfälle und Verspätungen einstellen. Derweil macht der Konzern bei seinem geplanten Umbau Nägel mit Köpfen und baut sein Billigangebot aus. Allerdings wird Germanwings wohl beinah verschwinden.

04.12.2014
    Außenansicht eines Cockpits einer Lufthansa-Maschine in Frankfurt am Main.
    Die Lufthansa-Piloten wollen schon morgen erneut streiken. (imago/Westend61)
    Wie die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) mitteilte, sollen von 3 Uhr an bis Mitternacht Langstrecken- und Frachtflüge bestreikt werden, Flüge auf der Kurz- und Mittelstrecke sowie der Lufthansa-Tochter Germanwings bleiben verschont. Die Lufthansa gab sich überrascht von dem erneuten Streikaufruf: "Wir können keinen Sinn darin sehen, dass während eines noch laufenden Ausstands bereits ein neuer Ausstand angekündigt wird", sagte ein Sprecher. Die Piloten sollten an den Verhandlungstisch zurückkehren. Nur dort könne der Tarifkonflikt gelöst werden.
    Das Unternehmen arbeitet nun an einem Sonderflugplan. Wie viele Flüge ausfallen, könne man noch nicht absehen, hieß es - "aber wohl eine sehr große Zahl". Während des gerade zu Ende gegangenen Streiks von Montag bis in die Nacht zu Mittwoch waren knapp 1.400 Flüge gestrichen worden und 150.000 Passagiere am Boden geblieben. In dem Tarifkonflikt, der nun schon mehrere Monate andauert, geht es einerseits um die Übergangsrenten für die rund 5.400 Piloten von Lufthansa, Germanwings und Lufthansa Cargo - andererseits aber auch um den künftigen Kurs des Konzerns.
    Germanwings wird fast verschwinden
    Der Aufsichtsrat brachte am Mittwoch einen massiven Ausbau des Billigangebots auf den Weg. Damit will die Lufthansa anderen europäischen Billigfliegern wie Ryanair oder Easyjet im harten Preiskampf die Stirn bieten. Lufthansa-Chef Carsten Spohr setzt dabei voll auf die Marke Eurowings. Die bereits bestehende Tochtergesellschaft erhält größere Flugzeuge und soll künftig kostengünstige Direktflüge sowohl innerhalb Europas als auch auf der Langstrecke anbieten. Die erst 2013 neu aufgestellte Billigmarke Germanwings wird im kommenden Jahr weitgehend verschwinden. "Wir wollen in ganz Europa erfolgreich sein, und da bietet sich der Markenname Eurowings besser an als Germanwings, wenn die Maschine künftig von Österreich nach Spanien fliegt", sagte Spohr.
    Die günstigere Kostenstruktur soll durch geringere Personalkosten bei Piloten und Kabinen-Crew sowie für Wartung und Flugbetrieb erreicht werden. Die Piloten bei Eurowings verdienen deutlich weniger als ihre Kollegen bei der Lufthansa, die unter den Konzerntarifvertrag fallen.
    In den Flugzeugen des Lufthansa-Konzerns arbeiten derzeit insgesamt knapp 9.100 Piloten, von denen aber nur die rund 5.400 nach Konzerntarifvertrag bezahlt werden.
    (swe/tgs)