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Lufthansa günstig - mit Germanwings

Noch ist die Lufthansa mitten in den Schlichtungsverhandlungen für die rund 18.000 Lufthansa-Flugbegleiter. Dennoch stellte sie heute schon einmal ihre Pläne zum Ausbau ihrer Billigfluglinie Germanwings vor.

Von Brigitte Scholtes |
    Von 2013 an werden alle Direktflüge innerhalb Deutschlands und Europas im Lufthansa-Konzern von Germanwings übernommen, der bisherigen Billigtochter der Kranichlinie. Das gilt nicht für die Drehkreuze Frankfurt und München: Flüge, die dort starten und landen, häufig sind das Zubringerflüge für die Langstrecke, werden weiter von der Lufthansa selbst angeboten. Mit dieser Lösung will der Konzern auch weiter seinen Heimatmarkt Deutschland bedienen. Und das kostengünstig, sagt Lufthansa-Chef Christoph Franz:

    "Günstig, aber nicht billig. Und damit eben auch attraktiv für Geschäftsreisende. Wir haben uns bewusst für den Markennamen Germanwings entschieden, um auch bei der Namensgebung bereits die Trennung der Geschäftsmodelle zu dokumentieren und damit auch die Erwartungshaltung unserer Kunden. Bekomme ich dann alle Elemente, die mit der Premiummarke Lufthansa verknüpft sind, dann auch, wenn ich einen Germanwings-Flug mache? Dass wir das von vornherein auch entsprechend kanalisieren."

    Denn es gehe um Kosteneinsparungen, machte Franz klar. Die seien unerlässlich, denn seit Jahren schreibe man innerhalb Europas Verluste. Und anders, als in den Jahren zuvor, sei man auch auf der Langstrecke unter Druck. Die Gewinne in diesem Bereich reichten also nicht mehr aus, um die Verluste auf der Kurzstrecke auszugleichen. Deshalb gehe an dieser Lösung kein Weg vorbei, machte Franz deutlich:

    "Dieses ganze Unternehmen ist eine positive unternehmerische Chance, dass wir in einem Marktsegment Präsenz erhalten können, was wir alternativ nicht und in keinem Fall so weiter betreiben würden, wie wir das heute betreiben. Also sich vorzustellen, man führt dann Gespräche, kommt nicht zusammen und dann geht alles weiter so wie bis heute, ist eine Vorstellung, die an der Realität vorbeigeht. Sondern wir müssten uns dann alternativ aus den Märkten zurückziehen. Und dann würden wir dann einfach bestimmte Märkte unseren Wettbewerbern in welcher Geschwindigkeit auch immer dann überlassen müssen."

    Diese Wettbewerber sind die anderen Billigflieger wie Ryanair oder Easyjet. Der Ausbau der Germanwings, die ihren Standort in Köln haben wird, stößt aber auf den Widerstand der Flugbegleiter. Deren Gewerkschaft, die gerade Schlichtungsverhandlungen mit der Lufthansa führt, will verhindern, dass die 2000 Flugbegleiter der neuen Germanwings weniger verdienen als ihre Kollegen bei Lufthansa. Angeblich sei auch schon mit Entlassungen gedroht worden, wenn die Mitarbeiter sich den Plänen verweigerten. Das stritt der Lufthansa-Chef jedoch ab:

    "Der Wechsel der Kabine ist ein Thema, das wir lösen müssen, das wir sozialpartnerschaftlich lösen müssen. Es wird natürlich eine theoretische Option sein, dass Mitarbeiter zu den heutigen Geschäftsbedingungen beispielsweise von Frankfurt oder München aus künftig eingesetzt werden. Wie das aber genau abläuft, wie das passiert, das ist glaube ich etwas, das wir hier heute nicht adressieren sollten, weil wir das den laufenden Gesprächen mit den Sozialpartnern vorbehalten. Eins ist klar: Wir werden hier heutigen Mitarbeiter nicht jetzt irgendetwas am Grundgehalt wegnehmen."

    Sollten die Pläne durchgehen, soll Germanwings von 2015 an Gewinne erzielen.