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Lufthansa geht auf starken Sparkurs

Die Lufthansa ist bei Weitem nicht die einzige Fluggesellschaft, die derzeit mit hohen Kerosinpreisen, immer neuen Abgaben und Steuern zu kämpfen hat. Um Wettbewerbsfähig zu bleiben, hat sich die Fluggesellschaft von ihrem Problemkind BMI getrennt.

Von Brigitte Scholtes |
    Die ungeliebte Tochter BMI, British Midland, ist die Lufthansa los. Die Airline-Holding IAG, Muttergesellschaft von British Airways und Iberia, hat die Übernahme abgeschlossen. Dabei muss Lufthansa jedoch einen Abschlag vom Kaufpreis hinnehmen, der ursprünglich mit umgerechnet 207 Millionen Euro angesetzt war. Denn sie konnte nicht wie vereinbart zwei Regionalflugtöchter von BMI an andere Käufer veräußern. Außerdem muss Lufthansa noch umgerechnet knapp 103 Millionen Euro in den BMI-Pensionsfonds nachschießen. Stefan Schöppner, Analyst der Commerzbank:

    "Jetzt führt das zu einem Einmalaufwand, ich tipp' mal, in diesem Quartal, und dafür erspart sich die Lufthansa dann eben zukünftige Verluste."

    BMI ist jedoch nur ein Problem, das die Lufthansa lange gedrückt hat. Ein weiteres ist Austrian Airlines. Doch dort scheint es immerhin jetzt Fortschritte zu geben: Deren Flugbetrieb wird auf die Regionalflugtochter Tyrolean übertragen. Bei der gilt ein günstigerer Tarifvertrag. Die 600 Piloten und 1500 Flugbegleiter der Austrian Airlines, die das betrifft, müssen zwar aktuell keine Einbußen ihrer Gehälter hinnehmen, aber künftig werden die schwächer und nicht mehr automatisch steigen. Eine weitere positive Nachricht für den Lufthansa-Konzern, meint Analyst Schöppner:

    "Das ist ein wichtiger Schritt für die Sanierung der AUA, das wird man dann sehen, wie das operative Geschäft weiterläuft. Aber in zweiter Sicht, was auch wichtig ist, zeigt es, dass der Vorstand entschlossen ist, die Kostenseite konsequent anzugehen. Das ist auch ein Zeichen für das Passagiergeschäft der Lufthansa selber, dass man dort bereit ist, neue Wege zu gehen und wenn es notwendig ist, Kostenpotenziale zu erschließen."

    Daran lässt Lufthansa-Chef Christoph Franz seit seinem Amtsantritt Anfang 2011 keinen Zweifel. Seine Geduld mit den verlustbringenden Töchtern ist jedenfalls endlich, das hatte er vor wenigen Wochen nochmals bekräftigt:

    "Wir werden aber weder die Austrian Airlines noch andere Bereiche im Konzern, die keine positive Ergebnisperspektive haben, dauerhaft durchfüttern oder subventionieren können."

    Franz will die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns erhöhen. Dazu soll bis 2014 das Ergebnis nachhaltig um 1,5 Milliarden Euro gesteigert werden. Das geht nicht nur mit Einsparungen. Dazu gehört mehr, erklärt Stefan Schöppner von der Commerzbank:

    "Die Veränderung der Denkweise geht dahin, dass die Lufthansa eigentlich jetzt unterscheidet zwischen der Langstrecke und der Kurz- und Mittelstrecke und weniger unterscheidet in die einzelnen Marken, die dann dahinter stehen, ob das jetzt Austrian ist oder Swiss oder Lufthansa-Linie selber oder auch Germanwings. Das spielt keine Rolle mehr, sondern die Lufthansa guckt sich die Produkte an und wird sagen: Wir wollen auf der Mittelstrecke für den Kunden, der dann bei dem Konzern bei uns bucht, ein ziemlich einheitliches Produkt und eins auf der Langstrecke. Und ob dann am Ende Germanwings fliegt oder ob Lufthansa fliegt oder Austrian, das soll dann der Lufthansa egal sein. Und auch der Kunde soll dahin kommen, dass er überall eine gleiche Qualität kriegt, sodass es für den Kunden auch egal ist."

    Das dürfte auch bedeuten, dass es auf den Kurz- und Mittelstrecken weniger Service, dafür aber häufigere Flüge gibt, auf der Langstrecke jedoch dürfte der Service weiter groß geschrieben werden.