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Lufthansa Hauptversammlung
Kerzen für die Opfer und ein Kondolenzbuch

Rund einen Monat nach dem Germanwings-Absturz in den französischen Alpen stellt sich die Lufthansa in Hamburg ihren Aktionären. Sonst eine Gelegenheit für Anleger, Kritik am Kurs des Unternehmens zu äußern. Doch unter dem Eindruck des Unglücks ist diese Hauptversammlung für Lufthansa und die Aktionäre nicht "business as usual".

Von Axel Schröder |
    Kerzen stehen zum Gedenken an die Opfer vor einem Schild mit den Buchstaben des Fluges 4U9525.
    Kerzen stehen zum Gedenken an die Opfer vor einem Schild mit den Buchstaben des Fluges 4U9525. (Axel Schröder)
    Schon im Erdgeschoss des Hamburger Congress-Centrums, sozusagen am Check-in-Schalter für die Lufthansa-Aktionäre, ist auf Fernsehmonitoren das in Schwarz gehaltene Germanwings-Logo zu sehen. Darunter die Worte "In deep Sorrow", "In tiefer Trauer". Und eine Etage darüber, gegenüber dem Eingang zum Versammlungssaal hat die Fluggesellschaft eine Kondolenzecke eingerichtet. Einen schwarzen Kubus, darauf die Flugnummer der am 24. März abgestürzten Germanwings-Maschine. Kerzen für die Opfer und ein Kondolenzbuch für Einträge der Aktionäre. Viele trugen sich ein, auch wenn es nun darum gehe, so die weitverbreitete Meinung, nach vorne zu schauen.
    "Eine Fluggesellschaft kann und muss nach vorne schauen! Es gibt ja kein Zurück und keinen Stillstand. Sonst wäre sie nicht mehr existent."
    "Natürlich ist man tief betroffen und hat sich die ersten Tage damit viel beschäftigt!"
    "Es ist traurig, wenn man daran denkt. Aber man kann ja nichts ändern."
    Opfer niemals vergessen
    Gleich zu Beginn der Hauptversammlung wurde in einer Schweigeminute der Opfer des Absturzes gedacht. Nach Lufthansa-Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber erinnerte auch Vorstandschef Carsten Spohr an das Unglück:
    "Meine Damen und Herren! Das Unglück hat uns verändert! Und wird für immer Spuren in unserem Unternehmen hinterlassen. Wir alle sind enger zusammengerückt. Wir alle werden diesen 24. März des Jahres 2015 niemals vergessen. Und wir werden diese Opfer dieses schrecklichen Unglücks niemals vergessen!"
    Sechs Minuten lang sprach Spohr über die Folgen des Absturzes und richtete dann den Blick auf die durchwachsene Bilanz des Konzerns für 2014, des ersten Jahres mit ihm an der Spitze:
    "Die letzten zwölf Monate waren, wie sie alle wissen, nicht der Start, den ich mir gewünscht hätte. Wirtschaftliche und politische Krisen haben unser Ergebnis ebenso belastet wie die zahlreichen und zum Teil massiven Streiks."
    Gesamtschlichtung aller strittigen Punkte
    Diese Streiks kosteten Lufthansa rund 220 Millionen Euro und drückten den Gewinn des Unternehmens auf 55 Millionen Euro. Bei Umsätzen von immerhin 30 Milliarden Euro. Um weitere Zusatzkosten durch streikendes Personal zu vermeiden, hat der Konzern der Pilotenvereinigung Cockpit heute Morgen eine Gesamtschlichtung aller strittigen Punkte angeboten. Ausgehandelt werden müssen insgesamt sechs Tarifverträge.
    Keine Dividendenausschüttung
    Es geht um das Gehalt, die Übergangsversorgung und um die Betriebsrenten von rund 5.400 Piloten im Unternehmen. Noch in dieser Woche, heißt es, könne die Suche nach einem Schlichter für den Tarifkonflikt starten. Vorstandschef Carsten Spohr verkündete heute auch die schon erwartete, vor allem für die Aktionäre schlechte Nachricht: in diesem Jahr wird es keine Dividendenausschüttung geben:
    "Ich verspreche ihnen aber, dass wir hart daran arbeiten werden, auch mit unseren wirtschaftlichen Ergebnissen zur Weltspitze aufzuschließen. Wir wollen nicht nur zufriedene Kunden, wir wollen auch sie, unsere Aktionäre zufriedenstellen und ihnen wieder regelmäßig eine Dividende zahlen können!"
    Helfen soll dabei das Konzern-Programm "7to1". Mit sieben Maßnahme-Paketen soll sich Stellung der Fluggesellschaft und ihrer Tochterfirmen im internationalen Wettbewerb verbessern. Für das laufende Jahr rechnet Carsten Spohr mit Steigerung des operativen Gewinns um 300 Millionen Euro auf dann 1,5 Milliarden Euro.